Orbis Litterarum 63:2 89–109, 2008
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Fiktionen des Intermediären
Arne Klawitter, Kyushu University of Fukuoka, Japan
Der Aufsatz befasst sich vor dem Hintergrund einiger avantgardistischer Romane der deutschen und französischen Literatur der
60er Jahre mit der Beziehung zwischen Raum und Sprache. Dabei
geht es nicht einfach darum zu zeigen, wie verschiedenartig der
Raum in der Literatur zur Darstellung kommt, sondern inwiefern
er über eine spezielle Schreibweise mit der literarischen Sprache in
ihrer Existenz- und Funktionsweise verbunden ist. Dazu wird die
Aufmerksamkeit zunächst auf den Roman Der Schatten des
Körpers des Kutschers von Peter Weiss und den dort angewandten
Schreibverfahren gerichtet. Homologien mit Texten des Nouveau
Roman legen den Gedanken einer diskursiven Formation nahe.
Eine Übereinstimmung kann beispielsweise darin gesehen werden,
dass in diesen Texten Simulakren geschaffen werden, die eine
Rekonzeptualisierung des Fiktionsbegriffes notwendig machen.
Mit Hilfe des methodischen Gerüstes von Foucaults Diskursanalyse wird die sich abzeichnende diskursive Formation in Hinblick
auf das Intermediäre untersucht, wobei auch Gedanken aus
Foucaults früherer Literaturontologie einbezogen werden. Der
Begriff des Intermediären, mit dem die Diskursformation näher
charakterisiert werden soll, bezieht sich auf einen Zwischenbereich
der literarischen Darstellung, der in den untersuchten Texten
gezielt konstruiert wird, um einen ,,Raum der Sprache‘‘ sichtbar zu
machen, in dem die Signifikation ins Gleiten kommt. Am Ende des
Aufsatzes werden einige Schlussfolgerungen mit Blick auf die
epistemologische Funktion dieser literarischen Diskursformation
gezogen.
Stichwörter: Fiktion, das Intermediäre, Räumlichkeit, Nouveau Roman, Peter
Weiss, Literaturontologie.
I. Entzogene Orte
Entzogene Orte. So könnte man die besondere Art der Räumlichkeit
bezeichnen, welche für eine Reihe literarischer Texte charakteristisch ist,
die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erschienen sind. Als
Scheidepunkt zwischen der fiktional dargestellten Welt und der Position,
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auf die im Zuge der Selbstreflexion als Ort der Fiktionalisierung permanent
verwiesen wird, werden Orte in Szene gesetzt, deren Entzogenheit zugleich
exponiert werden: der Balkon, auf dem Detlev in Hubert Fichtes Roman
Das Waisenhaus die Ankunft seiner Mutter erwartet, die ländliche Idylle,
die in den Romanen von Arno Schmidt zum Schauplatz entrückter
Fiktionen wird (symbolhaft in Kaff) oder das Kellerlabyrinth als Ort der
Beobachtung und Reflexion bei Wolfgang Hilbig. Unberechenbarkeit und
Unfassbarkeit werden in diesen Inszenierungen des Entzugs zur Strategie.
Zu fragen ist, inwiefern diese Inszenierung, sobald sie darauf abzielt, die
Sichtbarkeit selbst in Frage zu stellen, auch die Konzepte tradierter
Literaturwissenschaft sprengt oder zumindest an ihre Grenzen treibt, so
dass die Literaturwissenschaft gezwungen wird, nach adäquateren
Beschreibungsmöglichkeiten zu suchen.
Beginnen lassen möchte ich meine Überlegungen bei Bachelards
phänomenologischem Entwurf einer Poetik des Raumes. Für Bachelard
sind solche entzogenen Orte, die seiner Ansicht nach mit einer gewissen
Aufladung versehen sind, mit einem ,,Intimitätswert‘‘1 verbunden, mit
dem schöpferischen Vermögen des imaginierenden Bewusstseins. Er
begreift sie als ,,Bilder von beschützter Innerlichkeit‘‘,2 zu denen das
imaginierende Ich Zuflucht sucht. Gleichzeitig geht Bachelard bereits
über eine Phänomenologie der Innerlichkeit hinaus, wenn er sagt, dass
diese paradoxen Orte genaugenommen an der Grenze zwischen der
Innerlichkeit und einer Äußerlichkeit liegen, die das Subjekt zerschneidet
und einen Bereich markiert, wo das Subjekt sich nicht mehr behaupten
kann oder wo, entweder zum Selbstschutz (wie im Waisenhaus von
Hubert Fichte) oder aus bloßer Fabuliersucht, Fiktionen entstehen:
Fiktionen in Fiktionen, die wiederum Raumbeziehungen von Fiktionen
hervorbringen wie winzige Abstände, die sich vergrößern oder bis zum
Punkt überraschender Ähnlichkeiten zusammenschrumpfen wie in Zettels
Traum. In ihrer Komplexität von Entzug und Exhibition verdeutlichen
diese als entzogen inszenierten Orte, dass man sich dem Blick gerade
nicht entziehen kann (außer man will tatsächlich unsichtbar bleiben und
schweigen, dann aber braucht man nicht das Wort zu erheben) – dass
man ihn seinerseits durchdringen oder gegebenenfalls aushöhlen muss.
Hier finden wir uns bereits in einem Zirkel von Schreiben und Lektüre
und erneutem Schreiben (e´criture–lecture–re´-e´criture), der für moderne
Literatur konstitutiv ist.
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Sobald man das Wort erhebt oder niederschreibt, begibt man sich in
sprachliche Konstruktionen und unterliegt den Regeln des Diskurses.
Diese Feststellung klingt banal, doch wird dieser Gedanke oft nicht
konsequent genug gedacht. Die Hypothese, entzogene Orte als Ausdruck
des Willens eines weltfliehenden Subjekts zu begreifen, hat ihre Grenzen
und verliert genau dann ihren Halt, wenn man die Diskursivität solcher
Konstruktionen einbezieht. Im phänomenologischen Denkkreis der
Innerlichkeit mag man solche Hypothesen aufrecht erhalten können.
Unter den Gesichtspunkten von Sprachlichkeit, Textualität und Diskursivität jedoch stellt sich die Forderung, dass auch die Unsichtbarkeit und das
Schweigen kommuniziert werden müssen, und zwar nach diskursiven
Regeln. Folglich sind sie als sprachliche Konstruktionen zu beschreiben,
aber als solche, die gleichsam das Negativ im Positiv sichtbar werden
lassen.
Die entzogenen Orte, wie sie sich auf der Darstellungsebene literarischer
Texte finden lassen, sind das visuelle Gegenstück des Paradoxons einer
Rede, die sich selbst ihrer Sprache beraubt, d.h. das Paradox einer sich
entziehenden Rede in Gestalt eines sprachlichen Bildes. Dieser Zusammenhang lässt sich an der Erzählung Der Schatten des Körpers des
Kutschers von Peter Weiss veranschaulichen, wo gleich zu Beginn des
Textes ein Abtritt in einer ländlichen Wirtschaft in Szene gesetzt wird. Von
diesem dem Blick entzogenen Ort aus unternimmt der sich unbeobachtet
wähnende Erzähler seine ,,Sehübungen‘‘.
Nachdem es ganze acht Jahre gedauert hat, bis der Roman gedruckt
worden ist, hat man in der Forschungsliteratur diesem Text schnell eine
besondere Stellung im Werk von Peter Weiss zugestanden. In diesem
,,Mikroroman‘‘ erkannte man ein Schreibexperiment, das die Sprache mit
dem Blick verbindet. Doch wurde in der literaturwissenschaftlichen
Forschung diese ,,Poetik sensuelle[r] Wahrnehmung‘‘3 stets mit dem
Versuch des direkten und minuziösen Nachschreibens von Wahrnehmungen als des einzig noch möglichen Sichvergewisserns, was die Realität ist
und schließlich mit der Krise des Sinns in Beziehung gebracht.4 Damit
bezog man das Schreibexperiment sofort auf die Krise des Subjekts, das
sich im ,,Augenblick erneuter Selbstvergewisserung am Rande des Nichts‘‘
befand, ,,in welches das Ich wider alle Angst doch nicht gestürzt ist‘‘.5 Für
eine solche Interpretation bleibt die sensuelle Wahrnehmung, wenn auch
fragmentarisiert, letztlich dennoch intakt. Allerdings kann man, wie ich
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denke, in diesem Schreibversuch mehr entdecken als die Verdopplung des
Wahrnehmungsablaufs, der sich bei der Beschreibung eines Vorgangs
selbst reflektiert, und als die Sinnkrise des Subjekts. Denn gerade in der
Unterbrechung des Sinns beginnt sich hier etwas abzuzeichnen, was die
Lektüre nicht mehr nur auf das Subjekt konzentrieren lässt. So ist dieser
Roman durchaus ein Experiment, um anders sehen zu lernen. Zugleich
bietet er eine außergewöhnliche Inszenierung des Blicks und seiner
Bedingungen.
Die Schreibversuche des Erzählers bestehen, wie er es selbst charakterisiert, in einem ,,Erdenken von Bildern‘‘,6 wozu er sich zweier unterschiedlicher Verfahren bedient. Im Verlauf des ersten Verfahrens wird eine
kleine, geschlossene Welt ins Visier genommen, mit den Schnitten des
Blicks seziert und detailliert wiedergegeben. Wenn der Erzähler die
Körperbewegungen der am Tisch sitzenden Personen beschreibt, so
geschieht dies, indem die Personen ,,in ihrer Abfolge mehrfach durch
einen synchronischen Schnitt unterbrochen und ‘in der Quere geteilt’
aufgezeichnet werden‘‘.7 Die Handlungen und Bewegungen der beobachteten Personen werden dabei derart zerlegt und wieder zusammengesetzt,
dass der Wahrnehmungsprozess selbst sichtbar wird. Die im Blicken
vorgenommenen Schnitte lassen dabei ihre Kanten hervortreten; die
wiedergegebene Welt wirkt dadurch fragmentarisch, ihre Gestalten
hingegen bleiben scharf voneinander abgegrenzt. Was mit der Mechanisierung der Bewegungen zum Vorschein kommt, ist weniger die
,,Unüberschaubarkeit des zerstückelten Raumes‘‘8 als vielmehr die
Mechanik des Blickens.
Dass der Wahrnehmungsprozess selbst zum Gegenstand der Darstellung
wird, kennt man bereits von Texten der frühen Moderne. In dieser
Hinsicht könnte man den Roman von Peter Weiss mit dem Kubismus in
der Kunst vergleichen, der auf ähnliche Weise eine mechanisierte und
fragmentarische Wahrnehmung thematisierte.
Das zweite Verfahren findet man in langen Ausführungen beschrieben, in denen es selbst schon zum Gegenstand der Reflexion geworden
ist:
Zu dieser Tätigkeit liege ich ausgestreckt auf meinem Bett; in Reichweite neben
mir auf dem Tisch habe ich einen Teller mit Salz stehen von dem ich mir
zuweilen ein paar Körner in die Augen streue. Die Aufgabe der Salzkörner ist es,
meine Tränendrüsen zu reizen, und damit meinen Blick verschwommen zu
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machen; die entstehenden Tränenfäden, Lichtpünktchen und anschwellenden
und zerfließenden Lichtkeile legen sich über das deutlich in meine Netzhaut
eingeätzte Abbild des Raumes.9
Diese besonderen Techniken des Erblickens und Schreibens haben nicht
die Aufgabe, den ursprünglichen Zustand der Dinge auf der Basis präziser
Beobachtungstechniken zu erfassen und durch möglichst die Realität der
Ereignisse nachzeichnende Schreibtechniken transparent wiederzugeben.
Vielmehr verdeutlichen sie, dass das, was als festgefügte Realität gilt oder
als solche wahrgenommen wird, durchaus nicht festgefügt ist. Der
Zerlegung der in der Realität festgefügten Gestalten folgt eine Rekonstruktion der flüchtigen, beweglichen Gestalten. Diese Re-Konstruktion
demonstriert aber nicht nur die Konstruktion, sondern die Konstruierbarkeit von Realität. Der Blick wird mit den Begrenzungen konfrontiert,
welche die Wirklichkeit den Dingen auferlegt, also mit den festgefügten
Formen, die er zu zertrennen hat, aber nicht um einen inneren Kern der
Dinge freizulegen, sondern um denjenigen Hintergrund aufzudecken, von
dem sich die Wahrnehmung absetzt bzw. vor dem sie abläuft. Die
festgefügten Formen verschwimmen in der Tränenflüssigkeit, um sich
schemenhaft und unbestimmt wieder zusammenzufügen:
Während ich mit weitgeöffneten Augen vor mich hinblicke, entstehen allmählich
aus den ungewissen, hin und herflackernden Schatten, Strahlen, Prismen,
Farbflecken und Linien die ersten Andeutungen von Gestaltungen, anfangs
unterbrochen von jähen Anflügen völliger Schwärze.10
Beide geschilderten Verfahren lassen eine Distanz sichtbar werden: zum
einen den Schnitt des Blickens mit der Kluft, die der Schnitt erzeugt; zum
anderen eine sich in der Distanz der sich überlagernden Bildwelten
ausbreitende Schwärze. In jedem Fall füllt sich der Gesichtskreis
stellenweise mit einer schwarzen Leere aus, die womöglich die gleiche
Funktion hat wie das Weiß zwischen den Buchstaben eines bedruckten
Blatt Papiers.
Das ist aber nicht die einzige Beziehung zwischen Sichtbarem und
Sagbarem, die sich in diesen Seh- und Schreibversuchen ergibt. Die
Zerstückelung des Körpers bzw. seiner Bewegungen korreliert in der Rede
mit einer Fragmentierung der Sprache. Man kann hier auf eine
fundamentale Beziehung zwischen Sichtbarem und Sagbarem, zwischen
Blick und Sprache stoßen. In der Erzählrede gibt es keine kontinuierliche
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Handlung mehr, nur vage Ansatzpunkte, Situierungen von Handlungselementen:
Von den Worten die die Haushälterin, deren Schenkel unter die niedrige
Tischkante gezwängt waren, zur Mutter die, behindert durch die über die
Sofalehne vorstoßende Kante des ovalen Tisches, schräg der Haushälterin
entgegengelehnt saß, äußerte, verstand ich folgende Bruchstücke, Bohnen lange
kochen, Schinken, Speckschwarte, Fett auslassen, gestocktes Fett, Schmalz,
Gans (ganz); worauf ich die Mutter, die ihr Glas hob und daran nippte, sagen
hörte, wohl schläft, losstrampeln, Decke (Deckel) fallen, Windeln naß, weckt
einen, geht Milch aus, immer saugen, heute auch Bohnen.11
Die Handlung ergibt sich andeutungsweise nur in einigen Aspekten aus
den Sprachfragmenten. Darüber hinaus ist in die Erzählrede eine
Doppelbödigkeit eingeschleust. Das zusammenhangslose Einfangen der
Worte führt zu keiner gesicherten Konstruktion eines kontinuierlichen
Geschehens. Die Handlungskonstruktion wird dem Gesetz einer Homonymie unterworfen. So ist beispielsweise vom Onkel die Rede, der Wasser
sucht oder an Wassersucht leidet. Es werden beide Möglichkeiten
nahegelegt: auf der einen Seite ,,Acker nachmittags, abgeackert (abgerackert), Wolken, klärt sich auf, an Wolken sehen‘‘; auf der anderen Seite
,,auch in Handgelenken und Knieen, [...] nicht mehr rühren können‘‘.12
Am Ende der Erzählung bleibt von der detailgetreuen Beschreibung nur
ein Spiel flüchtiger Schatten. Das Geschehen verflüchtigt sich in einem
dunklen Schatten eines Körpers:
Nun legte sich der Schatten des Kutschers, niedrig aus der Tiefe der Küche
hervortretend, und über den Schatten der Tischkante, der in gleicher Höhe mit
dem Schatten des Fensterbrettes lag, hinauswachsend, neben den Schatten der
Haushälterin; der Schatten seiner Arme streckte sich in den Schatten des Arms
der Haushälterin hinein, auch der Schatten des anderen Arms der Haushälterin
schob sich in den zu einem Klumpen anschwellenden Schatten der Arme, worauf
sich die Schattenmasse des Körpers des Kutschers näherte und mit ihr
zusammenschmolz. Aus dem unförmig zusammengeballten, dichten Gefüge
der Körperschatten ragte nur der Schatten der hochgehobenen Hand der
Haushälterin, in der sie die Kaffeekanne trug, hervor. Der Schatten der
Kaffeekanne schaukelte hin und her [...].13
Bislang ist dieses Vergehen in unzusammenhängende Sprachfragmente und
flüchtige Schatten als Ausdruck einer subjektiven Einbildung gelesen
worden. Der Bezug zu den Romanen des Nouveau Roman, vorrangig zu
denen von Robbe-Grillet, wurde darin gesehen, dass sich die Rede in
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beiden Fällen als eine Rekonstruktion des Sichtbaren durch die Imagination eines Ich-Erzählers darbietet, der seine sexuellen Phantasien in das
Gesehene projiziert, dass also den objektiven Beschreibungen gewissermaßen eine subjektive Komponente zugrunde liegt.14 Der Erzähler bleibt
innerhalb dieser Lektüren eine sinnstiftende Vermittlungsinstanz, wenngleich er als ein zerstückeltes, zerborstenes Subjekt erscheint. Was über
diese Zerstückelung des sprechenden Subjekts hinaus dargestellt wird,
wäre in dieser Sichtweise nichts anderes als ein umfassender Zerfall der
Welt: ,,Die ‘Logik des Zerfalls’ (Adorno) prägt die Gesamtstruktur vom
Schatten des Körpers des Kutschers.‘‘15
Problematisch an dieser Sichtweise ist jedoch, dass die Textualität in
dem ideologischen Diskurs von Zerfall und Untergang gleichsam
untergeht. Ein im Text vermeintlicher Logos, den der Kommentar zutage
fördert, macht sämtliche Zeichen des Textes zum Komplizen eines
unaufhaltsamen Zerfalls. Diese unerbittliche Auflösung kreist auch das
Schreiben ein: Das Schreibexperiment, so wurde behauptet, sei am Rande
des Schweigens konzipiert, ,,von einem Nullpunkt her, dem Punkt
äußerster künstlerischer Ausweglosigkeit‘‘16 und ,,Verzweiflung an dem
Zustand der Welt, in die einzugreifen der exilierte Weiss damals keine
Möglichkeit sah‘‘.17
Zweifellos haben wir es in diesem Text mit Momenten des NichtSignifikativen, des Entzugs und der Verweigerung von Sinn zu tun. Aber
durch den Bezug auf die Ausweglosigkeit des Subjekts wird diese nichtsignifikative Leere sofort wieder auf eine (transzendentale, kollektive oder,
wenn es allein um den Autor geht, individuelle) Instanz bezogen, die ihre
Krise durchlebt. Eine solche Interpretation durchläuft alle möglichen
Stationen, die das sprechende Subjekt als sinnstiftende Instanz einnehmen
kann: vom Ich-Erzähler, zum Künstler an sich und dem Autor Peter Weiss.
Der Text wird vor diesem Hintergrund als Ausdruck einer innerlichen
Subjektivität aufgefasst, wobei man die Darstellung des Textes in
Beziehung zur Krise des Schaffensprozesses seines Autors setzt.18 Dem
literarischen Werk wird damit die Originalität eines Subjektes wie ein
charakteristischer Stempel aufgedrückt. Diese Sichtweise ist insofern
problematisch, als sie die Beziehungen der Sprache zur Räumlichkeit
und zum Spiel der Differenzen verdeckt, indem sie den gesamten Umfang
der Referenz auf die Innerlichkeit des Subjekts bezieht. Allein der Blick auf
die Konfigurationen des verfahrenstechnisch geregelten Sprechens könnte
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Arne Klawitter
uns von dieser Sichtblende befreien und darüber hinaus die Hypothese
einer diskursiven Formation, die gewissen Regelmäßigkeiten folgt, welche
sich nicht aus der Innerlichkeit des Subjekts ableiten, erhärten. Man hätte
diejenigen Verfahren zu spezifizieren und zu analysieren, mit denen eine
der Sprache inhärente Differenz sichtbar gemacht wird, welche wiederum
einen Raum der Äußerlichkeit in Erscheinung treten lässt.
Neben den Verfahren von Arno Schmidt (die Realisierung von Etyms
und die Technik der masques), die ich bereits an anderer Stelle vor dem
Hintergrund eines Sprechens der Distanz und eines Sprechens des Aspekts
untersucht habe,19 lassen sich bei Peter Weiss zwei weitere Verfahren
ausmachen, deren Zusammenhang noch genauer zu klären wäre: die
Schnitt-Zerlegung des Blicks mit der Fragmentierung der sinnhaftsichtbaren Welt und das Einfügen eines opaken Volumens ins Innere des
Blickes, wodurch das Subjekt gleichsam aus dem Zentrum des Blicks
ausgeschlossen wird, ohne dass diese leer gewordene Position durch eine
neue Sinninstanz ersetzt würde – statt dessen verliert sich das Zentrum als
solches.
II. Das Trugbild-Ding
Gewisse Homologien bezüglich der Darstellungsmodi und Textstrategien,
die sich dem Blick auf das Panorama der modernen Literatur erschließen,
legen die Vermutung nahe, dass es in Hinblick auf die Nationalliteraturen
eine grenzüberschreitende, diskursive Formation gibt; gemeinhin spricht
man von ,,Entwicklungstendenzen‘‘ in der Literatur. Doch scheint es mir
bei der Beschreibung dieser diskursiven Formation erforderlich, sowohl
über thematische Zusammenhänge als auch über strukturelle Ähnlichkeiten hinauszugehen. Zu fragen bleibt, wie die Bedingungen der textuellen
Verfahrensweisen beschrieben werden können. Zur theoretischen Fundierung werden in den folgenden Untersuchungen deshalb einige
Gedanken von Michel Foucault einbezogen.
Um die Betrachtungen auf einen Problemkreis zuzuschneiden und um
Homologien in den diskursiven Verfahrensweisen aufzuzeigen, möchte ich
Peter Weiss einen französischen Autor des Nouveau Roman an die Seite
stellen. Dazu werde ich zunächst auf die Problematik des Blickens
zurückkommen, genauer auf den Schatten, der nicht einfach der Schatten
des Körpers des Kutschers ist, sondern eine Schwärze, die sich im Blick
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auszubreiten scheint und sich schattenhaft über alle Dinge legt, um so
jeden Gegenstand zum Schatten seiner selbst werden zu lassen.
Genau an der Stelle einer hereinbrechenden Dämmerung und eines
undurchdringlichen Schattens, an der der Roman Der Schatten des Körpers
des Kutschers endet, setzt Le parc von Philippe Sollers ein.20 Die
Erzählrede durchmisst hier den Raum einer Art subjektlosen Sprechens.
Durch die gesamte Erzählung hindurch bleibt unklar, wer eigentlich
erzählt: Die Stimme bricht gleichsam aus der Dämmerung hervor.
Obgleich sie sich als ein Ich bezeichnet, bleibt ihr Träger auf seltsame
Art und Weise im Hintergrund. In der Erzählrede laufen gegenwärtige
Realität, Erinnerung und Vorstellung zu einer Rede zusammen und
ergeben ein dichtes Gefüge zusammengefalteter Gesichtspunkte eines
möglichen Geschehens, in dem es um eine namenlose Frau und um ein
Kind geht.
Auch in dem Text von Sollers wird eine Distanz innerhalb des Blicks
erkennbar: Jenseits der Eisenbalustrade, an welcher der Erzähler steht,
entfaltet der Park in der graublauen Ferne eine Distanz, die dem Blick
eigen zu sein scheint: Sie ist Bedingung dafür, dass sich die Umrisse und
Formen ausdifferenzieren und Gestalt annehmen können. Ähnlich wie in
dem Text von Peter Weiss schiebt sich eine Dunkelheit (ein Blaugrau, eine
zunehmende Schwärze) zwischen das blickende Subjekt und die erblickten
Objekten und füllt so ein inneres Volumen aus: einen Schatten, den die
Dinge nicht werfen, sondern durch den die Dinge erst aufscheinen. ,,Das
Gebilde strahlte mit seinem regenbogenhaften Glanz vor dem schwarzen
Hintergrund, aus dem jetzt neue Einzelheiten hervortraten.‘‘21
Foucault hat sich in einem Aufsatz über den Nouveau Roman intensiv
mit den Beziehungen zwischen dem literarischen Werk von Robbe-Grillet
und den Romanen der Tel Quel-Gruppe auseinandergesetzt und nach
neuen Begriffen gesucht, um die Darstellungsmodi und Verfahrensweisen
dieser neuen Bewegung (bzw. diskursiven Formation) zu beschreiben. In
Hinsicht auf den Roman Le parc von Sollers hat Foucault festgestellt, dass
die Dinge und Figuren von einem inneren, psychologischen Volumen
befreit und stattdessen in einem dem Subjekt äußerlichen Volumen
dargestellt werden. Es wäre anzunehmen, dass man den Schatten, der sich
in den Zwischenraum des Blicks einschiebt, auflösen könnte, wenn man die
Dinge von einer anderen Seite her betrachtet. Aber die Dinge trotzen
diesem Versuch: Sie bieten sich nicht mehr einem objektiven Blick dar,
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Arne Klawitter
sondern beginnen, sich mit dem Auge des Betrachters mitzudrehen. Der
Nouveau Roman hat sich diese Technik des Trugbild-Ding, wie ich es
nennen möchte, zueigen gemacht. Das heißt, die Dinge erscheinen nicht
objektiv, obwohl eine detaillierte Beschreibung vorgenommen wird: die
Dinge simulieren einander und treten als Trugbild in Erscheinung.
Mit Hilfe dieser Technik entsteht in dem Text von Sollers ein
kubistischer Raum von Serien verschiedener Sichtweisen (Aspekte). Was
dabei zur Darstellung kommt, sind nicht eigentlich die Dinge, sondern
umherirrende Volumen (Ding-Hüllen, äußere Erscheinungsbilder der
Dinge), die weder die Präsenz noch die Absenz des Dinges bezeichnen,
sondern vielmehr eine Distanz, die das Ding ,,im Grunde fern des Blickes
hält und es im gleichen Zug unabänderlich von sich selbst trennt‘‘.22 Diese
Volumen sind weder das Ding selbst noch sein Zeichen, sondern vielmehr
eine Art ,,stumme Metapher‘‘,23 eine Aushöhlung im erblickten Ding, die
aber eher dem Blick als dem Ding angehört.
Foucault erkennt seinerseits in der literarischen Rede von Sollers eine
besondere Verfahrensweise, um diesen zum Blick gehörenden bzw. ihm
inhärenten und ihn bedingenden Zwischenraum sichtbar zu machen: Die
Dinge werden gespiegelt und damit in einen Raum außerhalb ihrer selbst
gewissermaßen verpflanzt. Auf diese Weise werden ihre ,,Identitäten
vervielfältigt und die Differenzen in einem nicht greifbaren Ort vermischt,
den keiner aufzulösen vermag‘‘.24 Dadurch kommt es zu einer Verlagerung
der Dinge aus ihrem natürlichen Ort in einen trotz seiner scheinbaren
Unregelmäßigkeit geordneten Raum, der in Begriff ist, sich zu öffnen.
Sollers begreift diesen Raum als ,,Fiktion‘‘.25
Allerdings scheint es mir notwendig, den Unterschied zur traditionellen
Auffassung der Fiktion an dieser Stelle deutlich hervorzuheben: Es handelt
sich nicht um die Imagination einer der Realität komplementären Welt,
nicht um ein Konstrukt der Einbildung, sondern um die besondere Art der
Selbstdarstellung von Sprache. Das Fiktive ließe sich dann als ein
Simulakrum einer Sprache in der Sprache definieren, das sich in Distanz
zu den in der Sprache (in derselben Sprache) bezeichneten Dingen hält.
Das Fiktive wäre damit genau in der Distanz zu begründen, welche die
leere (weil nicht mehr signifikative) Verdopplung der Sprache in ihrer
Existenzform von der Signifikation der Sprache trennt. (Wohl auch aus
diesem Zusammenhang heraus gedacht, sucht Foucault in seinen früheren
literaturontologischen Überlegungen das Grundprinzip der Fiktion in der
Fiktionen des Intermediären
99
Spur, welche die Tinte auf dem Blatt Papier zieht, und Derrida bestimmt
das Prinzip der Schrift in ihrer Verräumlichung als diffe´rance.)
Während Weiss die Realitäts-Wahrnehmungen eines ausgeschlossenen
und begrenzten Betrachters seziert und die wahrgenommenen Dinge hinter
der Wahrnehmung zurücktreten lässt, indem er die Dinge nur schemenhaft
skizziert und ihnen scharfe Konturen verweigert, kommen in den
Romanen des Nouveau Roman Trugbilder im Sinne von unbestimmten,
umherirrenden Volumen zur Darstellung, die als Simulakren von Dingen
aufgefasst werden können.
In Sollers Erzählung Le parc simulieren sich die dargestellten Dinge
gegenseitig und schaffen einander überblendende Trugbilder, indem sie
beispielsweise auf einem Bild (genauer gesagt auf einem auf der
Darstellungsebene beschriebenen Gemälde) zusammentreffen und sich
gleichsam in der erzählten Handlung verdoppeln. Durch diese Spiegelung
(die eine Wiedergabe, eine Verlagerung und eine Verkehrung einschließt)
wird eine Distanz offenbar, welche die dargestellten Dinge gleichsam
aushöhlt. Diese Spiegelung hat wenig mit einer Repräsentation zu tun; sie
lässt sich eher als permanente Produktion von Trugbildern begreifen, die
unablässig dasselbe hervorbringen (simulieren), jedoch nicht ohne gewisse
Abweichungen (beispielsweise eine Verkehrung der Seiten). Im Gegensatz
zu den Romanen von Robbe-Grillet, wo die Gegenstände im Zustand eines
hartnäckigen Verharrens in Erscheinung treten, verdoppeln sich in der
Erzählung von Sollers die Gegenstände und Begebenheiten und schaffen
Simulationen ihrer selbst: Sie formen das nichtige Bild ihrer selbst; sie sind
unbeständige Erscheinung und täuschender Gedanke, ohne eine rätselhafte
Auslassung zu evozieren, wie sie beispielsweise in Le voyeur oder La
jalousie konstitutiv ist.26
III. Der Aspekt der Fiktion und die Wiedereinführung der Zeitlichkeit
Was bisher als Schnitt und Distanz beobachtet wurde, als der Einschub
eines Zwischenraums, als das Aufreißen einer Kluft, gehört zum Bestand
des Räumlichen. Es scheint fundamental für diese Art von moderner
Literatur zu sein, dass sie sich über die Inszenierungen von Distanzen
konstituiert. Hier ließe sich erneut an Foucault anknüpfen, der das
fiktionale Sprechen von Sollers und anderer Autoren im Umkreis der
Gruppe Tel Quel als Inszenierung einer Trennlinie beschreibt, welche er
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Arne Klawitter
zugleich als ,,Schnitt‘‘ und ,,Ursprung‘‘ begreift:27 nicht als Ursprung von
Dingen, die der Sprache vorausgehen, sondern als die hauchdünne
Trennlinie, die im Akt des Schreibens gesetzt wird und von der aus die
Dinge in Erscheinung treten, sich ausdifferenzieren können – entweder als
nachdrücklich reale Dinge oder als imaginäre Vorstellungen, als Fakt oder
Fiktion. Diese Trennlinie bezeichnet also die diskursive Ausdifferenzierung
innerhalb einer bestimmten Sprechweise.
Entlang dieses Schnitts wird nichts zerteilt oder abgetrennt; vielmehr
wird ein ,,Durchgangsraum‘‘ eröffnet. Diese Grenzlinie sondert also nicht
zwei Teile der Welt voneinander ab, ein Subjekt von einem Objekt oder ein
Ding von der Vorstellung eines Dings, sondern richtet die Aufmerksamkeit
auf die schwer greifbare Beziehung, ,,durch die sich alles verknüpft und
auflöst, durch die das alles erscheint, schimmert und erlischt‘‘, wovon in
der Erzählung die Rede ist, und ,,durch die in der derselben Bewegung die
Dinge erscheinen und entschwinden‘‘.28 Alle zur Darstellung gebrachten
Volumen kreisen um eine Art ,,unsichtbare Klinge‘‘, die die Dinge in
vielfältigen Identitäten erscheinen lässt. Foucault schreibt den Volumen
eine ,,sagittale Dimension‘‘ zu.29 Damit ist gemeint, dass sie die Gestalt
einer eröffnenden Spitze haben und die Funktion einer Differenzierung, die
nicht auf einer Opposition beruht.
Zur gleichen Zeit aber hat die Drehung um jene ,,unsichtbare Klinge‘‘
die Eigenart, die Zeit wiedereinzuführen, jedoch nicht im Sinne einer
Abfolge von aufeinanderfolgenden Ereignissen, die sich entlang einer
Strecke anordnen, sondern als Pfeile, die eine Dichte von Ereignissen
durchstoßen. Die Vergangenheit nimmt dabei die vertikale Struktur einer
Überlagerung an. Sie ereignet sich auf der Grundlage einer naheliegenden
Distanz.
Dass diese Art und Weise des Raum-Zeit-Bezugs in der Tat
eigentümlich ist und einen historischen Bruch markiert, wird ersichtlich,
wenn man sich daran erinnert, dass über lange Zeit hinweg die Literatur
auf besondere Weise an die Zeit gebunden war. Der Begriff des
Bildungsromans macht diesen Bezug deutlich, denn die zur Darstellung
gebrachte Bildung impliziert eine Entwicklung, den Verlauf einer Zeit in
der Figur eines Bogens. Durch diese Figur wird sichergestellt, dass der
Anfangszustand und der Endzustand miteinander vergleichbar und in
ein Raster von Klassifikationen (Vergleichsmomenten) gerückt werden
können.
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Die traditionelle Vorstellung vom literarischen Werk kennt aber noch
eine andere zeitliche Komponente, die ein womöglich noch wesentlicheres
Moment verdeutlicht. Was der Begriff der Repräsentation und was jede
Art der Mimesis voraussetzt, ist die Beziehung einer primären zu einer
sekundären Rede. Spätestens seit Plato und seitdem gewiss in jeder Theorie
der Mimesis war die literarische Rede dazu bestimmt, eine erste Rede (die
Stimme der Wahrheit, der Realität, die Stimme Gottes, der Natur, etc.)
abzubilden, nachzusprechen, wiederzubeleben, auszudeuten oder zu
übersetzen. Die literarische Rede war dazu bestimmt, den verlorenen
Ursprung zu wiederholen oder einzuholen.
Man kann vielleicht in dieser Hinsicht einen Gesichtspunkt des
radikalen Antiplatonismus Nietzsches entdecken, wenn man sich seinen
Gedanken der ewigen Wiederkehr vor Augen hält, der sich vehement gegen
diese Vorstellung der Re-präsentation richtet. Die ewige Wiederkehr, die
auch eine Vielfalt von Abweichungen und demzufolge Singularitäten
bereithält, kennt keine Ursprünge und keine Hierarchie der Rede. Sie
entwirft eine Welt von Konstruktionen, Simulationen und Interpretationen, in die man immer schon gefangen ist, selbst der, der meint, sie
entworfen zu haben.
Als solch ein Zyklus der Wiederkehr gibt sich zweifellos der Roman
Ulysses von Joyce zu erkennen. Er schließt den Bogen zum Ursprungsepos
der abendländischen Literatur und lässt seinen Romanhelden die Etappen
des Odysseus an einem gewöhnlichen Tag durchleben. Auf der anderen
Seite führt uns Borges vor Augen, dass Literatur immer schon eine re´écriture ist und dass die gesamte Literatur ein gigantisches Double der Welt
darstellt: die Bibliothek als das Double der Welt und als diejenige Welt, in
der wir lesend leben (selbst wenn wir keine Bücher lesen).
Wenn sich die Literatur in einem Raum von sprachlichen Bausteinen,
Mikrokosmen, von sprachlichen Differenzen, wie die Textualisten sagen
würden, neu formiert, dann aber nicht ohne eine neue Art der Zeitlichkeit
einzuführen. Jeder Punkt im räumlichen Netz kann aus der Perspektive
jedes möglichen anderen Punktes betrachtet werden. Das heißt, die
Wiedereinführung der Zeit erfolgt in Gestalt von verschiedenen Gesichtspunkten eines Geschehens. Diese neue Zeitlichkeit besteht nunmehr aus
bestimmten Überlagerungen oder Anlagerungen von Erzähltableaus, die
sich aus verschiedenen Sehepunkten ergeben und Dinge in unterschiedlichen Erscheinungsweisen zur Darstellung bringen. Diese auf der
102
Arne Klawitter
Grundlage verschiedener Situierungen sich einstellende Zeitlichkeit lässt
die Analogien flackern und fördert Figuren des Gleichen zutage:
Simulakren eines Gegenstandes oder einer Begebenheit (ganz gleichgültig,
ob man sie als real oder imaginär klassifiziert).
Ein Beispiel für einen komplexen Entwurf solcher Zeitorganisation
entdeckt Foucault in der Eingangsszene von Baudrys Roman Les images:30
Eine Frau sitzt auf einer Terrasse mit einem Buch in der Hand und lässt die
Seiten schnell zwischen Daumen und Zeigefinger gleiten. Foucaults
Ansicht nach bringt diese Szene die Überlagerung der verschiedenen
Bilder bzw. Erzähltableaus (verschiedene Situierungen eines Geschehens in
der Erzählrede) zur Darstellung, die aus den Distanzen der Seiten und
sprachlichen Formen zueinander hervorgehen. Diese Überlagerungen von
Bildern und Erzähltableaus liegen dem Text selbst zugrunde.
Ein anderes Beispiel für eine neue Erfahrung von Zeitlichkeit bietet der
Text Ouverture von Thibaudeau.31 Der Trick in diesem Text beruht auf
einer Verkehrung: Am Anfang, wenn das ,,Ich‘‘ gegen Morgen die Augen
öffnet, heißt es: ,,Später bin ich überrascht, ich öffne die Augen.‘‘ Eine
sonderbare Rückwärtsbewegung lässt den Text beginnen, als ob er sich
sträubt, dem Gang der Zeit zu folgen. Am Ende des Tages wartet das
,,Ich‘‘, als habe sich zwischen den beiden Momenten nichts abgespielt, auf
den Beginn, der längst begonnen hat. Vor dem Hintergrund dieser
Verkehrung entfaltet der Roman ein ungewöhnliches Potential: ,,Der
Morgen öffnet sich auf eine Vergangenheit, die ihm etwas Verspätetes gibt;
der Abend auf die Identität kommender Wiederholungen.‘‘32
Der Zeitstrahl wird gebrochen. Was in der pluralen Perspektivität
entsteht, ist eine Art Zeitfächer: ,,In Thibaudeaus Roman versammelt die
Gegenwart nicht die Zeit in einem Punkt, um einen Ausblick auf eine
wiedererschaffene, leuchtende Vergangenheit zu bieten, vielmehr öffnet sie
im Gegenteil die Zeit hin auf eine unheilbare Zerstreuung.‘‘33 Das Subjekt,
das hier in Erscheinung tritt, findet kein Zentrum in einer zeitlichen
Kontinuität, sondern zerstreut sich in seiner diskursiven Gegenwart.
IV. Das Intermediäre: der Zwischenraum der Fiktion
Zwar hat man Foucaults Überlegungen zur Literatur in der Literaturwissenschaft zur Kenntnis genommen, insbesondere die Aufsätze zu Bataille
und Blanchot, doch sind die Schriften zur Literatur, wie ich denke, noch
Fiktionen des Intermediären
103
nicht erschöpfend systematisiert und operationalisiert worden. Statt
voreilig zu einer Historisierung überzugehen, welche die frühen literaturontologischen Überlegungen Foucaults womöglich zu einer Vorform der
Diskursanalyse macht und sie damit praktisch deklassiert, sollte vielmehr
eine genaue Lektüre der in ihrer Gänze zugänglichen Texte, herausgegeben
in den Dits et e´crits,34 die Reichweite dieser Überlegungen zu ermessen
helfen. Denn aus den zum Teil verstreuten Gedanken zur modernen
Literatur lassen sich durchaus produktive Anregungen gewinnen.
Man könnte dabei zwei Wege gehen: Auf der einen Seite wäre es
möglich, die literaturontologischen Prämissen konsequent weiter zu
denken, um bislang noch unausgeschöpfte Theorieentwürfe zu entfalten
oder neue Lektüreansätze auszubauen. Denkbar wäre beispielsweise, den
Begriff der Fiktion zu rekonzeptualisieren. Auf der anderen Seite wäre es
möglich, die Lektüreergebnisse in die Formationsbeschreibung eines
bestimmten Bereiches der modernen Literatur einfließen zu lassen.
Aus dem literaturontologisch begründeten Zusammenhang von Distanz,
Aspekt und Ursprung könnte mit Foucault eine neuartige Lektüreweise
und einen entsprechenden Fiktionsbegriff abgeleitet werden. Demzufolge
entziffert man nicht mehr Zeichen ,,durch ein System von Differenzen,
sondern verfolgt Isomorphismen durch eine Dichte von Analogien‘‘. Es
handelt sich um keine Lektüre im Sinne einer Entzifferung von Zeichen,
sondern um eine ,,Sammlung des Identischen‘‘, um einen ,,unbewegliche[n]
Vorstoß auf das hin, was ohne Differenz ist‘‘,35 in Richtung eines Raumes,
der im Begriff ist, sich zu öffnen.
Die Unterscheidungen zwischen Realem und Virtuellem, zwischen
Wahrnehmung und Traum, Vergangenheit und Phantasie haben hier
keinen anderen Wert als lediglich Durchgangsmomente zu sein, Scharniere
(eher Relais als Zeichen), durch welche die Erzählrede umgelenkt wird.
Diese sprachlichen Konfigurationen erfordern keine Entzifferung von
Zeichen mehr, keine Suche nach einer verborgenen Bedeutung und keine
Typologie der Möglichkeitsbedingungen von Bedeutung, sondern eine
Analyse serieller Gegenstands-Konfigurationen (,,Trugbild-Ding‘‘) in
ihren verschiedenen Ansichten bzw. Aspekten.
Im Anschluss an Sollers bezeichnet Foucault den in den Texten der
modernen Literatur sich eröffnenden Bereich in der Sprache, genauer
zwischen der sprachlichen Form und ihrer Bedeutung als ,,Fiktion‘‘.
Zugleich verschiebt er die Bedeutung dieses Begriffs, wenn er Fiktion als
104
Arne Klawitter
eine die literarische Rede organisierende Beziehung definiert, die auf einer
der Sprache inhärenten Entfernung basiert, ,,eine Entfernung, die ihren
Platz in der Sprache hat, die aber ebenso die Sprache ausbreitet, zerstreut,
verteilt und eröffnet‘‘.36 Die Fiktion wäre dann Foucault zufolge als
,,sprachliche Maserung‘‘ dessen zu betrachten, ,,was so, wie es ist, nicht
existiert‘‘,37 denn Fiktion, so Foucault weiter, setzt ein geteiltes (ein geteiltmitgeteiltes) Sein voraus. Es gibt Fiktion nicht, weil die Sprache in Distanz
zu den Dingen steht oder das Fiktive (als das Imaginäre) in Distanz zu
einer Wirklichkeit; vielmehr schafft das Sprechen die Distanz: die Distanz
der Dinge zu den gesprochenen Dingen, die Distanz von Imaginärem und
Wirklichem, die Distanz der sprachlichen Form zu ihrer Bedeutung. Die
Sprache ist das Simulakrum, in dem allein sich die Präsenz der Dinge
ausstellt, aber schon als simulierte, von sich selbst getrennte Präsenz.
Um die eröffnete Distanz der Sprache noch etwas näher zu beleuchten,
möchte ich einen Terminus ins Spiel bringen, den bereits Sollers in seinen
theoretischen Schriften verwendet hat: das ,,Intermediäre‘‘ (l’interme´diaire). Mit diesem Begriff markiert Sollers einen Zwischenraum, der in der
Darstellung zustandegebracht wird, sobald sich die Repräsentation von
sich selbst abhebt, um sich selbst zu reflektieren. Gleichermaßen könnte
man sagen, dass das Intermediäre zustande kommt oder sichtbar wird,
sobald sich die Rede von ihrer angestammten Funktion zu signifizieren
trennt und sich auf eine Weise sich selbst zuwendet, um den Entzug, den sie
realisiert oder zu realisieren versucht, zu signalisieren.
Darüber hinaus könnte das ,,Zwischen‘‘ hier in der Funktion des
,,Schieds‘‘ wie bei Heidegger gesehen werden:38 als Schwelle des InErscheinung-Tretens der gesagten Dinge. Es ginge dann der literarischen
Rede vornehmlich darum, die Einrichtung der Ordnung in ihrer
Prozessualität zu zeigen. Und genau um diesen Gesichtspunkt geht es in
den Romanen von Claude Ollier und Michel Butor. Allein schon die Titel
Le maintien de l’ordre oder La mise en sce`ne bringen dieses Problem der
literarischen Rede zum Ausdruck.39
Als Ergebnis der Rekonzeptualisierung kann festgehalten werden, dass
die Auswahl behandelter Texte auf eine spezifische Art von Diskurs
schließen lässt. Mit Hilfe von Foucaults Betrachtungen zur modernen
Literatur könnten wir die Fiktion, wie sie im Licht der Literaturontologie
erscheint, als Diskursivierung des Intermediären bestimmen. Diesem
Denkschritt folgend, obliegt es einer künftigen diskursanalytischen
Fiktionen des Intermediären
105
Literaturwissenschaft, den vor dem Hintergrund literaturontologischer
Überlegungen spezifizierten Diskurs des Intermediären genauer zu
beschreiben. Als Ausgangspunkt dazu ließe sich zunächst der komplexe
Zusammenhang, wie er sich in Homologien hinsichtlich bestimmter
Schreibweisen, Darstellungsstrategien und sogar literarischen Themen zu
erkennen gibt, folgendermaßen zusammenfassen. Als erstes zeichnet sich
die hier untersuchte Formation literarischen Sprechens durch eine neue
Art der Räumlichkeit aus. Auf der Darstellungsebene hat man es
beispielsweise mit der Inszenierung entzogener Räume zu tun. Doch zeigt
sich eine andere, man könnte sagen tiefgründigere Distanz, die durch
sprachliche Konstruktionen indiziert wird: eine Distanz der Sprache. Diese
schweigsame, weniger sichtbare Räumlichkeit (da von der Aufdringlichkeit
des Dargestellten verdeckt), die man innerhalb der Sprache selbst antreffen
kann, deutet bereits an, dass die zu untersuchende diskursive Formation
untrennbar mit dem Raum verknüpft ist: mit einem Raum von
sprachlichen Differenzen, die in der literarischen Rede jenseits des
Dargestellten zum Vorschein kommen.
Zweitens ist das literarische Sprechen durch eine Zeitlichkeit charakterisiert, welche nicht Ereignisse in eine Abfolge bringt, sondern
zeitliche Situierungen eines Momentes darstellt, die zwar in der
Sukzession der Buchseiten erscheinen, aber eben nur als AuseinanderFaltung jenes Momentes. Wir haben diese Zeitlichkeit in der Ouverture
von Thibaudeau verfolgt, wo sie eine plurale Perspektivität ausbildet. Ein
anderes Bespiel aus der deutschen Literatur wäre Hubert Fichte, der in
fast jedem seiner Texte von einem bestimmten Punkt des Gegenwärtigen
ausgehend, eine zeitliche Rückbewegung vollzieht, um die Erinnerung in
frühere Schichten zurückzuführen. ,,Die Gegenwart des Jetzt wird ständig
von Vergangenheit unterschichtet. Das Erzählen ist deshalb nicht
chronologisch, sondern struktural geordnet wie in einem mehrdimensionalen Raum.‘‘40
Schließlich wird drittens in diesem Zeitbezug der Schreibakt derart
thematisiert und in Szene gesetzt, dass er im gewissen Sinne als
ursprünglich aufgefasst werden könnte, da er die eröffnende Trennlinie
diskursiver Differenzierungen markiert. Die entscheidende Differenz der
Fiktion, wie sie Sollers und Foucault begreifen, wäre der Unterschied
zwischen der fiktional dargestellten Welt und dem Ort der Fiktionalisierung im Schreibakt, also zwischen dem fiktional Dargestellten und der die
106
Arne Klawitter
Fiktion erzeugenden Darstellung. Dieser Unterschied ist aber kein
Unterschied zwischen Welt und Sprache, sondern eine diskursive
Unterscheidung, die in der Ordnung des Diskurses gemäß deren Prinzipien
vorgenommen wird. Der Ursprung liegt also nicht außerhalb der Sprache
verborgen, sondern ist im Diskurs selbst zu finden.
Was ich mit diesen Überlegungen anregen möchte, ist der Versuch,
aus der Untersuchung eines ,,Raumes der Sprache‘‘, wie sie mit
Hilfe der drei genannten Kriterien Distanz, Aspekt und Ursprung
vorgenommen werden kann, die diskursive Formation einer bestimmten Menge von literarischen Texten der Moderne zu spezifizieren,
und zwar über die Grenzen von Nationalsprachen und Nationalliteraturen hinweg.
In den vorliegenden Betrachtungen steckt aber über die Beschreibung
einer bestimmten Diskursformation moderner Literatur hinaus noch eine
andere Möglichkeit, Foucaults Überlegungen für die Literaturwissenschaft fruchtbar zu machen, und zwar in Hinblick auf einen
Untersuchungsgegenstand, der sich mit der Diskursanalyse von Literatur
abzuzeichnen beginnt. Genaugenommen ermöglicht die Konstitution
eines neuen literaturwissenschaftlichen Gegenstandsbereiches, der sich
zwischen Sprache und Denken abzuzeichnen beginnt, bereits einen
Ausblick auf eine Problematisierung, die das traditionelle Feld literaturwissenschaftlicher Fragestellungen überschreitet, denn Literatur wird
hier als eine Form des Wissens thematisiert, das nicht mehr auf einer
Repräsentation beruht. Dieser Zusammenhang wird deutlich, wenn man
zum Gedanken eines Raumes der Sprache zurückkehrt. Offenbar
berühren die literaturontologischen Überlegungen, die bei Blanchot
und Foucault, zum Teil auch bei Bataille, Klossowski und einigen
Kritikern der sogenannten ,,Genfer Schule‘‘ zu finden sind, einen
Zwischenraum der Sprache, der wohl noch nicht ausreichend in der
Literaturwissenschaft beleuchtet worden ist. Der Grund für diese
Vernachlässigung mag darin liegen, dass die Literaturwissenschaft sich
bislang mit den Repräsentationsweisen oder den Bedeutungsprozessen
bzw. Bedeutungsmechanismen literarischer Texte auseinandergesetzt hat.
Vor allem durch die Mitte der 60er Jahre aufkommenden Textualitätsund Intertextualitätstheorien sind die literaturontologischen Überlegungen verdrängt worden. Während die vorwiegend strukturalistischen
Textualitätstheorien am generellen Vorrang der Repräsentation wenig
Fiktionen des Intermediären
107
verändert haben (sie haben die Repräsentation lediglich um den Aspekt
ihrer Selbstreflexion erweitert), setzt das Intermediäre eine Sensibilität für
den Darstellungsmodus der Indikation voraus, den man bislang
weitgehend unberücksichtigt gelassen hat. Fiktion, wie man sie im
Kontext mit dem Diskurs des Intermediären begreifen kann, ist nicht
länger an die Repräsentation gebunden; sie ist Indikation eines von der
Darstellung abgetrennten bzw. ihr vorgelagerten Raumes der Sprache,
der sich mittels der Markierung der dünnen Trennwand einer intermediären Beziehung artikuliert. Dazu bedarf es sprachlicher Konfigurationen, die wie Schaltstellen wirken und das dargestellte Geschehen
plötzlich eine Wendung vollziehen lassen, um in eine andere Serie oder
ein anderes Erzähltableau hinüberzugleiten. Dabei sollten diese Serien
nicht einfach mit den Signifikantenketten strukturaler Analysen gleichgesetzt werden. Sie betreffen stattdessen die Darstellungsmodi und
Verfahrensweisen von Texten, die den Signifikantenketten zugrunde
liegen, insofern sie diese innerhalb einer bestimmten Diskursstrategie
organisieren und bedeuten lassen.
Foucault hat seinerseits den Begriff des Intermediären weiter verfolgt
und begreift das Intermediäre als Indiz einer ersten Teilung zwischen
Sprechen (parler) und Denken (penser), d.h. zwischen einem Sprechen
als bestimmte Konfiguration sprachlicher Formen (einer Konfiguration,
die nicht unbedingt der Signifikation unterworfen sein muss) einerseits
und dem diskursiven Sprechen, welches auf der Grundlage einer
epistemisch fundierten Ordnung wahrheitsfähige Aussagen produziert,
andererseits. Die Indikation eines Raumes der Sprache stellt demnach,
verfolgt man diese Überlegung noch weiter, eine Art von Wissen dar;
anders ausgedrückt: Literatur wird zu einer bestimmten Art von
diskursivem Wissen. Das heißt aber nicht, dass man es in der Literatur
des Intermediären (wie ich diese bestimmte diskursive Formation
literarischen Sprechens bezeichnen möchte) mit einem wahren Wissen
zu tun hätte, das dem der Wissenschaften gleich käme, auch wenn
solches Wissen durchaus in die Literatur einfließen kann, sondern ein
Wissen um die Ordnung des Wissens selbst; ein Wissen, das selbst noch
nicht positives Wissen ist, sondern ein Wissen über die Grenzen des
Gewussten. An diesem Punkt wird Literatur wahrhaft zu einem
Denkexperiment.
108
Arne Klawitter
ANMERKUNGEN
1. Vgl. Gaston Bachelard, Poetik des Raumes, Frankfurt/M., Fischer 1987, S. 30.
2. Bachelard, Poetik des Raumes, S. 30.
3. HeinrichVormweg, Die Wörter und die Welt. Über neue Literatur, Neuwied/ Berlin,
Luchterhand 1968, S. 31.
4. Vgl. Heinrich Vormweg, Peter Weiss, München, Beck 1981, S. 42–43.
5. Vormweg, Peter Weiss, S. 37.
6. Peter Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers, Frankfurt/M., Suhrkamp
1960, S. 18.
7. Gunter Witting, ,,Bericht von der hohen Warte. Zu Peter Weiss’ Der Schatten des
Körpers des Kutschers‘‘, Der Deutschunterricht 37 (1985), S. 55–67; hier S. 59.
8. Mireille Tabah, ,,Modernität in Der Schatten des Körpers des Kutschers‘‘, in: Peter
Weiss. Neue Fragen an alte Texte, hg. v. Irene Heidelberger-Leonard, Opladen,
Westdeutscher Verlag 1994, S. 39–50; hier S. 41.
9. Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers, S. 18.
10. Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers, S. 18.
11. Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers, S. 71–72. Die abweichende Interpunktion des Textes wurde belassen.
12. Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers, S. 73.
13. Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers, S. 97–98.
14. Vgl. Hans Esselborn, ,,Die experimentelle Prosa Peter Weiss’ und der nouveau
roman Robbe-Grillets‘‘, in: Michael Hofmann (Hg.), Literatur, Ästhetik,
Geschichte. Neue Zugänge zu Peter Weiss, St. Ingbert, Röhrig 1992, S. 29–47.
15. Tabah, ,,Modernität in Der Schatten des Körpers des Kutschers‘‘, S. 40. Gleiches
findet sich auch in der Interpretation von Heinrich Vormweg: ,,Das Chaos des
Verfalls, der nach seinem Gefühl die Welt zeichnete und alle Wahrnehmungen des
Ganzen verwirrte, hat die Gewißheit erneut erschüttert.‘‘ (Vormweg, Peter Weiss,
S. 37).
16. Vormweg, Peter Weiss, S. 43.
17. Tabah, ,,Modernität in Der Schatten des Körpers des Kutschers‘‘, S. 45.
18. Tabah zitiert zur Stützung ihrer These eine Passage aus einem autobiographischen
Text von Peter Weiss: ,,[...] während der 50er Jahre wusste ich überhaupt nicht
mehr wo ich hingehörte [...]; es war ein einziges Chaos.‘‘ (Tabah, ,,Modernität in
Der Schatten des Körpers des Kutschers‘‘, S. 46). Das Zitat von Peter Weiss stammt
aus Fluchtpunkt (Frankfurt/M., Suhrkamp 1965), S. 60f.
19. Arne Klawitter, ,,‘Barrenhandstand und Expressionismus, Körperfeuer und
Gesang’. Das verlängerte Sprachspiel bei Arno Schmidt‘‘, Schauerfeld 14 (2001) 2/
3, S. 2–15.
20. Philippe Sollers, Le parc, Paris, Éd. du Seuil 1961.
21. Weiss, Der Schatten des Körpers des Kutschers, S. 19.
22. Michel Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, Schriften in vier Bänden. Dits et
écrits, Bd. 1, Frankfurt/M., Suhrkamp 2001, S. 373.
23. Vgl. Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, S. 386 (im Original im Plural).
24. Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, S. 373.
25. Vgl. Philippe Sollers, ,,Logique de la fiction‘‘, Tel Quel 15 (Paris 1964); wieder
abgedruckt in: Philippe Sollers, Logiques, Paris, Éd. du Seuil 1968, S. 15–48.
Fiktionen des Intermediären
109
26. Alain Robbe-Grillet, Le voyeur, Paris, Minuit 1955; Alain Robbe-Grillet, La
jalousie, Paris, Minuit 1957.
27. Die Metapher des Schnitts ist auch in der Rezeption der Erzählung von Weiss
anzutreffen: So spricht Wittig von einem ,,synchronische[n] Schnitt‘‘ (siehe oben).
28. Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, S. 375.
29. Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, S. 375.
30. Jean-Louis Baudry, Les images, Paris, Éd. du Seuil 1963.
31. Jean Thibaudeau, Ouverture, Paris, Éd. du Seuil 1966.
32. Michel Foucault, ,,Auf der Suche nach der verlorenen Gegenwart‘‘, in Schriften, 1,
Bd. S. 653.
33. Foucault, ,,Auf der Suche nach der verlorenen Gegenwart‘‘, S. 653.
34. Michel Foucault, Dits et e´crits 1958–1988, Paris, Gallimard 1994. Die für die
Literaturwissenschaft relevanten Texte finden sich vorrangig im ersten Band der
vierbändigen Ausgabe.
35. Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, S. 377.
36. Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, S. 381.
37. Foucault, ,,Distanz, Aspekt, Ursprung‘‘, S. 381.
38. Vgl. Martin Heidegger, Unterwegs zur Sprache (1952), Gesamtausgabe Abt. 1
Veröffentlichte Schriften Bd. 12, Frankfurt/M., Klostermann 2001.
39. Vgl. Claude Ollier, La mise en sce`ne, Paris, Éd. de Minuit 1958; Claude Ollier, Le
maintien de l’ordre, Paris, Gallimard 1961.
40. Hartmut Böhme, Hubert Fichte. Riten des Autors und Leben der Literatur, Stuttgart, Metzler 1992, S. 20.
Arne Klawitter. Born 1969. PhD, Rostock University. Visiting Lecturer of German
Literature and Linguistics, Kyushu University of Fukuoka, Japan. Recent publications: ‘Die fiebernde Bibliothek’. Foucaults Sprachontologie und seine diskursanalytische
Konzeption moderner Literatur (2003); ‘Dekonstruktion von außen’, Ästhetik und
Kommunikation 126 (2004): 63–68; ‘Michel Foucault als Ausgangspunkt einer Ontologie der Literatur’, Zeitschrift für Semiotik 27/1–2 (2005): 115–135; upcoming Literary
Theory in Practice, Universitätstaschenbücher.