Wichtiges Buch zur Evolutionskritik aus der Sprachwissenschaft
Eine Buchbesprechung von Wolfgang Lindemann
Roger Liebi: Herkunft und Entwicklung der Sprachen. Linguistik contra Evolution. Christliche Literatur-Verbreitung e.V. Bielefeld 4 2018 (Vorauflagen im Verlag SCM HänsslerHolzgerlingen). 346 Seiten, 12,90 Euro (A: 13,30) / SFr 19,50
Die 4. Auflage eines guten Buches vorzustellen ist immer eine angenehme Aufgabe
– erst recht, wenn es DEN Unterschied zwischen Mensch und Tier betrifft: Menschen
sprechen, Tiere kommunizieren. Zwar können auch höhere Säugetiere oder
manche Wirbellose wie staatenbildende Insekten Informationen austauschen, verwenden dazu aber ein „fest verdrahtetes“ Zeichenrepertoire, das auch nicht nur aus
Lauten besteht. Menschliche Sprache dagegen beruht auf gesprochenen, abstrakten
und grundsätzlich frei wählbaren (Laut)zeichen und ist damit qualitativ anders.
Nach der Evolutionstheorie muss sich wie jede menschliche Fähigkeit auch die
menschliche Sprache allmählich aus tierischen Vorstufen entwickelt haben. Der
Linguist und Bibellehrer Dr. Roger Liebi (
www.rogerliebi.ch ) untersucht in dem
hier besprochenen Buch, ob davon in der dokumentierten Sprachgeschichte wenigstensSpuren zu finden sind.
Sprachen bestehen aus drei wesentlichen Elementen: 1. Das Vokabular – Worte,
die nach festen Regeln verändert und in Sätzen zusammengestellt werden; 2. Die
Morphologie – die Beschreibung von Veränderungen von Worten; und 3. die Syntax
– die Regeln ihrer Zusammenstellung. Wir können einige Sprachen über mindestens
5000 Jahre zurückverfolgen und sehen bei allen beobachteten Sprachen über ihre gesamte Geschichte eine Zunahme des Vokabulars, eine Variation in der Syntax und einen ständigen Verlust in der Morphologie: Kasusendungen schleifen sich ab, Konjugationen und Deklinationen entfallen, Zeiten und Modi beim Verbum gehen verloren.
Der Mensch ist fähig zu kreativer Wortneuschöpfung und zu Dichtung – zum „Spielen“
mit vorhandenen Worten und syntaktischen Regeln – was Adam sofort tat (1
Mos 2, 19f +23). Aber er ist offenbar nicht zur „spontanen“ Erschaffung morphologischer Strukturen fähig. Auch gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Komplexität einer Sprache und dem kulturellen Niveau ihrer Sprecher: Manche Steinzeitvölker haben morphologisch hochkomplexe Sprachen, während die heutige Weltsprache Englisch dahingehend verarmt ist (evolutionistisch ginge man eher von einer Koppelung von kultureller und linguistischer Entwicklung aus). Auch lassen sich zwar die über 7000 Sprachen der Welt in einige Dutzend Sprachenstämme einteilen, aber diese sind dann nicht mehr auf gemeinsame „Ursprache(n)“ rückführbar – die Unterschiede werden im Gegenteil größer, je weiter man in der Zeit zurückgeht. Zudem
erscheint die Entstehung der Sprachstämme vor Jahrhunderttausenden angesichts
der beobachtbaren schnellen morphologischen Verarmung nicht plausibel.
Das Alter von Indogermanisch etwa wird auf 6000 bis 8000 Jahre veranschlagt.
Liebi folgert: „Die dokumentierten Fakten der Sprachwissenschaft widersprechen
einer Sprachentwicklung im Sinne der Evolutionslehre. Die Geschichte von der Sprachverwirrung in Babel (...) muss ernst genommen werden.“
Der Autor teilte mir zudem folgendes über das Buch mit: „Grundsätzliche inhaltliche Veränderungen gibt es kaum. Aber in kleinen Details wurde das Buch enorm verbessert. Der Lektor der CLV hat akribisch viele Details im Text und ebenso in Fußnoten und den dortigen Literaturverweisen sowie in der Bibliographie
nachkontrolliert und (…) korrigiert“.
Beispielsweise ist 2003 von „über 6900“ weltweit gesprochenen Sprachen die Rede,
jetzt von „über 7000“. Nur 5 der 272 Literaturzitate datieren nach 2003, was freilich nicht stört, denn die evolutionäre Erklärung der Entstehung der menschlichen Sprache kommt gar nicht voran.(1) Das Rätsel wird nur größer, weil wir heute anders als 2003 über einfache Spracherkennungssysteme verfügen und darum noch besser wissen, wieviel Computerpower und Programmierintelligenz nötig ist, damit eine Maschine sprechen lernt.
In der Fachwelt wird das Buch ignoriert (1) – seine Sachargumente zum Zerfall in der Morphologie stellen auch das Paradigma „Evolution“ in Frage, was für viele Wissenschaftler jedoch undenkbar ist. Da die Argumentation auch für philologisch
Vorgebildete (z. B. Pastoren) nachvollziehbar ist, ist sie eine wertvolle Ergänzung
der Evolutionskritik. Wie alle Bücher der Christlichen Literaturverbreitung ist der
Gesamttext gratis auf der Webseite (
www.clv.de ) herunterladbar.
Künftig wäre es darüber hinaus von Interesse, für einzelne Sprachstämme und
Sprachfamilien im Detail den Verlust morphologischer Strukturen in der Zeit aufzeigen,
nicht nur summarisch, wie Liebi es tut. Damit wird das Anliegen befolgt, die Harmonie zwischen der beobachteten Veränderung von Sprachen in der Zeit und dem Bericht der Sprachverwirrung in Babel aufzuzeigen und so die allgemeine Glaubwürdigkeit
der Bibel zu bezeugen, um schließlich Menschen zum Herrn Jesus zu
führen.
Anmerkung
1 Wolfgang Lindemann (2019) Rezension von Martin Kuckenburg: Wer sprach das erste Wort? Studium Integrale Journal 26, 64-65.