Heinrich Barbl

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Heinrich Barbl (* 3. März 1900 in Sarleinsbach, Österreich-Ungarn; Todesdatum nach 1965) war ein österreichischer Handwerker und ab 1940 an den Verbrechen der NS-„Euthanasie“ und des Holocaust beteiligt. Er wurde unter anderem in der NS-Tötungsanstalt Hartheim sowie im Vernichtungslager Belzec eingesetzt, wo er den Mannschafts-Dienstgrad SS-Rottenführer führte und den Dienstgrad eines SS-Unterscharführers erreichte.

Heinrich Barbl, unehelich geborener Sohn der Dienstmagd Theresia Barbl,[1] arbeitete bei den Stickstoffwerken in Linz (heute Borealis Agrolinz Melamine). In seinem Antrag auf Aufnahme in die NSDAP gab Barbl seinen Beruf mit „Hilfsmonteur“ an.[2]

Eine erste Aufnahme in die NSDAP zum 25. März 1933 wurde nicht abgeschlossen,[3] Barbl trat 1933 allerdings der SA bei.[4] Nach dem Anschluss Österreichs trat Barbl zum 1. Oktober 1941 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 8.763.464)[5] und wurde nach Juni 1941 Mitglied der SS.[6]

Nach dem Krieg wurde Barbl von der österreichischen Polizei verhört und in den 1960er Jahren vom Landgericht Linz als Zeuge vernommen, jedoch nicht vor Gericht gestellt. Informationen über sein weiteres Leben oder seinen Tod sind nicht bekannt.

Tötungsanstalt Hartheim

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Mit Beginn der Aktion T4 in der Ostmark arbeitete Barbl als Handwerker in der Tötungsanstalt Hartheim. Dort fertigte er als „Stanzer“ beim Krematorium Blechschilder mit den Namen der Toten für die Urnen, die mit beliebiger Asche gefüllt an die Angehörigen der Opfer verschickt wurden.[7] Wie die Heizer arbeitete er Tag für Tag in unmittelbarer Nähe der Tötungen und trank viel Alkohol.[6]

Operation Reinhardt

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Vor der extern gelegenen Kommandantur des Vernichtungslagers Belzec, Heinrich Barbl, letzte Reihe ganz rechts

Im Jahr 1942 begleitete Barbl seinen Vorgesetzten Christian Wirth nach Lublin, der im März 1942 das Kommando über das neugeschaffene Vernichtungslager Belzec übernahm.[8] Mit Erich Fuchs installierte Barbl die Leitungen für die Gaskammern in Belzec, wo er von Januar bis April 1942 und abermals von Herbst 1942 bis Sommer 1943 eingesetzt war. Von April bis Herbst 1942 war er bei der Installation der Gaskammern im Lager III des Vernichtungslagers Sobibor tätig.[9] Er nannte sich Hausklempner und prahlte damit, dass er die Gaskammern so aussehen ließ, als seien sie ordentliche Duschräume.[10][11] Barbl war in Sobibor beim ersten „Test“ der Gaskammer mit 30 bis 40 selektierten jüdischen Frauen zugegen. Er berichtete: „Rotkreuzschwestern begleiteten die selektierten Frauen, die mit Bussen transportiert wurden. Sie halfen ihnen beim Ausziehen.“[12]

In Belzec war Barbl im Dienst oft betrunken und galt als „Depp“ der Garnison, der verspottet wurde. Allerdings war sich niemand sicher, ob er wirklich dumm war oder nur so tat, um schwierige Aufgaben zu meiden. Der Lagerkommandant, SS-Hauptsturmführer Gottlieb Hering, erlaubte ihm nicht, bei der Hinrichtung von Alten und Kranken eine Waffe zu tragen, „weil er so bescheuert ist, dass er uns und nicht die Juden umbringt“.[13] Dennoch war Barbl nicht vor Strafen seiner Kommandanten gefeit, von Christian Wirth wurde er oft ausgepeitscht, weil er so betrunken war.[14] Im Winter 1942/43 ließ ihn Gottlieb Hering aus einem unbekannten Grund für mehrere Tage ohne Wasser und Brot in einen Betonbunker sperren.[13]

Zusammen mit anderen Tätern aus dem „T4-Reinhard-Netzwerk“ war Barbl ab Ende 1943 im Raum Triest zur „Partisanenbekämpfung“ eingesetzt.[15]

Einzelnachweise

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  1. Taufbucheintrag Nr. 13/1900 der Pfarre Sarleinsbach
  2. Chris Webb: The Belzec Death Camp: History, Biographies, Remembrance. Ibidem-Verlag, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8382-0826-8, S. 255; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Bundesarchiv R 9361-II/42678
  4. Martin Cüppers, Anne Lepper und Jürgen Matthäus (Hrsg.): From "Euthanasia" to Sobibor - An SS Officer's Photo Collection. Indiana 2022. der hier behauptete Beitritt zur SS 1938 kann nicht stimmen, da Barbel 1941 noch SA-Mitglied war
  5. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/721537
  6. a b Henry Friedlander: Der Weg zum NS-Genozid - Von der Euthanasie zur Endlösung, Berlin 1997, ISBN 3-8270-0265-6, S. 375/376.
  7. Deckel einer Urne aus der „Euthanasie“-Anstalt Hartheim/Linz (Memento des Originals vom 8. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erinnern.at, erinnern.at, Vermittlungsprojekt des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur zum Thema „Nationalsozialismus und Holocaust“
  8. Brigitte Kepplinger: Die Tötungsanstalt Hartheim 1940 – 1945. In: Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott, Hartmut Reese (Hrsg.): Tötungsanstalt Hartheim. OÖLA, Linz 2013, ISBN 978-3-902801-13-5, S. 103; online S. 17
  9. Sara Berger: Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka. Hamburg 2013, ISBN 978-3-86854-268-4 (Diss.), S. 401.
  10. Jules Schelvis: Sobibor: A History of a Nazi Death Camp. Ed. and with a foreword by Bob Moore. Transl. from the Dutch by Karin Dixon. Bloomsbury Academic, New York, London 2014, ISBN 978-1-4725-8906-4, S. 247; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  11. Biographies of SS-men - Sobibor Interviews. In: www.sobiborinterviews.nl. Abgerufen am 8. Mai 2016.
  12. Jules Schelvis: Sobibor: A History of a Nazi Death Camp. Ed. and with a foreword by Bob Moore. Transl. from the Dutch by Karin Dixon. Bloomsbury Academic, New York, London 2014, ISBN 978-1-4725-8906-4, S. 100 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  13. a b Belzec: Stepping Stone to Genocide - Chapter 6. In: www.jewishgen.org. Abgerufen am 8. Mai 2016.
  14. Belzec: Stepping Stone to Genocide - Chapter 8. In: www.jewishgen.org. Abgerufen am 8. Mai 2016.
  15. Sara Berger: Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka. Hamburg 2013, ISBN 978-3-86854-268-4, S. 401.