Tunesier

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Als Tunesier werden gemeinhin alle Staatsbürger bzw. Angehörige der Titularnation der Tunesische Republik bezeichnet.

Da Tunesien Mitgliedsstaat der Arabischen Liga ist und der rein-berberische Bevölkerungsanteil im Landessüden nur 2-3% ausmacht (im Unterschied zu anderen Maghreb-Staaten), gelten die Tunesier ungenau zumeist als Araber.

Tatsächlich aber handelt es sich beim tunesischen Staatsvolk zu 75-80% eher um ein arabisiertes als um ein arabisches Volk. Im Gegensatz zu arabisierten Berbern z.B. Marokkos sind die Tunesier aber auch Semiten. Sie gelten wie die Malteser als Nachkommen der semitischen Phönizier bzw. phönizischen Karthager, die zwischen der arabischen Eroberung Ifriqiyas (Afrika, Tunesien) im 7. Jahrhundert und dem Einfall arabischer Nomaden (Banu Hilal, Solaim) im 11. Jahrhundert islamisiert und arabisiert wurden. In der Vergangenheit hat sich in Tunesien ebenso wie im übrigen Maghreb die Kultur der eingewanderten Araber mit derjenigen der alteingesessenen Berber vermischt. Heute sprechen die Tunesier zum größten Teil arabische, nur wenige berberische Varietäten.

Kulturell sind muslimische Libyer und Algerier, ethnisch aber katholische Malteser die nächsten Verwandten der Tunesier. Außerdem haben in Tunesien bedeutende Vermischungen von Arabern und Berbern stattgefunden. Trotz der Herrschaft schiitischer Fatimiden über Ifriqiya im 10. Jahrhundert blieben die Tunesier sunnitische (malikitische) Muslime (heute 98%).

Der tunesische Dialekt des Arabischen, das Tunesisch-Arabische, gehört genetisch-typologisch ebenso wie die arabischen Varietäten Marokkos und Algeriens und das Maltesisch zum Maghrebinisch-Arabischen und weicht erheblich vom Hocharabischen ab, das auch in Tunesien als Amtssprache fungiert. Das auf der Nachbarinsel gesprochene Maltesisch ist faktisch eine mit lateinischen Buchstaben geschriebene Form des phönizisch-semitischen Tunesisch-Arabisch.

Literatur

  • J.W. Bromljei/A.M. Prochorow: Narodui Mira - istoriko-etnografitscheski Sprawotschnik (Völker der Welt - historisch-ethnographisches Handbuch). Moskau 1988