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IdS: MoWiS – Forschungsprojekt mit spannenden Erkenntnissen

Integration durch Sport

MoWiS – ein Forschungsprojekt mit spannenden erkenntnissen

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Sport in BW sprach mit den Projektleitern Prof. Dr. Carmen Borggrefe (Uni Stuttgart) und Prof. Dr. Klaus Cachay (Uni Bielefeld).

MoWiS steht für „Migration und organisationaler Wandel in Sportvereinen“. Frau Borggrefe, was steckt hinter dem zugehörigen Forschungsprojekt? Wie ist die Studie angelegt?

Borggrefe: Es handelt sich um ein Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Das Projekt verfolgt vier zentrale Fragestellungen. Erstens: Wie lässt sich der unterschiedliche Anteil von Personen mit Migrationshintergrund in Sportvereinen erklären? Zweitens: Welche strukturellen Möglichkeiten und Grenzen zeigen sich in Sportvereinen im Hinblick auf interkulturelle Öffnung? Drittens: Inwiefern können Sportverbände Einfluss auf interkulturelle Öffnungsprozesse in Sportvereinen nehmen? Und viertens: Inwiefern lassen sich in Sportvereinen Prozesse der Integration beobachten? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden insgesamt 141 Interviews in Vereinen und Verbänden geführt. In Kooperation mit dem LSVBW sollen die Ergebnisse für die Praxis in den Vereinen und Verbänden nutzbar gemacht werden.

Herr Cachay, die Daten beziehen sich auf den Zeitraum 2017 bis 2020. Was sind die prägnantesten Ergebnisse?

Cachay: Das für die Verbände prägnanteste Ergebnis ist sicherlich, dass die aktuellen Integrationsprogramme nur sehr wenige Vereine erreichen und dort zum Teil auch unerwünschte segregative Effekte erzeugen, in dem Sinne, dass Personen mit Migrationshintergrund unter sich bleiben.

Wie lässt sich „interkulturelle Öffnung“ initiieren? Wie kann die Teilhabe von Mitgliedern mit Migrationshintergrund in Sportvereinen gefördert werden, Frau Borggrefe?

Borggrefe: Die aktuellen Integrationsprogramme sind nicht auf die zentralen Probleme der Vereinsentwicklung ausgerichtet und erzeugen deshalb nur wenig Resonanz. Will man die Vereine zu einer interkulturellen Öffnung bewegen, dann müssen die Programme auf die Gewinnung von Mitgliedern, auf Talentrekrutierung sowie die Gewinnung von Ehrenamtlichen ausgerichtet sein. Man darf kein altruistisches Verhalten von Vereinen erwarten.

Herr Cachay, wo liegen Chancen, wo Grenzen im Bemühen um Integration in und durch Sport?

Cachay: Ein zentraler Motor für Integration ist z. B. der Wettkampfsport. In diesen Gruppen entscheidet das sportliche Können, ob und in welchem Maße man dazugehört. Funktional äquivalent zu diesem Leistungsprinzip ist in Gruppen, in denen Sport nicht wettkampfmäßig betrieben wird, eine Kultur der Offenheit. Diese Kultur bewirkt, dass

niemand ausgeschlossen wird und dass nicht danach differenziert wird, ob man einen Migrationshintergrund hat oder nicht. In solchen Gruppen erfahren Mitglieder mit Migrationshintergrund Anerkennung und Akzeptanz und fühlen sich willkommen. Sie erfahren auch Hilfe bei der Bewältigung von Alltagsproblemen (Behördengänge, Arbeit, Schule), gleichwohl verbleibt man außerhalb des Sports weitgehend in seiner Community. Eine Integration über den Sport hinaus findet nur begrenzt statt.

Frau Borggrefe, wie können Sport(fach)verbände die Sportvereine bei diesem Prozess unterstützen?

Borggrefe: Will man im Hinblick auf die interkulturelle Öffnung von Sportvereinen vorankommen, dann gilt es unbedingt, die Sportfachverbände in die Umsetzung der mit Bundesmitteln geförderten und vom DOSB gesteuerten Integrationsprogramme einzubinden. Denn mit Ausnahme des DFB haben alle anderen Fachverbände bislang keine eigenen Integrationsprogramme etabliert. Den Fachverbänden ist allerdings zu raten, keine Veranstaltungen unter dem Label „Integration“ anzubieten, sondern dieses Thema Prof. Dr. Carmen Borggrefe an zentrale Vereinsprobleme, z.B. Foto: Jörg Dieckmann, Bielefeld Mitgliedergewinnung und Talentrekrutierung, zu binden. Im Zusammenhang mit solchen Themen lässt sich für Integration eher Resonanz erzeugen.

Am 23. November findet ein MoWiSWorkshop statt. Was erwartet die Teilnehmenden, Herr Cachay?

Cachay: Wir werden zentrale Problemstelankündigung MoWiS-Workshops lungen und Ergebnisse aus dem MoWiSund termine der Sportbünde: Projekt aufgreifen und mit den Teilneh„ 23.10.: IdS-Stützpunktvereinstagung menden Strategien für die Vereins- und „ inkl. MoWiS-Workshops 23.11., 11:00 – 14:00 Uhr: MoWiSWorkshop für LSVBW-Mitarbeitende und Verbandsarbeit diskutieren. n Jennifer Schagemann Fachverbände „ 23.11. abends: MoWiS-Workshop für Verbandsgebiet WLSB Weitere Informationen „ 30.11.: MoWiS-Workshop für Verbandsgebiet BSB Freiburg zum Forschungsprojekt Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungskalender unter www.lsvbw.de/verMoWiS finden Sie unter https://www.inspo.uni-stuttgart.de/ anstaltung unter dem Stichwort „MoWiS“. institut/aiv/forschung/mowis/

Prof. (i.R.) Dr. Klaus Cachay Foto: Jörg Dieckmann, Bielefeld