Der Kulturwissenschaftler Jan Assmann ist tot. Nach Angaben der Universität Heidelberg, die mit seiner Familie in Kontakt steht, starb er in der Nacht auf Montag in Konstanz. Er wurde 85 Jahre alt.

Assmann war Ägyptologe, Kultur- und Religionswissenschaftler. Von 1976 bis 2003, als er emeritiert wurde, war er Professor für Ägyptologie in Heidelberg. Danach war er Honorarprofessor an der Universität Konstanz, wo seine Frau Aleida Assmann Professorin für englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft war. Assmann war Vater von fünf erwachsenen Kindern.

Ein Schwerpunkt seiner Forschungen war das gesellschaftliche Leben im alten Ägypten – angefangen bei dem Zeitverständnis über die Vorstellung von Tod und Jenseits bis hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Gottesbild.

Kulturelles Gedächtnis

Maßstäbe setzten auch seine Arbeiten zur Entstehung des Monotheismus, dessen Anfänge er im Auszug der Israeliten aus Ägypten sieht. Gemeinsam mit seiner Frau entwickelte der Wissenschaftler den Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Dabei geht es um die Frage, welche Faktoren zu Identitäts- und Bewusstseinsbildung menschlicher Kulturen und Gesellschaften beitragen.

Für ihre Arbeit wurden Assmann und seine Frau 2018 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Assmann habe internationale Debatten um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten der heutigen Zeit angestoßen, hieß es damals zur Begründung. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leiste er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen.