NHK-Sinfonieorchester

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von NHK Symphony Orchestra)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sitz des Sinfonieorchesters (2016)

Das NHK-Sinfonieorchester (japanisch NHK交響楽団, Nippon Hoso Kyokai Kōkyō Gakudan; englisch NHK Symphony Orchestra; internationale Abkürzung: NHKSO) ist ein in Tokio beheimatetes Rundfunkorchester, das vollwertiges Mitglied der japanischen Orchestervereinigung ist. Es wurde 1926 gegründet und ist somit eines der ältesten[1] professionellen Sinfonieorchester Japans.

Seit 1951 wird das führende[2] Orchester des Landes von der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft NHK gesponsert; seinen Sitz hat es in Minato. Spielstätten für die Abonnementkonzerte sind die NHK Hall und die Suntory Hall. Chefdirigent des ca. 100-köpfigen Orchesters ist seit 2020 der Italiener Fabio Luisi.

Gemeinsam mit dem Yomiuri-Nippon-Sinfonieorchester und dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra gehört es zu den „Big Three“ in Tokio.[3]

Die Gründung des Orchesters geht auf die japanischen Komponisten bzw. Dirigenten Yamada Kōsaku und Konoe Hidemaro zurück, wobei letzterer auch in Deutschland ausgebildet worden war.[3] Ein erfolgreiches japanisch-russisches Sinfoniekonzert im Kabuki-Theater in Tokio im Jahr 1924 leitete schließlich die Orchestergründung in die Wege.[3] Rund 40 Musiker gehörten am 5. Oktober 1926 zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Sinfonieorchesters (新交響楽団, Shin Kōkyō Gakudan),[3] das am 20. Februar 1927 sein erstes Konzert gab. Von 1926 bis 1935 amtierte Konoe Hidemaro als erster Dirigent.[3] Er pflegte verschiedene Genres (von der Wiener Klassik, über die Musik der Romantik bis zur Neuen Musik eines Igor Strawinskys) und arbeitete an der Qualität des Klangkörpers.[3] Mit Emanuel Feuermann, Artur Rubinstein, Joseph Szigeti und Efrem Zimbalist holte er international renommierte Solisten nach Tokio.[3]

1936 übernahm der deutsche Dirigent Joseph Rosenstock das Chefdirigat des Orchesters und erweiterte dessen Repertoire.[3] Im April[4] 1942 erfolgte die Umbenennung des Klangkörpers in Japanisches Sinfonieorchester (Nippon Kōkyō Gakudan).[3] Während des Zweiten Weltkriegs verboten das japanische Ministerium für Innere Angelegenheiten und das Heeresministerium die Aufführung westlicher Musik.[3] Mit Ausnahme der Musik aus den verbündeten Staaten (Deutsches Reich und Italien) wurde diese als feindliche Musik (Tekisei Ongaku) angesehen.[3]

Noch während der US-amerikanischen Besatzungszeit in Japan beendete Rosenstock 1947 seine Tätigkeit und mehrere Gastdirigenten übernahmen.[5] Daigoro Arima, der die Geschäfte des Orchesters während und nach dem Krieg hauptamtlich führte, schaffte im August[4] 1951 finanzielle Stabilität, indem die japanische Rundfunkgesellschaft NHK (Nippon Hōsō Kyōkai) als Sponsor gewonnen werden konnte.[5] Von August bis November 1960 unternahm der Klangkörper seine erste Auslandstournee – es bereiste weltweit zwölf Länder.[4] Konzerte wurden darüber hinaus fortan im Rundfunk übertragen.[5] Außerdem konnten bekannte Gastdirigenten wie Ernest Ansermet, Daniel Barenboim, Herbert von Karajan, Neville Marriner, Seiji Ozawa und Wolfgang Sawallisch gewonnen werden.[5]

Von 1969 bis 2006 war Hiroyuki Iwaki Hauptdirigent.[3] Er wurde durch verschiedene Gastdirigenten unterstützt. Erst mit Charles Dutoit (1998 bis 2003) und Vladimir Ashkenazy (2004 bis 2007) hatte das NHK-Sinfonieorchester wieder einen Musikdirektor. Seit 2010 wird das Orchester als gemeinnützige Stiftung organisiert.[4] 2013 folgte unter Charles Dutoit der erste Auftritt bei den Salzburger Festspielen.[4] Seit September 2020 ist der Italiener Fabio Luisi Chefdirigent.[4]

Das NHK-Sinfonieorchester stiftete den nach dem Orchesterdirigenten Otaka Hisatada benannten Otaka-Preis für Komposition, dessen Preisträgerstücke seit den 1950er Jahren durch das NHKSO aufgeführt werden.[6] Zu den Rezipienten gehören u. a. Toshirō Mayuzumi, Akira Miyoshi und Tōru Takemitsu.[6]

Chefdirigenten / Musikdirektoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uraufführungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Opern-Gesamtaufnahmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Orchester verantwortete folgende Gesamtaufnahmen,[9] darunter mehrere Livemitschnitte italienischer Opern:[5]

  • Yoshihiro Obata: NHK Symphony Orchestra. In: Robert R. Craven (Hrsg.): Symphony Orchestras of the World: Selected Profiles. Greenwood Press, New York u. a. 1987, ISBN 0-313-24073-6, S. 226–230.
  • Alain Pâris: Klassische Musik im 20. Jahrhundert: Instrumentalisten, Sänger, Dirigenten, Orchester, Chöre. 2. erweiterte, völlig überarbeitete Auflage, dtv, München 1997, ISBN 3-423-32501-1, S. 990.
Commons: NHK Symphony Orchestra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Yoshihiro Obata: NHK Symphony Orchestra. In: Robert R. Craven (Hrsg.): Symphony Orchestras of the World: Selected Profiles. Greenwood Press, New York u. a. 1987, ISBN 0-313-24073-6, S. 226–230, hier: S. 226; Amy Tikkanen: Nippon Hōsō Kyōkai. In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 30. Juni 2024 (englisch).
  2. Shinichiro Okabe: Tōkyō. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 9 (Sydney – Zypern). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1998, ISBN 3-7618-1128-4 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  3. a b c d e f g h i j k l Yoshihiro Obata: NHK Symphony Orchestra. In: Robert R. Craven (Hrsg.): Symphony Orchestras of the World: Selected Profiles. Greenwood Press, New York u. a. 1987, ISBN 0-313-24073-6, S. 226–230, hier: S. 228.
  4. a b c d e f Outline of the NHKSO, nhkso.or.jp, abgerufen am 30. Juni 2024.
  5. a b c d e Yoshihiro Obata: NHK Symphony Orchestra. In: Robert R. Craven (Hrsg.): Symphony Orchestras of the World: Selected Profiles. Greenwood Press, New York u. a. 1987, ISBN 0-313-24073-6, S. 226–230, hier: S. 229.
  6. a b Yoshihiro Obata: NHK Symphony Orchestra. In: Robert R. Craven (Hrsg.): Symphony Orchestras of the World: Selected Profiles. Greenwood Press, New York u. a. 1987, ISBN 0-313-24073-6, S. 226–230, hier: S. 227.
  7. a b c Alain Pâris: Klassische Musik im 20. Jahrhundert: Instrumentalisten, Sänger, Dirigenten, Orchester, Chöre. 2. erweiterte, völlig überarbeitete Auflage, dtv, München 1997, ISBN 3-423-32501-1, S. 990.
  8. Gramophone launches Orchestra of the Year Award 2020 Festival from July 24, gramophone.co.uk, abgerufen am 30. Juni 2024.
  9. Karsten Steiger: Opern-Diskographie: Verzeichnis aller Audio- und Video-Gesamtaufnahmen. 2., vollständig aktualisierte und erweiterte Ausgabe, Saur, München 2008, ISBN 978-3-598-11784-8.