Göttingen (hs) – „Die Agenda 2000 ist die Anpassung der europäischen Agrarpolitik an das 21.Jahrhundert“, sagte EU Agrarkommissar Franz Fischler bei einer Festrede zum 50-jährigen Bestehen der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG) heute in Göttingen.
Diese Anpassung scheint überfällig. Denn bei einer Beibehaltung der Agrarquote von 48% wäre eine EU Ost-Erweiterung schlicht unfinanzierbar.
Die Übertragung von Marktordnungen und Ausgleichszahlungen in die Beitrittsländer könnte zudem erhebliche Verwerfungen im Einkommensgefüge und somit innenpolitische Spannungen in den durchweg noch jungen Demokratien nach sich ziehen.
Außerdem erwartet Brüssel, trotz einer Reduzierung der Agrarüberschüsse seit 1992, zu Beginn des nächsten Jahrtausends erneut Fleisch- und Getreideberge.
Doch im stagnierenden europäischen Binnenmarkt sind diese Produkte schon jetzt nicht mehr abzusetzen. Eine weitere Liberalisierung der Agrarmärkte verbessert für Fischler daher die Exportchancen für die europäische Agrarproduktion.
Eine weiteren Schwerpunkt legte Fischler auf die Rolle der Agrarwirtschaft für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume. Wer von den Landwirten Leistungen zu Umweltschutz, Naturschutz, Biotopflege, Landschafts- und Kulturerhaltung verlange, müsse sie auch angemessen bezahlen, so Fischler.
Dazu werde er zukünftig die Agrar-Umweltprogramme weiter ausbauen. Die Agenda 2000 eröffne dabei die Möglichkeit solche Leistungen, unabhängig von den Reformen der Strukturfonds zu finanzieren, denn der Finanzrahmen der Agrarleitlinie sei bis zum Jahre 2006 bereits gesichert.
Ein Drei-Stufen-Modell für die Agrarreform empfahl Prof. Dr. Folkhard Isermeyer vom Betriebswirtschaftlichen Institut der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig:
1. Importschutz für den europäischen Markt für eine gewissen Übergangszeit mit stufenweiser Liberalisierung
2. Förderung von Investitionen besonders im Bereich Tier und Stall
3. Ausbau und Umsetzung von Agrar-Umweltprogrammen