„Sergei Alexandrowitsch Jessenin“ – Versionsunterschied

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'''Sergei Alexandrowitsch Jessenin''' ({{RuS|Сергей Александрович Есенин}}, wiss. [[Transliteration]] ''{{lang|ru-Latn|Sergej Aleksandrovič Esenin}}''; * {{JULGREGDATUM|3|10|1895|Link="true"}} in ''Konstantinowo'', [[Gouvernement Rjasan]], [[Russisches Kaiserreich]]; † [[28. Dezember]] [[1925]] in [[Sankt Petersburg|Leningrad]]) war ein [[Russland|russischer]] Lyriker, der zu den besten und zugleich volkstümlichsten Dichtern Russlands gezählt wird. Er starb bereits im Alter von 30 Jahren.
'''Sergei Alexandrowitsch Jessenin''' ({{ruS|Сергей Александрович Есенин}}, wiss. [[Transliteration]] ''{{lang|ru-Latn|Sergej Aleksandrovič Esenin}}''; * {{JULGREGDATUM|3|10|1895|Link=1}} in [[Konstantinowo]], [[Gouvernement Rjasan]], [[Russisches Kaiserreich]]; † [[28. Dezember]] [[1925]] in [[Sankt Petersburg|Leningrad]]) war ein [[Russland|russischer]] Lyriker, der zu den besten und zugleich volkstümlichsten Dichtern Russlands gezählt wird. Er starb durch [[Suizid]] im Alter von 30 Jahren.


== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==
Sergei Jessenin wurde in eine Landarbeiterfamilie geboren, seine Kindheit verbrachte er überwiegend bei seinen Großeltern. Mit neun Jahren begann er zu dichten. Wegen seiner bäuerlichen Herkunft sah sich Jessenin als „Dorfpoet“ und beschäftigte sich in vielen Werken mit dem Leben auf dem Land und in den Dörfern.
Sergei Jessenin wurde in eine Landarbeiterfamilie geboren, verbrachte seine Kindheit überwiegend bei seinen Großeltern und begann bereits mit neun Jahren zu dichten. Wegen seiner bäuerlichen Herkunft sah sich Jessenin als „Dorfpoet“ und beschäftigte sich in vielen Werken mit dem Leben auf dem Land und in den Dörfern.


Nach einer abgebrochenen Ausbildung im Internat einer kirchlichen Schule ging er 1912 nach [[Moskau]], wo er zunächst in einer Buchhandlung arbeitete und 1913 ein geisteswissenschaftliches Studium aufnahm. 1915 zog er nach Sankt Petersburg um. 1916 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Im selben Jahr wurde er zum Militär einberufen. Jessenin unterstützte zunächst die [[Oktoberrevolution]], wurde aber von den Ergebnissen der [[Russische Revolution|Russischen Revolution]] enttäuscht und wandte sich später von ihr ab. Große Teile seines Werkes waren in der [[Sowjetunion]], insbesondere zur Zeit [[Josef Stalin|Stalins]], verboten.
Nach einer abgebrochenen Ausbildung im Internat einer kirchlichen Schule ging er 1912 nach [[Moskau]], wo er zunächst in einer Buchhandlung arbeitete und 1913 ein geisteswissenschaftliches Studium aufnahm. 1915 zog er nach Sankt Petersburg um. 1916 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Im selben Jahr wurde er zum Militär einberufen. Jessenin unterstützte zunächst die [[Oktoberrevolution]], wurde aber von den Ergebnissen der [[Russische Revolution|Russischen Revolution]] enttäuscht und wandte sich später von ihr ab. Große Teile seines Werkes waren in der [[Sowjetunion]], insbesondere zur Zeit [[Josef Stalin|Stalins]], verboten.


[[Datei:1923. Esen duncan.jpg|mini|Jessenin 1923 zusammen mit Isadora Duncan]]
[[Datei:1923. Esen duncan.jpg|mini|Jessenin 1923 zusammen mit Isadora Duncan]]
1921 bereiste er den asiatischen Teil der Sowjetunion, besuchte den [[Ural]] und [[Orenburg]], hielt sich im Mai in [[Taschkent]] auf und verbrachte kurze Zeit in [[Samarkand]]. Im Oktober desselben Jahres lernte er [[Isadora Duncan]] kennen. Vom Mai 1922 bis August 1923 war er mit der deutlich älteren Tänzerin verheiratet; in dieser Zeit begleitete er sie auf ihren Tourneen. Er machte dabei mit seinem [[Vandalismus]] in Hotelzimmern international auf sich aufmerksam. Seinen [[Alkoholismus]] reflektierte er auch in seinen Gedichten, in denen er sich keinen Illusionen über sich selbst hingab. Dem Schriftsteller [[Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg|Ilja Ehrenburg]] zufolge war er zudem ruhmessüchtig und öfter dem Wahnsinn nahe. Auf den bekannten und provokanten Poeten [[Wladimir Wladimirowitsch Majakowski|Wladimir Majakowski]] war er schlecht zu sprechen.<ref>Siehe Ehrenburgs Memoiren von 1962</ref> 1924–1925 besuchte Jessenin [[Aserbaidschan]] und wohnte in Mardakjan, einer Vorstadt von [[Baku]]. Nachdem er zu Beginn der 1920er Jahre in Moskau in einem legendären Freundeskreis von Künstlern verkehrt hatte, brach er 1924 die Beziehung zu [[Anatoli Borissowitsch Marienhof|Anatoli Marienhof]], einem führenden Vertreter des [[Imaginismus]], ab.
1921 bereiste er den asiatischen Teil der Sowjetunion, besuchte den [[Ural]] und [[Orenburg]], hielt sich im Mai in [[Taschkent]] auf und verbrachte kurze Zeit in [[Samarqand|Samarkand]]. Im Oktober desselben Jahres lernte er [[Isadora Duncan]] kennen. Vom Mai 1922 bis August 1923 war er mit der deutlich älteren Tänzerin verheiratet. In dieser Zeit begleitete er sie auf ihren Tourneen. Er machte dabei mit seinem [[Vandalismus]] in Hotelzimmern international auf sich aufmerksam. Seinen [[Alkoholkrankheit|Alkoholismus]] reflektierte er auch in seinen Gedichten, in denen er sich keinen Illusionen über sich selbst hingab. Dem Schriftsteller [[Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg|Ilja Ehrenburg]] zufolge war er zudem ruhmessüchtig und öfter dem Wahnsinn nahe. Auf den bekannten und provokanten Poeten [[Wladimir Wladimirowitsch Majakowski|Wladimir Majakowski]] war er schlecht zu sprechen.<ref>Siehe Ehrenburgs Memoiren von 1962</ref> 1924–1925 besuchte Jessenin [[Aserbaidschan]] und wohnte in Mardakjan, einer Vorstadt von [[Baku]]. Nachdem er zu Beginn der 1920er Jahre in Moskau in einem legendären Freundeskreis von Künstlern verkehrt hatte, brach er 1924 die Beziehung zu [[Anatoli Borissowitsch Marienhof|Anatoli Marienhof]], einem führenden Vertreter des [[Imaginismus]], ab.


Jessenin war viermal verheiratet. Sein Sohn Juri, aus der ersten Ehe mit [[Anna Romanowna Isrjadnowa|Anna Isrjadnowa]], wurde 1937 während der [[Stalinsche Säuberungen|Stalinschen Säuberungen]] erschossen. Mit [[Sinaida Nikolajewna Reich|Sinaida Reich]], mit der er von 1917 bis 1921 verheiratet war, hatte er die Tochter Tatjana und den Sohn Konstantin. Außerdem zeugte er außerehelich mit der Dichterin [[Nadeschda Dawydowna Wolpin|Nadeschda Wolpin]] den bedeutenden Mathematiker und [[Dissident]]en [[Alexander Jessenin-Wolpin]]. Nach [[Isadora Duncan]] heiratete Jessenin im Oktober 1925 [[Sofia Andrejewna Tolstaja-Jessenina|Sofia Tolstaja]], die Enkelin [[Leo Tolstoi]]s. Sie veranlasste einen Monat später seine Einweisung in eine psychiatrische Klinik in Moskau.
Jessenin war viermal verheiratet. Sein Sohn Juri, aus der ersten Ehe mit [[Anna Romanowna Isrjadnowa|Anna Isrjadnowa]], wurde 1937 während der [[Stalinsche Säuberungen|Stalinschen Säuberungen]] erschossen. Mit [[Sinaida Nikolajewna Reich|Sinaida Reich]], mit der er von 1917 bis 1921 verheiratet war, hatte er die Tochter Tatjana und den Sohn Konstantin. Außerdem zeugte er außerehelich mit der Dichterin [[Nadeschda Dawydowna Wolpin|Nadeschda Wolpin]] den bedeutenden Mathematiker und [[Dissident]]en [[Alexander Jessenin-Wolpin]]. Nach [[Isadora Duncan]] heiratete Jessenin im Oktober 1925 [[Sofia Andrejewna Tolstaja-Jessenina|Sofia Tolstaja]], die Enkelin [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi|Leo Tolstois]]. Sie veranlasste einen Monat später seine Einweisung in eine psychiatrische Klinik in Moskau.


=== Tod ===
=== Tod ===
Sergei Jessenin nahm sich am 28. Dezember 1925 in einem Zimmer des Hotels Angleterre in Leningrad das Leben. Er hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten und anschließend an den Heizungsrohren der Zimmerdecke erhängt. Kurz vor seinem Tod schrieb er mit seinem eigenen Blut das folgende Abschiedsgedicht:
Sergei Jessenin nahm sich am 28. Dezember 1925 in einem Zimmer des Hotels Angleterre in Leningrad das Leben. Laut seinen Biografen befand sich der Dichter in einem depressiven Zustand und beging Selbstmord durch Erhängen.<ref>{{Internetquelle |url=http://bibliotekar.ru/esenin-sergey/26.htm |titel=Алкоголизм и лечение Сергея Есенина от пьянства |abruf=2022-09-18}}</ref> Kurz vor seinem Tod hat er mit seinem eigenen Blut das folgende Abschiedsgedicht geschrieben:


:''Freund, leb wohl. Mein Freund, auf Wiedersehen.''
:Freund, leb wohl. Mein Freund, auf Wiedersehen.
:''Unverlorner, ich vergesse nichts.''
:Unverlorner, ich vergesse nichts.
:''Vorbestimmt, so wars, du weißt, dies Gehen.''
:Vorbestimmt, so wars, du weißt, dies Gehen.
:''Da’s so war: ein Wiedersehn versprichts.''
:Da’s so war: ein Wiedersehn versprichts.


:''Hand und Wort? Nein, laß – wozu noch reden?''
:Hand und Wort? Nein, laß – wozu noch reden?
:''Gräm dich nicht und werd mir nicht so fahl.''
:Gräm dich nicht und werd mir nicht so fahl.
:''Sterben –, nun, ich weiß, das hat es schon gegeben;''
:Sterben –, nun, ich weiß, das hat es schon gegeben;
:''doch: auch Leben gabs ja schon einmal.''<ref>Übersetzung von [[Paul Celan]], Original auf Russisch: До свиданья, друг мой, до свиданья. Милый мой, ты у меня в груди. Предназначенное расставанье Обещает встречу впереди. До свиданья, друг мой, без руки, без слова, Не грусти и не печаль бровей, В этой жизни умирать не ново, Но и жить, конечно, не новей.</ref>
:doch: auch Leben gabs ja schon einmal.<ref>Übersetzung von [[Paul Celan]], Original auf Russisch: До свиданья, друг мой, до свиданья. Милый мой, ты у меня в груди. Предназначенное расставанье Обещает встречу впереди. До свиданья, друг мой, без руки, без слова, Не грусти и не печаль бровей, В этой жизни умирать не ново, Но и жить, конечно, не новей.</ref>


Die mit Jessenin befreundete Journalistin [[Galina Arturowna Benislawskaja|Galina Benislawskaja]], die er als seine literarische Sekretärin beschäftigte, beging ein Jahr nach Jessenins Tod an dessen Grab Selbstmord.
Die mit Jessenin befreundete Journalistin [[Galina Arturowna Benislawskaja|Galina Benislawskaja]], die er als seine literarische Sekretärin beschäftigte, tötete sich ein Jahr nach Jessenins Tod an dessen Grab.


Zum 100. Geburtstag Jessenins 1995 schuf [[Nikolai Alexandrowitsch Seliwanow|Nikolai Seliwanow]] 4 Porträts Jessenins und 18 Porträts der ihm nahestehenden Personen.<ref>Есенин в изобразительном искусстве: [https://web.archive.org/web/20110301091008/http://esenin.ru/skulptura/selivanov-n-a.html Селиванов Н. А.] (abgerufen am 19. Juni 2023).</ref>
Seit den 1980er Jahren kursiert die Vermutung, er sei nicht von eigener Hand gestorben, sondern von [[Gossudarstwennoje Polititscheskoje Uprawlenije|GPU]]-Agenten ermordet worden.


Auf der [[documenta 8]] im Jahr 1987 in [[Kassel]] wurden Aufnahmen von ihm im Rahmen der „Archäologie der akustischen Kunst 1: Radiofonia Futurista“ als offizieller Ausstellungsbeitrag aufgeführt.
Auf der [[documenta 8]] im Jahr 1987 in [[Kassel]] wurden Aufnahmen von ihm im Rahmen der „Archäologie der akustischen Kunst 1: Radiofonia Futurista“ als offizieller Ausstellungsbeitrag aufgeführt. Seit den 1960er Jahren trägt der [[Mount Yesenin]] in der Antarktis seinen Namen. Der Asteroid des äußeren Hauptgürtels [[(2576) Yesenin]] wurde nach ihm benannt.<ref>{{Literatur |Autor=[[Lutz D. Schmadel]] |Hrsg=Lutz D. Schmadel |Titel=Dictionary of Minor Planet Names |TitelErg=Fifth Revised and Enlarged Edition |Auflage=5 |Verlag=[[Springer Spektrum|Springer Verlag]] |Ort=[[Berlin]], [[Heidelberg]] |Datum=2003 |ISBN=3-540-29925-4 |Seiten=186 |Sprache=en |Originaltitel=Dictionary of Minor Planet Names |VerlagEA=Springer Verlag |OrtEA=Berlin, Heidelberg |JahrEA=1992 |DOI=10.1007/978-3-540-29925-7_2577 |Umfang=992 |Zitat=1974 QL. Discovered 1974 Aug. 17 by L. V. Zhuravleva at Nauchnyj.}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Nikolai Alexejewitsch Kljujew]]
* [[Liste russischsprachiger Schriftsteller]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Ilja Ehrenburg]]: ''Menschen – Jahre – Leben'' (Memoiren), München 1962, Sonderausgabe München 1965, Band I 1991–1922, S. 512–521, ISBN 3-463-00511-5.
* [[Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg|Ilja Ehrenburg]]: ''Menschen – Jahre – Leben'' (Memoiren). Kindler, München 1962, wieder 1965, Band I 1891–1922, ISBN 3-463-00511-5, S. 512–521.
* [[Maxim Gorki]]: ''Sergj Jessenin.'' In: Maxim Gorki: ''Literarische Porträts''. 3. Aufl. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1979, S.&nbsp;336–344.
* [[Fritz Mierau]]: ''Sergej Jessenin''. Leipzig, Reclam 1992, ISBN 3-379-00714-5.
* [[Carola Stern]]: ''Der Dichter und die Tänzerin''. Reinbek 1996, rororo Taschenbücher Nr.22531, ISBN 3-499-22531-X.
* [[Fritz Mierau]]: ''Sergej Jessenin.'' Reclam, Leipzig 1992, ISBN 3-379-00714-5.
* [[Carola Stern]]: ''Der Dichter und die Tänzerin.'' Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-22531-X.
* [[Giovanni Arpino]]: ''Serghej A. Esenin. L’estremo cantore dell’antica Russia di fronte alla rivoluzione''. Venedig: Marsilio, 1997 (italienisch), ISBN 88-317-6747-X.
* [[Giovanni Arpino]]: ''Serghej A. Esenin. L’estremo cantore dell’antica Russia di fronte alla rivoluzione.'' Marsilio, Venedig 1997, ISBN 88-317-6747-X. (italienisch)

== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
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* [http://spartacus-educational.com/RUSyesenin.htm ausführlicheres Porträt] (englisch)
* [http://spartacus-educational.com/RUSyesenin.htm Kurzes Porträt] (englisch)
* [http://www.sovlit.net/bios/esenin.html Porträt bei sovlit.net – Encyclopedia of Soviet Writers] (englisch)
* [http://www.sovlit.net/bios/esenin.html Porträt bei sovlit.net – Encyclopedia of Soviet Writers] (englisch)
* {{GSE|037918}}
* [http://slovari.yandex.ru/~книги/БСЭ/Есенин%20Сергей%20Александрович/ Eintrag] in der [[Große Sowjetische Enzyklopädie|Großen Sowjetischen Enzyklopädie]] (russisch)
* [http://www.planetlyrik.de/sergej-jessenin-gedichte/2011/11/ Gedicht – deutsche Übertragung] von [[Rainer Kirsch]]: ''So also ist das Land. Zum Teufel auch – was hab ich ausgebrüllt, ich wäre volksverbunden? Die Poesie wird hier nicht mehr gebraucht. Ich selbst bin nicht gefragt und abgefunden.'' Sowjetische Rus, 15. Strophe

== Einzelnachweise ==
<references />


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Version vom 17. November 2023, 14:27 Uhr

Jessenin 1925, kurz vor seinem Tod

Sergei Alexandrowitsch Jessenin (russisch Сергей Александрович Есенин, wiss. Transliteration Sergej Aleksandrovič Esenin; * 21. Septemberjul. / 3. Oktober 1895greg. in Konstantinowo, Gouvernement Rjasan, Russisches Kaiserreich; † 28. Dezember 1925 in Leningrad) war ein russischer Lyriker, der zu den besten und zugleich volkstümlichsten Dichtern Russlands gezählt wird. Er starb durch Suizid im Alter von 30 Jahren.

Leben und Werk

Sergei Jessenin wurde in eine Landarbeiterfamilie geboren, verbrachte seine Kindheit überwiegend bei seinen Großeltern und begann bereits mit neun Jahren zu dichten. Wegen seiner bäuerlichen Herkunft sah sich Jessenin als „Dorfpoet“ und beschäftigte sich in vielen Werken mit dem Leben auf dem Land und in den Dörfern.

Nach einer abgebrochenen Ausbildung im Internat einer kirchlichen Schule ging er 1912 nach Moskau, wo er zunächst in einer Buchhandlung arbeitete und 1913 ein geisteswissenschaftliches Studium aufnahm. 1915 zog er nach Sankt Petersburg um. 1916 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Im selben Jahr wurde er zum Militär einberufen. Jessenin unterstützte zunächst die Oktoberrevolution, wurde aber von den Ergebnissen der Russischen Revolution enttäuscht und wandte sich später von ihr ab. Große Teile seines Werkes waren in der Sowjetunion, insbesondere zur Zeit Stalins, verboten.

Jessenin 1923 zusammen mit Isadora Duncan

1921 bereiste er den asiatischen Teil der Sowjetunion, besuchte den Ural und Orenburg, hielt sich im Mai in Taschkent auf und verbrachte kurze Zeit in Samarkand. Im Oktober desselben Jahres lernte er Isadora Duncan kennen. Vom Mai 1922 bis August 1923 war er mit der deutlich älteren Tänzerin verheiratet. In dieser Zeit begleitete er sie auf ihren Tourneen. Er machte dabei mit seinem Vandalismus in Hotelzimmern international auf sich aufmerksam. Seinen Alkoholismus reflektierte er auch in seinen Gedichten, in denen er sich keinen Illusionen über sich selbst hingab. Dem Schriftsteller Ilja Ehrenburg zufolge war er zudem ruhmessüchtig und öfter dem Wahnsinn nahe. Auf den bekannten und provokanten Poeten Wladimir Majakowski war er schlecht zu sprechen.[1] 1924–1925 besuchte Jessenin Aserbaidschan und wohnte in Mardakjan, einer Vorstadt von Baku. Nachdem er zu Beginn der 1920er Jahre in Moskau in einem legendären Freundeskreis von Künstlern verkehrt hatte, brach er 1924 die Beziehung zu Anatoli Marienhof, einem führenden Vertreter des Imaginismus, ab.

Jessenin war viermal verheiratet. Sein Sohn Juri, aus der ersten Ehe mit Anna Isrjadnowa, wurde 1937 während der Stalinschen Säuberungen erschossen. Mit Sinaida Reich, mit der er von 1917 bis 1921 verheiratet war, hatte er die Tochter Tatjana und den Sohn Konstantin. Außerdem zeugte er außerehelich mit der Dichterin Nadeschda Wolpin den bedeutenden Mathematiker und Dissidenten Alexander Jessenin-Wolpin. Nach Isadora Duncan heiratete Jessenin im Oktober 1925 Sofia Tolstaja, die Enkelin Leo Tolstois. Sie veranlasste einen Monat später seine Einweisung in eine psychiatrische Klinik in Moskau.

Tod

Sergei Jessenin nahm sich am 28. Dezember 1925 in einem Zimmer des Hotels Angleterre in Leningrad das Leben. Laut seinen Biografen befand sich der Dichter in einem depressiven Zustand und beging Selbstmord durch Erhängen.[2] Kurz vor seinem Tod hat er mit seinem eigenen Blut das folgende Abschiedsgedicht geschrieben:

Freund, leb wohl. Mein Freund, auf Wiedersehen.
Unverlorner, ich vergesse nichts.
Vorbestimmt, so wars, du weißt, dies Gehen.
Da’s so war: ein Wiedersehn versprichts.
Hand und Wort? Nein, laß – wozu noch reden?
Gräm dich nicht und werd mir nicht so fahl.
Sterben –, nun, ich weiß, das hat es schon gegeben;
doch: auch Leben gabs ja schon einmal.[3]

Die mit Jessenin befreundete Journalistin Galina Benislawskaja, die er als seine literarische Sekretärin beschäftigte, tötete sich ein Jahr nach Jessenins Tod an dessen Grab.

Zum 100. Geburtstag Jessenins 1995 schuf Nikolai Seliwanow 4 Porträts Jessenins und 18 Porträts der ihm nahestehenden Personen.[4]

Auf der documenta 8 im Jahr 1987 in Kassel wurden Aufnahmen von ihm im Rahmen der „Archäologie der akustischen Kunst 1: Radiofonia Futurista“ als offizieller Ausstellungsbeitrag aufgeführt. Seit den 1960er Jahren trägt der Mount Yesenin in der Antarktis seinen Namen. Der Asteroid des äußeren Hauptgürtels (2576) Yesenin wurde nach ihm benannt.[5]

Siehe auch

Literatur

Commons: Sergei Jessenin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe Ehrenburgs Memoiren von 1962
  2. Алкоголизм и лечение Сергея Есенина от пьянства. Abgerufen am 18. September 2022.
  3. Übersetzung von Paul Celan, Original auf Russisch: До свиданья, друг мой, до свиданья. Милый мой, ты у меня в груди. Предназначенное расставанье Обещает встречу впереди. До свиданья, друг мой, без руки, без слова, Не грусти и не печаль бровей, В этой жизни умирать не ново, Но и жить, конечно, не новей.
  4. Есенин в изобразительном искусстве: Селиванов Н. А. (abgerufen am 19. Juni 2023).
  5. Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2003, ISBN 3-540-29925-4, S. 186, doi:10.1007/978-3-540-29925-7_2577 (englisch, 992 S., Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992): “1974 QL. Discovered 1974 Aug. 17 by L. V. Zhuravleva at Nauchnyj.”