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Schmuck Billig-Ästhetik

Wie glitzernde Plastik-Haarspangen zum teuren Hype werden

Redakteurin LIFESTYLE
Die Spangen von Maanesten gibt es im Luxuskaufhaus zu kaufen Die Spangen von Maanesten gibt es im Luxuskaufhaus zu kaufen
Die Spangen von Maanesten gibt es im Luxuskaufhaus zu kaufen
Quelle: Maanesten
Sie haben mal ein paar Euro gekostet, jetzt ist es mehr als das Zehnfache: Knallige Haarspangen, mit Strass besetzt, auf denen „Glamour“, „moody“ oder „Champagne“ steht. Wie konnte es so weit kommen?

Es handelt sich nur um ein bisschen Plastik mit Strass-Besatz. Bunte Haarspangen, die made in China nicht mehr als ein paar Euro kosten. Man kennt sie aus der Beauty-Ecke in Ein-Euro-Shops oder aus Billig-Drogerien. Sie wurden als „Cindy-aus-Marzahn-Style“ belächelt, höchstens als praktische Helfer anerkannt, mit denen sich störendes Haar beim Staubsaugen nachlässig wegklemmen ließ. Doch plötzlich gibt es die billigen Klammern auch bei den großen Modeketten und sogar im Luxuskaufhaus zu kaufen.

Ganz neu ist diese Dynamik nicht. Ästhetisch fragwürdiges wird gerne mal ausgeborgt, um sich aus Provokation oder Spaß damit zu schmücken. Und auch Plastik, wie Crocs oder lange künstliche Fingernägel, landet immer mal wieder auf der großen Modebühne. Doch absurd wird es, wenn sich der Hype derart auf den Preis auswirkt wie bei den funkelnden Haarklammern.

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Selbst bei H&M kostet ein Exemplar in Schmetterlingsform und mit holografischem Finish acht Euro. Bei Arket, dem etwas teurerem Ableger der Fast Fashion-Kette, der die Plastik-Klammern vermutlich am Ende aus der gleichen Fabrik bezieht, zahlt man für eine mit Perlmutt-Schimmer schon 15 Euro. Das esoterisch angehauchte dänische Schmuck-Label Maanesten verkauft Pastellversionen im Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe für 50 Euro. Beim Onlineshop Lindace ist eine rosa Variante, auf der in pinker Schreibschrift „glamourous“ steht, schon ausverkauft. Das gleiche Modell – nur in Gold mit glitzerndem „Champagne“-Schriftzug – kostet 35 Euro. Preise, bei denen nicht nur Cindy aus Marzahn in ihren Prosecco prusten würde. Doch wer bei Rudis Resterampe ein Exemplar erstehen möchte, würde dort nur mit viel Glück noch eines finden, denn die TikTok-Teenies haben den Laden bereits geplündert.

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Die Glitzerspangen machen süchtig. Selten bleibt es bei der Anschaffung eines Exemplars. In Kopenhagen, der Stadt, in der sie zuerst auf Streetstyle-Fotos gesichtet wurden, hat der Schmuckhersteller Sui Ava aus dieser Erkenntnis ein florierendes Geschäft gemacht. Von außen sieht der knapp zehn Quadratmeter große Laden aus wie ein Candy-Store. In den Schaufenstern reiht sich ein mit Haarklammern beladener Glasbehälter an den nächsten, sortiert nach Regenbogenfarben. Beim Eintreten nimmt man sich eine rosa-weiß gestreifte Popcorn-Tüte, die man dann mit den zuckerwatterosanen, tintenblauen, giftgrünen und in Strass gewälzten Exemplaren befüllen kann. Der Preis wird nach Gewicht berechnet, wodurch der erschwingliche Charakter der Haarklammern erhalten bleiben soll. Beim Abkassieren der Tüte aber blättert man dann allerdings doch schnell mal sechzig Euro für eine Handvoll Klammern hin.

Im Gegensatz zu Luxus-Accessoires, die mit derselben Ästhetik des Billigen spielen, ist dieser Spaß trotzdem noch bezahlbar. Insbesondere in Zeiten, in denen alltägliches für jeden teuer wird, wird der kleine Luxus immer attraktiver. Jedenfalls möchte man sich ein Stück rosa Plastik bereitwilliger gönnen als einen Müllbeutel für 1790 Euro von Balenciaga. Und dank der glitzernden „Truffle“, „moody“ oder „golden“-Schriftzüge auf dem Stück Acryl in Marmor-Optik, versteht auch jeder, dass es sich hier vor allem auch um einen Gag handelt.

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