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aspect, Ausgabe Juli 2022

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Juli 2022

aspect

HIER S PE N D E N DANKE

SCHOCKDIAGNOSE LYMPHOM

Nationalrat Angelo Barrile erzählt SONNENSCHUTZ

CANCERLINE

MICHÈLE BOWLEY

Sängerin Sina überlässt nichts dem Zufall

Vielschichtiger Chat für Ratsuchende

Die Krebsliga würdigt die Palliativ-Patientin


Beratung und Unterstützung – Die Krebsliga in Ihrer Region 10 12 2

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Wir sind immer für Sie da!

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1 Krebsliga Aargau Telefon 062 834 75 75 krebsliga-aargau.ch IBAN: CH57 30000 00150 01212 17

6 Krebsliga Graubünden Telefon 081 300 50 90 krebsliga-gr.ch IBAN: CH97 0900 0000 7000 1442 0

10 Krebsliga Schaffhausen Telefon 052 741 45 45 krebsliga-sh.ch IBAN: CH65 0900 0000 8200 3096 2

15 Krebsliga Wallis Telefon 027 604 35 41 krebsliga-wallis.ch IBAN: CH73 0900 0000 1900 0340 2

2 Krebsliga beider Basel Telefon 061 319 99 88 klbb.ch IBAN: CH11 0900 0000 4002 8150 6

7 Ligue jurassienne contre le cancer Téléphone 032 422 20 30 liguecancer-ju.ch IBAN: CH13 0900 0000 2500 7881 3

11 Krebsliga Solothurn Telefon 032 628 68 10 krebsliga-so.ch IBAN: CH73 0900 0000 4500 1044 7

16 Krebsliga Zentralschweiz LU, OW, NW, SZ, UR, ZG Telefon 041 210 25 50 krebsliga.info IBAN: CH61 0900 0000 6001 3232 5

3 Krebsliga Bern Telefon 031 313 24 24 krebsligabern.ch IBAN: CH23 0900 0000 3002 2695 4 4 Krebsliga Freiburg Telefon 026 426 02 90 liguecancer-fr.ch IBAN: CH49 0900 0000 1700 6131 3 5 Ligue genevoise contre le cancer Téléphone 022 322 13 33 lgc.ch IBAN: CH80 0900 0000 1200 0380 8

8 Ligue neuchâteloise contre le cancer Téléphone 032 886 85 90 liguecancer-ne.ch IBAN: CH23 0900 0000 2000 6717 9 9 Krebsliga Ostschweiz SG, AR, AI, GL Telefon 071 242 70 00 krebsliga-ostschweiz.ch IBAN: CH29 0900 0000 9001 5390 1

Jetzt mit TWINT spenden: QR-Code mit der TWINT-App scannen. Betrag eingeben und Spende bestätigen.

12 Krebsliga Thurgau Telefon 071 626 70 00 tgkl.ch IBAN: CH58 0483 5046 8950 1100 0 13 Lega cancro Ticino Telefono 091 820 64 20 legacancro-ti.ch IBAN: CH19 0900 0000 6500 0126 6 14 Ligue vaudoise contre le cancer Téléphone 021 623 11 11 lvc.ch IBAN: CH89 0024 3243 4832 0501 Y

17 Krebsliga Zürich Telefon 044 388 55 00 krebsligazuerich.ch IBAN: CH77 0900 0000 8000 0868 5 18 Krebshilfe Liechtenstein Telefon 00423 233 18 45 krebshilfe.li IBAN: LI98 0880 0000 0239 3221 1

Herzlichen Dank für Ihr Engagement und Ihre Solidarität! Starten Sie Ihre eigene Spendenkampagne participate.krebsliga.ch Weitere Auskünfte per Telefon: 031 389 94 84 oder über krebsliga.ch/spenden

Ihre Spende in guten Händen. 2  aspect 3/22


Gemeinsam durch die Dunkelheit Liebe Leserin, lieber Leser

Inhalt

Krebs ist für fast alle erst einmal ein Schock. So ging es auch dem Zürcher Hausarzt und Nationalrat Angelo Barrile, als er vor anderthalb Jahren an einem aggressiven Lymphom erkrankte. In unserer Titelgeschichte erzählt Barrile über diese schwierige Zeit, in der er sich sechs Chemotherapiezyklen unterziehen musste und dachte, er werde sie nicht überstehen. Nicht von seiner Seite gewichen ist sein Lebenspartner, der sich oft machtlos fühlte und nicht wusste, wie er helfen kann. Doch für Barrile war schon allein seine Anwesenheit wichtig. Die Geschichte zeigt, wie unentbehrlich Angehörige und Nahestehende für Krebsbetroffene sein können, um belastende Situationen besser auszuhalten und den Mut nicht zu verlieren. Lebenswichtig war für das Paar zudem der Humor. Er half den beiden, in düsteren Zeiten immer wieder das Licht zu sehen. Um Licht geht es auch in anderen Beiträgen in dieser Ausgabe. Bei schönem Wetter verschieben sich viele unserer Freizeitaktivitäten nach draussen: Wandern, Schwimmen und Grillieren sind jetzt wieder angesagt. Sina, unsere Sonnenschutz-Botschafterin, geniesst in den warmen Monaten See und Sonne – immer mit Sonnenschutz. Denn UV-Strahlen lassen nicht nur unsere Haut altern, sie können sie auch schädigen und im schlimmsten Fall zu Hautkrebs führen. In der Schweiz erkranken jährlich 3000 Menschen daran. Im aspect-Interview verrät die Sängerin, wie sie sich vor der Sonne schützt und warum ihr dieses Thema so am Herzen liegt. Helfen Sie uns dabei, Menschen darüber zu informieren, wie sich Krebs vermeiden lässt. Ich danke Ihnen und wünsche einen wunderbaren Sommer.

Panorama

4

Krebsmedaille für Michèle Bowley: Die Palliativ-Patientin sensibilisiert und bricht Tabus.

Aktuell

6

Sina: Wie die neue SonnenschutzBot­schafterin den Sommer geniesst.

Fragen & Antworten

7

Muttermale: Woran können wir Hautkrebs erkennen?

Forschung

8

Ein Brückenbauer: Professor Davide Rossi erhält den Robert-Wenner-Preis.

Leben mit Krebs

10

Lymphom: Wie Nationalrat Angelo Barrile seine Krebserkrankung überstand.

Fokus

14

Jubiläum: Rückblick auf die ersten zehn Jahre der Chatberatung Cancerline.

In Kürze

16

Begegnungstag: Austausch für Krebsbe­troffene, Nahestehende und Fachpersonen.

Rätsel

18

Mitmachen: Gewinnen Sie ein SonnenschutzSet von Eucerin.

Persönlich

19

Kleinigkeiten mehr schätzen. Eine Frau mit Brustkrebs erzählt.

Anregungen? Fragen? Feedback? Herzlich,

 Daniela de la Cruz CEO Krebsliga Schweiz

Schreiben Sie uns: aspect@krebsliga.ch

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PANORAMA

Auszeichnung für persönliches Engagement

Die Zahlen

Baslerin Michèle Bowley erhält Krebsmedaille der Krebsliga Schweiz

3000 Menschen erkranken pro Jahr an schwarzem Hautkrebs, geschätzt bis zu 25 000 an weissem. Die Schweiz hat damit eine der höchsten Hautkrebsraten Europas.

28 Tage dauert es, bis sich die oberste Schicht unserer Haut mindestens einmal komplett erneuert hat.

1,5 bis 2 Quadratmeter gross ist die Fläche unserer Haut. Sie ist somit das grösste Organ, das wir haben.

«Wow! Was für eine Überraschung! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin gerührt», sagte Michèle Bowley (56), als sie die Krebsmedaille 2022 entgegennahm. Die Krebsliga würdigt damit das Engagement einer Frau, die sich wegen der Diagnose Hirnmetastasen intensiv mit dem Sterben auseinandersetzt. Mit ihrer offenen und direkten Art sprach Bowley in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit über das Sterben, ohne selber den Mut und die Zuversicht zu verlieren. Daniela de la Cruz, CEO Krebsliga Schweiz, reiste nach Basel, um der Gesundheitspsychologin die Krebsmedaille persönlich zu übergeben: «Michèle Bowley leistet im palliativen Bereich einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie sensibilisiert, enttabuisiert und zeigt damit auf, wie wichtig es ist, über das Sterben und den Tod zu sprechen.» Im Herbst 2021 erhielt Michèle Bowley die Diag4  aspect 3/22

nose unheilbare Hirnmetastasen. Die Lebenszeit von Bowley, die die Fachstelle Tabakprävention der Lungenliga beider Basel aufgebaut hat und die auch im Betroffenenrat der Krebsliga aktiv ist, ist zeitlich begrenzt. Trotzdem will die Baslerin mit ihrer Online-Plattform weiterhin andere Menschen dazu motivieren, gut für sich selber zu sorgen und im Hier und Jetzt zu leben. So wie sie es macht. «Ich will so lange wie möglich eine gute Lebensqualität aufrechterhalten. Trotz der tödlichen Diagnose bin ich kein Opfer», sagt Michèle Bowley bestimmt und fährt fort: «Das Leben ist ein Lernprozess bis zum Schluss.» Und sie will es bis zum letzten Moment auskosten, so wie sie es macht. (chf) Mehr zu Michèle Bowley im Porträt: krebsliga.ch/michele-bowley Broschüre «Wenn die Hoffnung auf Heilung schwindet»: krebsliga.ch/wenn-hoffnung-schwindet

Das Zitat

«Hilflos zuzusehen, wie der Lungenkrebs meinen Vater zersetzte, war etwas vom Grausamsten, was ich je erlebt habe.» Die Basler Erfolgsautorin Zoë Jenny über die aggressive Krebs­erkrankung ihres Vaters Matthyas. Der Autor, Verleger und Literaturaktivist verstarb vergangenen Herbst.

FOTOS: KLS, ZVG

Daniela de la Cruz (l.) übergibt in Basel Michèle Bowley die Krebsmedaille.


Sonnenschutz

Sonnenschutz

Schatten für künftige Generationen

Was Kinder über die Sonne wissen müssen

Schatten ist der beste Sonnenschutz. Sich vor UV-Strahlen zu schützen, ist gerade für Kinder und Jugendliche besonders wichtig. Im Sinne der Nachhaltigkeit haben sich die Gemeinde Pruntrut im Jura und die Krebsliga zusammengetan, um Bäume zu pflanzen, die für mehrere Generationen Schatten spenden werden. Sie wurden in Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler der Klasse

4H der Schule Oiselier in Pruntrut eingeweiht. In Zusammenarbeit mit dem Kanton Jura führt die Krebsliga Jura auch Sonnenschutzveranstaltungen in Grundschulklassen durch. Eine Präventionsexpertin der Krebsliga und zwei Pflegefachpersonen des Kantons Jura sensibilisieren damit in diesem Jahr mehr als 800 Schülerinnen und Schüler über die schädlichen Auswirkungen von UV-Strahlen. (stb)

Das illustrierte Kinderbuch «Haus im Schatten» zeigt Kindern auf spielerische Weise, wie wunderbar die Sonne ist, wenn man achtsam mit ihr umgeht und sich zu schützen weiss. Die Krebsliga hat die Kurzgeschichte und die dazugehörigen Unterrichtsmaterialien zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Zug unter Berücksichtigung des Lehrplans 21 entwickelt. Das Buch eignet sich bestens, um Kinder der Kindergartenstufe für das Thema Sonnenschutz zu sensibilisieren. Es ist im Webshop der Krebsliga in Deutsch, Französisch und Italienisch erhältlich. (sas) Weitere Informationen unter:

Mirjam Weber von der Krebsliga Schweiz (l.) und Chantal Gerber von der Gemeinde Pruntrut mit Schulkindern der Schule Oiselier bei der Einweihung der beiden Ahornbäume.

krebsliga.ch/haus-im-schatten

Erweitertes Angebot des Krebstelefons

FOTOS: KLS

E-Mail-Beratung neu auf Ukrainisch und Russisch Der Krieg in der Ukraine trifft Krebsbetroffene besonders hart. In der Schweiz erhalten sie die nötige medizinische Grundversorgung. Zudem beantwortet die Krebsliga auf ihrer Website dringende Fragen zu Krebs; dies auch in den Sprachen Ukrainisch, Russisch und Englisch. Für Krebsbetroffene aus der Ukraine oder Gastfamilien hier in der Schweiz bietet

das Krebstelefon einen erweiterten Beratungsdienst an: Neu beantwortet das Krebstelefon Fragen auch auf Ukrainisch und Russisch per E-Mail über helpline@krebsliga.ch. Vor Ort, in den verschiedenen Regionen der Schweiz, beraten und begleiten die kantonalen und regionalen Krebsligen die geflüchteten Menschen mit Krebs und deren Angehö-

rigen. Die jeweilige Unterstützung erfolgt je nach den Bedürfnissen der Betroffenen und in enger Absprache mit anderen Gesundheitsversorgern oder Hilfsorganisationen in der Schweiz. (jbe) FAQs zur medizinischen Versorgung in der Schweiz: krebsliga.ch/krebspatienten-aus-derukraine

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AKTUELL

«Genussvolle Sommertage – aber nur mit dem richtigen Sonnenschutz» Gute Information zum Thema Sonnenschutz ist der Sängerin Sina wichtig, deswegen unterstützt sie als Sonnenschutz-Botschaf­ terin die Krebsliga. Erfahren Sie im Interview, wieso ihr gerade dieses Thema am Herzen liegt und was sie sich für Krebs­ betroffene wünscht. Interview: Aline Meierhans

Botschafterin Sina macht sich stark für mehr Sonnenschutz.

Wieso beschäftigt dich gerade dieses Thema? Sina: Ich liebe die Sonne als Kraftspender. Sie macht glücklich, erhellt das Gemüt und macht Lust, nach draussen zu gehen. Als Kind und Jugendliche war ich oft in der Badi oder in den Bergen und damit über längere Zeit auch ungeschützt der Sonne ausgesetzt. Das Ziel, braungebrannt aus den Ferien zurückzukommen, hat mir ausserdem einige selbstverschuldete Sonnenbrände beschert. Die Folgen dieser Unbekümmertheit musste ich später an der eigenen Haut erfahren. Mehrmals waren in den letzten Jahren Gewebeproben nötig, um sicherzugehen, dass es sich bei verschiedenen Hautveränderungen nicht um beginnenden Krebs handelt. Seitdem gehe ich sehr achtsam mit der Sonne um und beschränke mich auf ein Minimum an direkter Einstrahlung. Es ist verzwackt! Einerseits ist die Sonne für uns lebenswichtig, andererseits kann es ohne richtigen Schutz zu irreparablen Hautschäden kommen. Darum finde ich eine frühe und gute Information umso wichtiger. Gemeinsam mit der Krebsliga möchte ich für dieses Thema sensibilisieren und darüber informieren.

Was möchtest du Krebsbetroffenen und ihren Nahestehenden mit auf den Weg geben? Es ist schwierig, aus meiner Situation heraus etwas zu sagen, da ich gesund bin und nur ahnen kann, was Krebsbetroffene durchmachen. Als Nahestehende von Krebsbetroffenen und durch eigene persönliche Krisen habe ich aber erfahren, wie wichtig neben einer fachlichen Unterstützung ein Umfeld ist, das einen in der schwierigen Zeit trägt. Damit man diese belastende Situation besser aushalten kann und den Mut nicht verliert.

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Sonnenschutz-Tipps

Die Haut richtig vor Sonne schützen Die Sonne ist für uns lebenswichtig, sie spendet Licht, Wärme und Wohlbefinden. Ihre UV-Strahlen bergen aber auch Gefahren, denn sie können die Haut schädigen und Hautkrebs verursachen. Diese drei Tipps sollten Sie beachten: • Suchen Sie zwischen 11 und 15 Uhr einen Schattenplatz auf. • Tragen Sie Sonnenbrille, Sonnenhut und schützende Kleider. • Tragen Sie ergänzend eine Sonnencreme auf, bevor Sie das Haus verlassen. Mehr dazu – und mehr zu Sina, unserer SonnenschutzBotschafterin, erfahren Sie online: krebsliga.ch/sonnenschutz FOTO: KLS

Wie sieht deine persönliche «Sonnenschutz-Routine» aus? Sieht sie im Winter anders als aus im Sommer? Ich habe mir seit Langem angewöhnt, morgens Sonnencreme aufzutragen – je nach Saison mit mittelerem bis hohem Schutz. Da ich im Sommer oft am See bin, suche ich mir nach dem Schwimmen Schattenplätze, bin mit Hut und Sonnenbrille unterwegs und ziehe nach dem Bad sofort etwas Langes über. Auch regelmässiges Nachcremen ist mir wichtig. Die Wintersonne in den Bergen kann ziemlich stark sein, auch wenn man das oft nicht direkt spürt, dazu kommt das vom Schnee reflektierte Licht. Fettende Lippenpomade, Brille und eine Sonnencreme mit LSF 50+ habe ich darum immer dabei!

Herzlichen Dank für dein Engagement, liebe Sina! •


FRAGEN & ANTWORTEN

Hautkrebs: Wie erkenne ich, ob ein Muttermal bösartig ist? Eine Auswahl aktueller Fragen, welche die Bera­ terinnen des Krebstelefons erreichen.

1

«Nach Bestrahlung und Operation geht es mir wieder besser. Nun hat mir mein Arzt empfohlen, mich auch zu Hause regelmässig zu bewegen. Was kann ich tun?» Regelmässige körperliche Aktivität beeinflusst den Krankheitsverlauf positiv und reduziert manche Begleit- und Folgeerscheinung von Krebs und Krebstherapien. Wer körperlich aktiv ist, fühlt sich seltener erschöpft, ist leistungsfähiger und bleibt beweglicher. Auch zu Hause können Sie etwas für Ihr Wohlbefinden tun. Die Krebsliga hat verschiedene Übungen als Online-Video zusammengestellt. Viel Spass und viel Erfolg! krebsliga.ch/videos-koerperlicheaktivitaet

FOTO: KLS

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«Ist direkte Sonnenein­ strahlung für meine Augen schädlich?» Zu viele UV-Strahlen schaden nicht nur der Haut, sondern auch den Augen. Wer sich häufig im Freien aufhält, sollte seine Augen mit einer Sonnenbrille schützen. UV-Strahlen können schmerzhafte Entzündungen von Horn- und Bindehaut verursachen und das Risiko erhöhen, an grauem Star (chronische Trübung der Linse bis zur Erblindung) zu erkranken. Im Schnee und am Wasser sind die Augen nicht nur direkter, sondern auch reflektierter UV-Strahlung ausgesetzt. Deshalb ist es gerade in solchen Si­tuationen wichtig, dass die Sonnenbrille die Augen vollständig abdeckt,

Zuhören, beraten, informieren: Die Fachberaterinnen des Krebstelefons sind für Sie da.

sodass diese auch vor seitlicher Sonnen­einstrahlung geschützt sind. Kinder und Jugendliche benötigen besonderen Schutz, da sie empfindlicher auf UV-Strahlen reagieren und mehr Sonnenlicht bis zur Netzhaut vordringt als bei Erwachsenen. Wichtig beim Kauf einer Sonnenbrille ist es, auf das CE-Zeichen und den Vermerk 100% UV (UVA- und UVBSchutz) zu achten.

3

«Woran erkenne ich bei einem Muttermal, dass es Krebs sein könnte?» Wenn sich ein Muttermal in Farbe, Grösse, Form und Randumgebung verändert, kann dies ein Zeichen von entstehendem Hautkrebs sein. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, in dieser Situation eine dermatologische Praxis aufzusuchen oder sich vom Hausarzt an eine solche überweisen zu lassen. Personen, die eines oder mehrere der folgenden Merkmale aufweisen, sollten sich besonders gut vor der Sonne schützen und sich regelmässig selber auf Hautveränderungen untersuchen lassen. Zudem sollte mit einem Arzt besprochen werden, ob eine

regelmässige ärztliche Kontrolle der Haut notwendig ist. • Eine hohe Anzahl von Pigment­ malen am Körper (mehr als 100) • Mehrere atypische Pigmentmale (in Form und Farbe unregelmässig) • Frühere Hautkrebserkrankung • Immunsuppression (das natürliche Abwehrsystem ist krankheitsbedingt geschwächt oder durch Medikamente unterdrückt, z. B. nach einer Organtransplantation).

Krebstelefon Haben Sie Fragen zu Krebs? Möchten Sie über Ihre Ängste oder Erfahrungen sprechen? Wir helfen Ihnen weiter: Gratis-Telefon

0800 11 88 11 E-Mail helpline@krebsliga.ch Chat krebsliga.ch/cancerline Skype krebstelefon.ch Forum krebsforum.ch

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FORSCHUNG

Robert-Wenner-Preis geht an einen Brückenbauer zwischen Klinik und Labor

Davide Rossi ist am onkologischen Institut in Bellinzona als Arzt und Wissenschaftler tätig. Seine Arbeiten tragen nicht nur zum besseren Verständnis von bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems bei, sondern wirken sich auch direkt auf die Behandlung aus. Die Krebsliga hat ihm den Robert-Wenner-Preis für junge Krebs­ forschende in der Schweiz verliehen. Text: Ori Schipper

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ie Arbeitstage von Davide Rossi sind gut gefüllt – und lang: Vormittags behandelt er als stellvertretender Leiter der Abteilung für Hämatologie des Istituto Oncologico della Svizzera Italiana (IOSI) Patientinnen und Patienten, die an einem Lymphom erkrankt sind. Unter diesem Fachbegriff gruppiert die Medizin eine Reihe verschiedener Krebserkrankungen, die auf das unkontrollierte Wachstum von Abwehrzellen im Blut, sogenannten Lymphozyten, zurückgehen.

der Führung von Gianluca Gaidano steigt er rasch die akademische Leiter hoch: Rossi wird 2008 zum Assistenzprofessor und 2014 zum ordentlichen Professor für Hämatologie ernannt. 2015 wechselt er ans IOSI, doch seine Forschungsinteressen bleiben sich gleich: «Wir möchten die Bedeutung von neu entdeckten genetischen Läsionen in die klinische Praxis übertragen – und die Diagnose und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit B-Zell-Tumoren verbessern», hält Rossi fest. Die genetischen Läsionen entsprechen Fehlfunktionen in bestimmten Genen, die als sog­enannte Treibermutationen die Krebserkrankung auslösen – und die Lymphozyten entarten lassen.

«Wir bauen Brücken zwischen unseren Resultaten und den Entscheidungen, die es in der Klinik zu fällen gilt» Davide Rossi

Breite Expertise im Team

Nachweisbare Spuren im Blut

Nachmittags wechselt Rossi dann ins Labor, wo er eine zehnköpfige Forschungsgruppe leitet. Zu seinem Team gehören Ärztinnen und Ärzte, aber auch Bioinformatiker, Biologinnen und Laboranten. «Als Gruppe verfügen wir über eine sehr breite Expertise. Das bereichert den Austausch – und bringt uns weiter», sagt Rossi. Er und sein Team gehen im Labor vertieft den Fragen nach, auf die Rossi im Kontakt mit seinen Patientinnen und Patienten stösst. Dabei gelangen die Forschenden um Rossi immer wieder auch zu Antworten, die einen direkten Einfluss auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten haben. Und zwar nicht nur am IOSI, sondern weltweit: Mehrere von Rossis Erkenntnissen sind als Anleitungen in die inter­ nationalen Behandlungsrichtlinien sogenannter lymphoproliferativer Erkrankungen eingeflossen. Um die Verdienste von Rossi zu würdigen, hat ihm die Krebsliga den Robert-Wenner-Preis verliehen. Der 47-jährige, im norditalienischen Borgomanero geborene Mediziner hat an der Università del Piemonte Orientale studiert und dort auch einen naturwissenschaftlichen Doktortitel in experimenteller Medizin erworben. Unter

«Wenn man die Ursache kennt, kann man gezielter gegen die Erkrankung vorgehen», sagt Rossi. Doch mitunter ist es schwierig, die genetischen Ursachen eines Lymphoms zu erkennen. Jedenfalls waren sie etwa beim sogenannten Hodgkin-Lymphom noch bis vor sechs Jahren unbekannt. «Das liegt daran, dass nur ein Prozent der Zellen in den geschwollenen Lymphknoten Krebszellen sind», sagt Rossi. Die anderen 99 Prozent sind normale Abwehr­ zellen, die von den Krebszellen angelockt werden – und sich um sie versammeln. Die Biopsien aus solchen Lymphknoten sind deshalb nur in seltenen Fällen aussagekräftig. Rossi und seine Mit­ arbeitenden haben jedoch herausgefunden, dass das Hodgkin-Lymphom nachweisbare Spuren im Blut hinterlässt: Aus den Krebszellen entweicht das Erbgut, wenn sie von den normalen Abwehrzellen abgetötet werden. Untersuchungen der sogenannten zirkulierenden TumorDNA geben da Aufschluss über die Art der genetischen Läsionen. «Wir können anhand der Menge zirkulierender Tumor-DNA auch darauf schliessen, wie gut eine Therapie anschlägt – und sie bei Bedarf anpassen», sagt Rossi. Für eine andere Krebsart – die sogenannte transformierte

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Professor Davide Rossi forscht im Dienste von Patientinnen und Patienten: Ihre Behandlung kann gestützt auf die neuen Erkenntnisse optimiert werden.

chronische lymphozytische Leukämie – hat Rossi mit seinen Kolleginnen und Kollegen Tests entwickelt, deren Resultate darüber Auskunft geben, wie nah verwandt die verschiedenen Krebszellen untereinander sind. Dieses Wissen beeinflusst die Therapiewahl: Krebsbetroffene, deren Tumorzellen nicht (oder nur entfernt) miteinander verwandt sind, profitieren von einer Chemotherapie ohne Antikörper. Doch eine enge Verwandtschaft bzw. eine hohe genetische Übereinstimmung im Erbgut der Krebszellen deutet auf eine aggressive Erkrankung hin. Patientinnen und Pa­ tienten mit dieser Form der Erkrankung sollten mit einer kombinierten Chemoimmuntherapie behandelt und wenn möglich einer Stammzelltransplantation unterzogen werden. «Das ist im Moment die einzige Behandlungsoption, die eine Heilung ermöglicht», sagt Rossi.

FOTO: KLS

Direkter Bezug zur klinischen Praxis In zahlreichen Projekten verfolgen die Forschenden um Rossi viele verschiedene Fragestellungen. Gemeinsam ist allen diesen Vorhaben, dass sie einen direkten Bezug zur klinischen Praxis haben. «Wir bauen Brücken zwischen unseren Resultaten und den Entscheidungen, die es in der Klinik zu fällen gilt», sagt Rossi. Diese sogenannte translationale Forschung hat oft einen schweren Stand, weil sie weder zur klinischen Forschung noch zur Grundlagen­ forschung gehört – und deshalb zwischen Stuhl und Bank zu fallen droht.

Doch Rossis Motivation für die Forschung liegt genau in der Beantwortung von Fragen, die sich auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten auswirken. Den vielen Spen­ derinnen und Spendern, die seine Projekte finanziell unterstützen, ist er sehr dankbar. «Forschung, die auf klinisch relevante Resultate abzielt, kostet viel Geld», sagt Rossi. «Die Erfahrung zeigt, dass Investitionen in die Krebsforschung eine Erfolgsgeschichte sind: Die Aussichten und die Lebensqualität zahlreicher Krebsbetroffener haben sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert.» •

Für Forschungsprojekte

Robert-Wenner-Preis Der 1979 verstorbene Basler Gynäkologe Robert Wenner hat als Legat einen Preis zur Förderung herausragender Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler im Bereich der Krebsforschung gestiftet. Die Krebsliga verleiht den mit 80 000 Franken dotierten Robert-Wenner-Preis seit 1983 in jährlichem bis zweijährlichem Abstand. Das Geld wird als Beitrag an ein laufendes Forschungsprojekt verwendet. krebsliga.ch/robert-wenner-preis

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LEBEN MIT KREBS

«Mir wurde ein zweites Leben geschenkt»

Die Diagnose Lymphdrüsenkrebs stellt Ende 2020 die Welt des Zürcher National­ rats und Hausarztes Angelo Barrile komplett auf den Kopf. Seine Überlebens­ chancen liegen bei knapp 30 Prozent. Doch mit der Hilfe seines Mannes und mit viel Humor schafft er es, die schwierigste Krise seines Lebens zu meistern. Text: Christian Franzoso, Fotos: Gaëtan Bally

H

umor ist, wenn man trotzdem lacht – erst recht im Umgang mit einem aggressiven Krebs. Dies zumindest galt für Angelo Barrile und Marco Hardmeier, beide 45, während Barriles Lymphdrüsenkrebs-Erkrankung. Mit Humor schaffte es das Paar durch aussichtslose Situationen. «Noch nie habe ich in meinem Leben dermassen viel gelacht. Und geweint», sagt Angelo Barrile. Trotz Traurigkeit, Ängsten und Sorgen konnten in dieser Zeit auch allerlei lustige Momente und Situationskomik entstehen. «Man kann die Krankheit nicht weglachen, aber der Schwere eine gewisse Leichtigkeit geben. Das wirkt befreiend», fährt Marco Hardmeier fort. Beide schauen sich an – und lachen. Barrile und Hardmeier, seit 1998 liiert und seit 2017 in einer eingetragenen Partnerschaft lebend, blättern in einem Fotoalbum. Darin sind nicht nur Ferien- und Fa­­ milienbilder der vergangenen 24 Jahre zu sehen, sondern auch Fotos von Angelo Barrile mit Glatze während der Chemotherapie. «Vor zwei Jahren verschlechterte sich mein Gesundheitszustand zunehmend», erzählt Barrile mit Blick auf das Foto. Einerseits führt er dies auf die Nebenwirkungen der Medikamente zurück, die er seit einigen Monaten wegen einer rheumatischen Erkrankung einnehmen musste. Und andererseits vermutet er, die Mehrfachbelastung als SP-Nationalrat und Hausarzt fordere ihren Tribut: «Meine Tage begannen um halb sechs, und oft war ich erst wieder gegen zehn Uhr abends zu Hause. Die 50 bis 100 Mails waren dann noch nicht beantwortet.»

Unfassbare Diagnose Am 29. November 2020 geht allerdings nichts mehr. Barrile erwacht zum wiederholten Mal schweissgebadet und mit starken Bauchschmerzen. Er fühlt sich sehr schwach und hat über 39 Grad Fieber. Marco Hardmeier begleitet seinen Mann notfallmässig ins Zürcher Stadtspital 10  aspect 3/22

Triemli. Barrile vermutet einen akuten Darmdurchbruch – aber die Computertomografie bringt den Schockbefund: ein hoch aggressives Lymphom. Die Erkrankung des Lymphsystems ist bereits fortgeschritten und zeigt zahlreiche Tumoren. Der grösste ist 20 Zentimeter gross, liegt versteckt hinter dem Darm und stösst gegen die Bauch­­decke – der Grund für die heftigen Bauchschmerzen. «Niemals hätte ich an Krebs gedacht. Ich hatte das Gefühl, ich sei im falschen Film», berichtet Barrile.

«Niemals hätte ich an Krebs gedacht. Ich hatte das Gefühl, ich sei im falschen Film.» Angelo Barrile

Diese Hiobsbotschaft versucht der Politiker zu verdrängen, er will nach Hause und am nächsten Tag an die Wintersession nach Bern. Doch die behandelnde Ärztin weist Angelo Barrile auf den Ernst der Lage hin und erklärt, es sei nötig, im Spital zu bleiben. «Als Arzt realisierte ich, dass ich nicht heim kann. Gleichzeitig wollte ich mein Leben wie bisher weiterleben.» Barrile bleibt schliesslich und erhält coronabedingt das letzte Bett auf der Onkologiestation.«In dem Moment realisierte ich, dass ich nicht mehr Arzt bin, sondern Patient», so Barrile. Nach dem Abschluss aller Untersuchungen wird die Krebsdiagnose ein paar Tage später bestätigt: hoch aggressives, grosszelliges B-Zell-Lymphom. Angelo Barrile lässt sein Nationalratsmandat und seine Tätigkeit als Hausarzt in einer Zürcher Gruppenpraxis vorübergehend ruhen. Auf der Website der Krebsliga laden er und sein Mann Broschüren zur Krebsart (siehe Box) und weiteres Informationsmaterial herunter. «Dieses Angebot war für uns beide sehr wichtig. So konnten wir eine sachliche Einordnung der Krankheit vornehmen», sagen sie. Ein Lymphom erweist sich in vielen Fällen als gut heilbar, bei Angelo Barrile ist es hingegen schon so weit fort­ geschritten, dass seine Fünf-Jahres-Überlebenschancen laut den Ärzten nur knapp 30 Prozent betragen. Barrile zeigt sich zunächst kämpferisch und entwickelt Durchhalteparolen: «Ich schaffe es nur, wenn ich an diese kleine Chance glaube! Es gibt keinen Plan B! Ich muss diese Chance packen!», sagt er sich immer wieder.


Angelo Barrile (l.) und Marco Hardmeier sind seit 1998 ein Paar. Gemeinsam haben sie die Krise gemeistert.


LEBEN MIT KREBS

Der Tiefpunkt Zwischen Dezember 2020 und April 2021 macht Angelo Barrile sechs Chemotherapiezyklen. Die Medikamente werden von Mal zu Mal höher dosiert und er muss jeweils knapp eine Woche stationär im Spital verbringen. Die Nebenwirkungen sind heftig: Barrile verliert seine Haare und den Geschmackssinn, hat Bauch- und Muskelschmerzen, wird immer schwächer – oft kann er wegen Kreislaufproblemen und Schwindel ohne fremde Hilfe kaum mehr aufrecht stehen. Er leidet an Empfindungsstörungen in den Fingern und Zehen und auch an Fatigue – einer enormen Müdigkeit samt Konzentrationsschwäche. «Es fühlte sich an, als ob jemand den Energiestecker gezogen hätte. Nichts ging mehr.» Nach dem vierten Therapiezyklus kommt der psychische und körperliche Tiefpunkt. Angelo Barrile muss wegen eines Talgdrüsen-Abszesses in der Achsel operiert werden. Ein Routine-Eingriff, doch er hat kaum mehr Lebenskraft; die Abwehrkräfte sind geschwächt, sein Optimismus ist weg. «Ich war überzeugt, ich wache nicht mehr auf und sterbe», so der Italo-Schweizer nachdenklich. Doch er überlebt die Operation. Und dies führt zu einem Umdenken und zu einer Art Versöhnung mit dem Krebs. Barrile beginnt, mit seinem Krebs zu sprechen, und er befiehlt

ihm zu gehen. «Ich musste diesen Tiefpunkt erreichen, um weiterzukommen. Um zu überleben», erinnert er sich.

Das Blatt wendet sich Infolge der Corona-Pandemie sieht Angelo Barrile seine Familie sehr selten, und wenn, dann nur im Freien. Seine einzigen Kontaktpersonen sind das Spitalpersonal, das er als zweite Familie bezeichnet, und sein Mann. Marco Hardmeier ist Barriles Verbindung zur Aussenwelt, er pflegt ihn, führt den zweiten Haushalt und arbeitet gleichzeitig noch als Schulleiter im Aargau. «Marco war immer für mich da. Er hat meine Ängste mit mir geteilt, aber mir seine nicht gezeigt», erzählt Barrile. Die Lage ist zusätzlich verzwickt, weil zu Beginn von Barriles Krebserkrankung noch keine Covid-Impfung existiert. «Ich wusste, wenn ich Corona heimbringe, kann Angelo daran sterben», so Hardmeier. Und ergänzt: «Zum Glück hielten mir meine Vorgesetzten und mein ganzes Team den Rücken frei. Zudem unterstützten mich eine Freundin und ein Freund. Dadurch blieb ich stabil.» Die Monate verstreichen; Angelo Barrile erholt sich – langsam, aber stetig. Er beginnt zu meditieren, besucht einen Yogakurs der Krebsliga, holt sich zusätzlich Unter-

Im Fotoalbum von Angelo Barrile und seinem Mann sind auch Bilder mit Glatze während der Chemotherapie zu sehen.

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Marco Hardmeier (r.) war einer der Gründe für Barriles Lebenswillen während seiner Krebserkrankung.

stützung aus dem komplementärmedizinischen Bereich und stellt seine Ernährung um. Seither isst er viel Gemüse und Früchte, dafür fast kein Fleisch mehr. Und er spaziert viel in der Natur, denn während der Chemotherapie wurde Barrile bewusst, dass regelmässige Bewegung und Sport die Überlebenschancen bei den meisten Krebs­ arten erhöht: «Deswegen drehte ich während der Chemo im Gang der Station meine Runden. Die Infusionsstange vor mich herschiebend. Ich bin unzählige Kilometer täglich gelaufen», bemerkt er. «Der Boden auf der Station war teilweise abgewetzt», ergänzt Hardmeier. Und beide lachen wieder herzlich.

Der Fels in der Brandung Barrile und Hardmeier blättern weiter im Fotobuch. Dabei erzählt Angelo Barrile, wie wichtig die Nähe und Unterstützung seines Mannes für ihn sind. «Er hat mir seine Kraft und seine Liebe gegeben. Marco war einer der Gründe für meinen Lebenswillen.» Für Hardmeier war es eine Selbstverständlichkeit, seinem Angelo beizustehen, auch wenn er manchmal weder ein noch aus wusste. «Häufig fühlte ich mich total ohnmächtig und nutzlos, da ich nichts machen konnte, ausser da zu sein», sagt er. Barrile erwidert schnell, dass genau diese Nähe und das Dasein so viel wert gewesen seien. «Angehörige realisieren gar nicht, wie viel sie leisten. Ihr Dabeisein schenkt Betroffenen Kraft und Mut. Es ist zentral für die Lebensqualität, dass ein kranker Mensch nicht allein ist.»

Mittlerweile arbeitet Barrile wieder mit einem Kleinpensum in der Zürcher Gruppenpraxis, in der er vor seiner Krebserkrankung tätig war. Und er politisiert wieder als Nationalrat. Zugleich macht er sich Gedanken über seine berufliche Zukunft. «Mir wurde ein zweites Leben geschenkt, und ich will es nicht vergeuden», sagt er bestimmt. Bei den letzten Untersuchungen wurde keine Krebsaktivität mehr festgestellt, doch Barrile und Hardmeier sind sich bewusst, dass sich dieser Zustand im Handumdrehen ändern kann. «Jeder Tag ist ein Geschenk. Wir machen das Beste daraus, auch wenn es nicht immer einfach ist», sagen sie, schliessen das Fotoalbum – und lächeln. •

Broschüre

B-Zell-Lymphome Das B-Zell-Lymphom umfasst zahlreiche Lymphom­ arten mit sehr unterschiedlichem Verlauf. Die Tumorzellen können sich in den Lymphknoten, im umliegenden Gewebe oder in anderen Organen ausbreiten. Weitere Informationen liefert die Krebsliga in ihrer kostenlosen Broschüre: krebsliga.ch/b-zell-lymphome

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FOKUS

Zehn Jahre Cancerline: «In einem Chat sprechen die Ratsuchenden mehr Tabuthemen an» Die Cancerline, die Chat-Beratung des Krebstelefons, feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Wieso dieser Kanal für viele Ratsuchende ein Segen ist und weshalb diese Art von Beratung von den Mitarbeiterinnen beim Krebstelefon höchste Flexibilität erfordert, erzählt Leiterin Anna Zahno. Interview: Christian Franzoso

Wer hat sich während der letzten zehn Jahre bei der Cancerline gemeldet? Anna Zahno: 2012 führten wir die Cancerline als Chatberatung speziell für Kinder und Jugendliche ein. Im ersten Jahr erreichten uns lediglich vier Anfragen über diesen neuen Kanal. Weil sich auch Erwachsene meldeten, lancierten wir 2013 eine eigene Chatberatung für sie. Zu Beginn waren es vorwiegend krebsbetroffene Menschen, mittlerweile sind es auch Angehörige, und mehr Frauen als Männer, die mit uns chatten. Ist eine Beratung via Chat nicht oberflächlich und unpersönlich? Nein, wir erleben das Gegenteil. Weil der Chat anonym ist, sprechen die Ratsuchenden mehr Tabuthemen an – wie beispielsweise die veränderte Sexualität nach einer Krebserkrankung. Auch Fragen zum Sterben richten Betroffene im Chat erfahrungsgemäss leichter an uns. Bei der Telefonberatung, die ebenfalls anonym sein kann, werden solche Themen oft erst nach einem Vertrauensaufbau zum Inhalt eines Gesprächs.

Welches sind die speziellen Herausforderungen für die Beraterinnen? Die Chats sind sehr zeitintensiv. Sie beanspruchen die volle Aufmerksamkeit der Beraterinnen, die während dieser Zeit für keinen anderen Kanal (Telefon, E-Mail) zur Verfügung stehen. Im Durchschnitt dauert ein Chat etwa 14  aspect 3/22

Anna Zahno ist Leiterin des Krebstelefons bei der Krebsliga.

40 Minuten, lange Beratungen können jedoch bis zu anderthalb Stunden gehen. Manchmal öffnet sich zudem unvermittelt ein komplett anderer Gesprächsstrang, ein plötzlicher Themenwechsel ist also nichts Ungewöhnliches. Darauf müssen wir sofort reagieren können. Ferner hat jeder User eine andere Art zu schreiben. Es gibt solche, die sehr lange brauchen, bis sie eine Frage oder Antwort formuliert haben – selbst dann, wenn es sich nur um einen kurzen Satz handelt. Und umgekehrt.

FOTO: KLS

Was ist der Unterschied zu einer E-Mail-Beratung? Ein Chat ist eine schriftliche Kommunikation in Echtzeit; ein E-Mail-Austausch geschieht zeitversetzt. Da der Chat live ist, beantworten die Beraterinnen die Fragen der User unmittelbar, eben wie in einem Gespräch. Zudem sind E-Mails förmlicher: Wir siezen die Ratsuchenden, während wir sie im Chat eher duzen.


Cancerline: Magst du mir beschreiben, was für dich momentan das Schwierigste ist? ___ Besucher: Die Angst um meine Frau und was mit der Therapie auf uns zukommt, belastet mich sehr :-( So viele Fragen sind diese Nacht in meinem Kopf herum gespukt … ___ Cancerline: Eine Krebsdiagnose wirft unheimlich viele Fragen auf und kann grosse Unsicherheit auslösen. Gut, dass du dich hier bei uns meldest. Gerne können wir gemeinsam deine Fragen besprechen. ___ Besucher: Super. Danke vielmals. Dann beginne ich mal …

ILLUSTRATION: KLS

Digitale Kommunikation kann sehr unverbindlich sein. Kommt es vor, dass User einfach «verschwinden»? Ja, unerwartete Chat-Abbrüche ohne Verabschiedung finden auch bei uns statt. Wir wissen dann leider nicht, was geschehen ist. War es ein technisches Problem? Habe ich die falsche Frage gestellt? Etwas Falsches geschrieben? Wie sehen Sie die Zukunft der Chat- beziehungsweise Online-Beratung? Online-Angebote wie die Helpline (E-Mail-Beratung) und die Cancerline (Chat-Beratung) decken offensichtlich ein zunehmendes Bedürfnis in der Gesellschaft ab. Der Anteil der schriftlichen Beratungen beträgt bei uns knapp 40 Prozent, und ein grosser Teil der personellen Ressourcen des Teams wird bereits für die Online-Angebote eingesetzt. Online-Beratungen sind gerade für Menschen, die lieber schreiben und sich gerne zeit- und ortsunabhängig beraten lassen, ein sehr wichtiges Angebot. Ich freue mich, dass wir für diese Ratsuchenden mit der Chatberatung einen wertvollen Kanal haben. Persönlich liebe ich

es, via Chat einen Menschen zu beraten und diesen auf einem kurzen Wegstück zu begleiten. •

Cancerline

Das Krebstelefon unterstützt Sie! Die Cancerline, je ein Chat für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche, ermöglicht es Ihnen, direkt mit einer Fachberaterin zu chatten. Schnell und konkret erhalten Sie hier Inputs, wie Sie zum Beispiel mit akuten Nebenwirkungen einer Therapie umgehen können. Wir sind auch per Skype unter krebstelefon. ch erreichbar. Dort können Sie per Videotelefonie mit uns Kontakt aufnehmen. krebsliga.ch/krebstelefon

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IN KÜRZE

News aus der Spendenwelt

Dank Qualitätssiegel für Drucksachen Spende erhalten Thomas Gsponer, Direktor des Verbands der Printund Medienindustrie viscom, überbrachte der Krebs­ ­liga diesen Frühling persönlich eine Spende von 4423.10 Franken. Die Krebsliga ist eine von mehreren Organisationen in der Schweiz, die mit dem Qualitäts- und Herkunftssiegel «Printed in Switzerland» drucken. «Es steht für Qualität der einheimischen Druckindustrie», so Gsponer. Auch das vorliegende Spendenmagazin aspect trägt dieses Siegel, wie Sie auf Seite 2 sehen können. viscom stellte im Zusammenhang mit einer Kampagne von «Printed in Switzerland» 10 000 Franken für eine Spende zur Verfügung. Zu diesem Zweck lancierte der Verband eine Online-­ Umfrage, bei der über 2000 Gemeinden wählen konnten, welcher Schweizer Non-Profit-Organisation viscom das Geld spenden solle. «Fast die Hälfte der Stadt- und Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten, die geantwortet haben, sprachen sich für die Krebsliga aus», sagte Thomas ­Gsponer. Die Krebsliga ist erfreut und dankt von Herzen. (jbe)

Persönliche Übergabe der Spende bei der Krebsliga Schweiz in Bern: viscom-Direktor Thomas Gsponer zusammen mit Daniela de la Cruz, CEO Krebsliga Schweiz.

Informationsveranstaltungen

Sinnvoll vorsorgen – unbeschwert in die Zukunft

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An den Veranstaltungen der Krebsliga erhalten die Teilnehmenden alle nötigen Informationen zur Patientenverfügung, zum Vorsorgeauftrag und zur Nachlassplanung und können Fachpersonen individuelle Fragen stellen. Danach wissen die Besucherinnen und Besucher, welche formalen und gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden sollten und an wen man sich mit Fragen wenden kann. Alle sind herzlich eingeladen! (siw) krebsliga.ch/informationsveranstaltung

FOTOS: GETTY IMAGES, KLS

Viele kennen es: Sie haben sich bereits ein paar Mal vorgenommen, eine Patientenverfügung oder einen Vorsorgeauftrag zu formulieren, doch es war nie der richtige Zeitpunkt dazu oder beim Verfassen tauchten plötzlich Fragen auf. Die Wünsche und persönlichen Werte festzuhalten, ist ein herausfordernder, aber auch klärender und kraftvoller Prozess. Für sich selbst und für die Angehörigen ist es eine grosse Entlastung, wenn die letzten Dinge geregelt sind.


Begegnungstag: Anmeldung ist eröffnet!

Agenda

Krebsbetroffene, Angehörige und Fachpersonen im Austausch Die regionalen und kantonalen Krebsligen organisieren regelmässig Kurse, Treffen, Workshops und Veranstaltungen für Krebsbetroffene und ihre Angehörigen. Diese Angebote in Ihrer Region ermöglichen es Ihnen und Ihren Liebsten, durchzuatmen, Unterstützung zu finden und sich auszutauschen. Schauen Sie vorbei, machen Sie mit und kehren sie danach gestärkt in Ihren Alltag zurück. Wir freuen uns auf Sie!

Am 28. Oktober 2022 findet im Grand Casino Luzern der Begegnungstag der Krebsliga statt. Eingeladen sind Krebsbetroffene und ihnen nahestehende Menschen. Gemeinsam mit Fachpersonen können sie sich über Herausforderungen im Leben mit und nach Krebs austauschen. Die Veranstaltung soll Wissen vermitteln, die Kommunikation mit Menschen in einer ähnlichen Situation ermöglichen und einen bunten Strauss an Ideen liefern, wie sich die eigenen Ressourcen stärken lassen. Bei den Impulsreferaten und den Workshops

stehen alltagsrelevante Themen und persönliche Erfahrungen von Krebsbetroffenen und Angehörigen im Vordergrund. Für Mitwirkende des Betroffenenrates der Krebsliga ist der Begegnungstag kostenlos, weitere Interessierte bezahlen einen Unkostenbeitrag von 45 Franken. Die Mitarbeitenden der Krebsliga würden sich ausserordentlich freuen, viele Betroffene und Angehörige in Luzern persönlich begrüssen zu dürfen. (siw)

Zu den Kursen und Veranstaltungen: krebsliga.ch/agenda

Agenda-Highlight

Hier geht´s zur Anmeldung: krebsliga.ch/begegnungstag

Gemeinsam gegen Hautkrebs mit unserer Partnerin NIVEA

FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM, ZVG

Pro Suncare – die Info-Initiative von NIVEA

Die Partnerschaft von NIVEA und der Krebsliga besteht aus dem beidseitigen Bestreben, die Menschen für den Sonnenschutz zu sensibilisieren. Das Hautkrebsrisiko kann nämlich simpel gesenkt werden – mit dem Beherzigen der drei einfachen Sonnenschutz-Tipps: Schatten auf-

SCHÜTZE

DEINE HAUT MIT DEM

suchen, Kleidung tragen und richtig eincremen. Auf der extra für die Info-Initiative aufbereiteten Website von Pro Suncare finden Sie unter anderem ein informatives Quiz und Sie können spielerisch mit dem Chatbot interagieren, dem virtuellen Sonnenschutz-Experten. Bereits seit 2019 ist Beiersdorf mit den beiden Marken NIVEA und Eucerin unsere Partnerin und wir verfolgen das gemeinsame Ziel, die Anzahl an Hautkrebserkrankungen zu senken. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit! (alm)

Benefizveranstaltung Relay for Life Der 24-Stunden-Staffellauf für alle mit Show-Acts und Festwirtschaft verbindet mehrere hundert Personen. Ob selbst oder im Umfeld von Krebs betroffen, ob kerngesund, mit dem Thema vertraut oder nicht, ob aus der Region oder von weit weg: alle können mitmachen und einen Beitrag leisten. Datum: Samstag und Sonntag, 3./4. September 2022 Ort: Balsthal, Sportanlage Moos Weitere Informationen unter: krebsliga.ch/relayforlife

nivea.ch/prosuncare

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RÄTSEL

Das Lösungswort

Machen Sie mit: Gewinnen Sie 1 von 10 Sonnenschutz-Sets von Eucerin® Geniessen Sie den Sommer, aber schützen Sie Ihre Haut vor den Sonnenstrahlen, denn diese sind eine der Hauptursachen für Hautkrebs. Eucerin® SUN bietet für jedes Hautbedürfnis den passenden, massgeschneiderten Sonnenschutz. Die Produkte weisen eine sehr gute Hautverträglichkeit für alle Hauttypen auf, so auch für empfindliche Haut. Alle Sonnenpflegen von Eucerin® SUN bieten mit ihren ultra­ leichten Texturen einen Sonnenschutz, den man gern aufträgt und der mit seinem biologischen Zellschutz umfassend vor den schädlichen UV-Strahlen der Sonne schützt. Die Sonnenschutz-Sets enthalten je eine Eucerin SUN Oil Control Gel-Creme LSF 50+ für das Gesicht, eine Eucerin SUN Oil Control Gel-Creme LSF 50+ für den Körper und ein tolles Strandtuch.

So nehmen Sie teil Online krebsliga.ch/loesungswort – SMS Senden Sie aspect, gefolgt vom Lösungswort, Ihrem Namen und Ihrer Adresse an die 363 (Fr. 1.– / SMS). ­Beispiel: aspect REISEFIEBER, Hans Muster, Musterstrasse 22, 8000 Musterhausen – Postkarte Krebsliga Schweiz, Effingerstrasse 40, Postfach, 3001 Bern Einsendeschluss ist der 22. Juli 2022. Viel Glück!

Die Gewinnerinnen und Gewinner der Mai-Ausgabe 2022, Lösungswort: LICHTBLICK

Impressum Herausgeberin: Krebsliga Schweiz, Postfach, 3001 Bern, Telefon 031 389 94 84, aspect@krebsliga.ch, krebsliga.ch/aspect, IBAN: CH 95 0900 0000 3000 4843 9 – Redaktions­ leitung: Christian Franzoso (chf), Joëlle Beeler (jbe) – ­Autorinnen/Autoren: Aline Meierhans (alm), Salome Studer (sas), Simone Widler (siw) – Gestaltung: Oliver Blank – Koordination: Olivia Schmidinger –­­Druck: Swissprinters AG, Zofingen – Ausgabe: 3/22, Juli 2022, erscheint 4-mal jährlich. Magazin für die Spenderinnen und Spender der Krebsliga Schweiz.

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RAETSEL.CH

Anton Bannwart, 6130 Willisau – Jean-Pierre Blaser, 2300 La Chaux-de-Fonds – Rolf Häder, 4657 Dulliken – Anne-Marie Hardegger, 1026 Denges – Claudine Macchi, 2822 Courroux – Jacques Pignat, 1510 Moudon – Rosmarie Queloz, 2800 Delémont – Käthi Rutishauser, 8266 Steckborn – Doris Schaub, 4410 Liestal – Adriano Spescha, 7205 Zizers


PERSÖNLICH

Meine ­Erfahrung mit Krebs Brustkrebs. So lautet die Diagnose, die das Leben von Barbara de Wit auf den Kopf stellte. Durch den Krebs lernte sie, besser auf sich zu achten und Kleinigkeiten mehr zu schätzen. Aufgezeichnet von Salome Studer

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Als ich im Herbst 2020 die Dia­ gnose Brustkrebs erhielt, dachte ich erst an meinen Beruf als Primarlehrerin und daran, dass ich ein Projekt auf Eis legen musste. Dann kamen die Tränen. Mir wurde bewusst, dass sich alles ändern würde.

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Zwei Wochen nachdem ich die Diagnose erhielt, hatte ich die erste Chemotherapie. Es pressierte, denn der Krebs wuchs schnell und war aggressiv. Bei der Behandlung kam ich erstmals zur Ruhe. Nach allen Abklärungen hatte ich Zeit, nachzudenken.

3

Ich wusste, dass ich meine Haare verlieren würde. Ich entdeckte das Kopftuch, es faszinierte mich. Leute, die nicht wussten, dass ich Krebs hatte, fragten mich später, weshalb ich keine Tücher mehr trage – sie dachten, dass es ein Accessoire war.

FOTO: ZVG

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Früher unternahm ich jährlich Wanderungen im Haslital. Vor der Diagnose war ich lange nicht mehr dort gewesen – auch aus Bequemlichkeit. Der Krebs lehrte mich, dass man nichts aufschieben soll. Ich sagte mir: Sobald ich kann, gehe ich wieder. Es war einer der schönsten Tage meines Lebens.

Lehrerin Barbara de Wit lebt heute bewusster: «Man soll die Zeit, die man hat, nützen.»

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Manchmal bereitet mir mein Gedächtnis Kummer. Ich vergesse Dinge, habe Blackouts. Es sind Folgen der Behandlung. Um mein Gedächtnis zu trainieren, verstecke ich heute bewusst Gegenstände. Finde ich, was ich suche, löst das ein gutes Gefühl aus.

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Es gab Momente, die frustrierten, in denen ich haderte und weinte. Doch der Krebs gab mir auch etwas. Ich schätze heute vieles mehr, bin achtsamer und lebe bewusster. Ich bin humorvoller und kann mehr über mich lachen.

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Das medizinische Personal und die Krebsliga waren mir eine grosse Stütze. Meiner Beraterin bei der Krebsliga Bern konnte ich alles anvertrauen. Sie war da, hörte zu, antwortete und stellte im richtigen Moment die passenden

Fragen. Auch die Broschüren mit den Krebsinformationen halfen mir. Ich besitze fünfzehn Stück.

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Seit Herbst bin ich zurück in der Schule. Erst unterrichtete ich wenig, ich war nach jeder Lektion erschlagen. Jetzt arbeite ich wieder mehr. Die Kinder sind feinfühlig – sie verstehen, wenn es mir zu viel wird.

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Ich glaube daran, dass alles so kommt, wie es kommen muss. Die Diagnose war der Anfang von etwas Neuem. Sie hat mir geholfen, Projekte in Angriff zu nehmen. Und es gibt noch viele Sachen, die ich tun will. •

Weitere Erfahrungs­berichte von Menschen mit Krebs finden Sie hier:

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«Auch ich mach mich stark. Für mehr Sonnenschutz.» Sina Sängerin

Die Haut braucht Schutz. Und genau dafür machen wir uns stark. Denk daran: Schatten, Kleider und Sonnencreme senken dein Hautkrebsrisiko. Gemeinsam gegen Hautkrebs: krebsliga.ch/sonnenschutz


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