Archiv der Kategorie: Lebensqualität

„Das Finden und Erkennen der eigenen geschlechtlichen Identität“

Prof. Dr. Konstanze Plett arbeitet an der Universität Bremen im Fachbereich Rechtswissenschaft und im Zentrum Gender Studies. In diesem Artikel geht sie auf verschiedene Rechtsbereiche ein, die intersexuelle Menschen benachteiligen, führt verfassungswidrige Rechtnormen bzw. Auslegungen von Rechtsnormen auf und schlägt Gesetzesänderungen vor, die diesen Benachteiligungen entgegenwirken könnten.

Das Bundesverfassungsgericht hat in mehreren Entscheidungen das Recht auf „das Finden und Erkennen der eigenen geschlechtlichen Identität“ als zum allgemeinen Persönlichkeitsrecht gehörig bezeichnet, in das „nur bei Vorliegen besonderer öffentlicher Belange“ eingegriffen werden darf.

Zum Finden und Erkennen der eigenen geschlechtlichen Identität gehört vor allem Zeit. Soweit rechtliche Rahmenbedingungen Beteiligte unter Entscheidungsdruck setzen, sind sie deshalb verfassungsrechtlich bedenklich. Ob besondere öffentliche Belange vorliegen, die einen Eingriff rechtfertigen, bedarf jeweils einer sorgfältigen Prüfung. Weiterlesen

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Themenschwerpunkt: Aufklärung & Einwilligung, Lebensqualität, Personenstandsrecht

Zur Frage der Entschädigung

Christiane Völling ist 1959 mit AGS bei xx-chromosomalem Geschlecht zur Welt gekommen. Ihr wurde das männliche Geschlecht zugewiesen. 2009 zog sie wegen der an ihr vorgenommen chirurgischen Eingriffe und medizinischen Behandlungen, die ohne vorige Aufklärung und ausreichende Diagnostik stattfanden, mit einer Schadensersatzklage vor Gericht. In diesem Artikel erläutert sie die eigenen Erfahrungen sowie die dadurch entstanden Folgen und geht auf Möglichkeiten ein, zwischengeschlechtliche Menschen, denen Unrecht widerfahren ist, zu entschädigen.

Der Begriff „Intersexuelle Menschen“ beschreibt eine Gruppe von Menschen, die wegen ihrer angeborenen individuellen geschlechtlichen Realitäten und ihrer Entwicklung scheinbar besonders ist. Dabei erkennt man, wenn man genauer hinsieht, dass sich doch: Weiterlesen

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Themenschwerpunkt: Lebensqualität, Medizinische Eingriffe, Vernetzung & Hilfe

Sechs Stunden Schwarz auf Weiß

Bei der öffentliche Anhörung des Deutschen Ethikrates zur Situation von Menschen mit Intersexualität in Deutschland am 8. Juni 2011 wurden von Betroffenen und Experten verschiedene Thematiken aufgegriffen, die zwischengeschlechtliche Menschen betreffen. Hier finden Sie nun die Simultanmitschrift aus sechs Stunden Anhörung und Befragung und somit die gesamten Statements und Diskussionen, die auf der Veranstaltung vorgetragen bzw. geführt wurden: Simultanmitschrift der öffentlichen Anhörung zur Situation von Menschen mit Intersexualität.

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Themenschwerpunkt: Aufklärung & Einwilligung, Lebensqualität, Medizinische Eingriffe, Personenstandsrecht

„Intersexualität anerkennen statt auszulöschen“

Dr. Katinka Schweizer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Diplom-Psychologin am Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und redaktionelle Mitarbeiterin der Zeitschrift für Sexualforschung. In diesem Artikel beschreibt sie verschiedene Voraussetzungen, die nach ihrer Erfüllung zur Verbesserung der Lebensqualität intersexueller Menschen beitragen könnten und schildert, welche Bedeutung die Ausbildung einer eigenen Geschlechtsidentität dabei hat.

Die Vertiefung der kontroversen Thematik im Umgang mit Intersexualität durch den Deutschen Ethikrat ist zu begrüßen. Insbesondere die Ermöglichung des Dialogs zwischen Angehörigen verschiedener Berufsgruppen, Disziplinen, gesellschaftlichen Gruppen und Experten in eigener Sache ist bemerkenswert. Dies ist nicht selbstverständlich und insofern schon jetzt bedeutungsvoll, da das Sprechen über intersexuelle Phänomene lange nicht stattgefunden hat, oft begrenzt auf den medizinischen Diskurs war oder aufgrund von Sprach- und Verständigungsbarrieren immer wieder unterbrochen oder vorzeitig beendet wurde. Weiterlesen

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Themenschwerpunkt: Lebensqualität, Medizinische Eingriffe

Die Diskussion aus den gesellschaftlichen Höhlen holen

Dr. Michael Wunder ist Diplom Psychologe, Leiter des Beratungszentrums der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg und Mitglied im Deutschen Ethikrat. In seinem Artikel diskutiert er die derzeitige gesellschaftliche Situation zwischengeschlechtlicher Menschen, geht auf umsetzbare Möglichkeiten ein, die deren Lebensqualität verbessern können und erklärt, welch große Welten zwischen scheinbar ähnlichen Begrifflichkeiten liegen.

„Bist Du ein Junge oder ein Mädchen?“ wurde ein Kind in der Kita gefragt. Das Kind  war durch sein besonders hohes Springen auf dem Trampolin aufgefallen. „Ich bin beides“, war die Antwort des Kindes und die anderen Kinder staunten und fragten, ob das denn möglich sei. Das Kind ist intersexuell zur Welt gekommen und wurde im Geschlecht eines Mädchens erzogen. Als die Mutter den Kindern versicherte, dass dies möglich sei, waren sie zufrieden und gingen zum nächsten Thema über – so von der Mutter auf der Öffentlichen Anhörung des Ethikrates am 8. Juni 2011 berichtet. Weiterlesen

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Themenschwerpunkt: Integration & Diskriminierung, Lebensqualität, Vernetzung & Hilfe