„Römerlager Rödgen“ – Versionsunterschied

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Das '''Römerlager Rödgen''' ist ein [[Römisches Reich|römisches]] [[Römische Militärlager|Militärversorgungslager]] im Ortsteil [[Rödgen (Bad Nauheim)|Rödgen]] von [[Bad Nauheim]] im [[Wetteraukreis]] in [[Hessen]]. Es liegt etwa 700 Meter östlich des [[Römerlager Am Goldstein|Lagers am Goldstein]].
Das '''Römerlager Rödgen'''<ref>[http://www.wandern-bad-nauheim.de/images/B-stadtteile/rrp1050628i.jpg Römerlager Rödgen]</ref> ist ein [[Römisches Reich|römisches]] [[Römisches Militärlager|Militärversorgungslager]] im Ortsteil [[Rödgen (Bad Nauheim)|Rödgen]] von [[Bad Nauheim]] im [[Wetteraukreis]] in [[Hessen]]. Es liegt etwa 700&nbsp;Meter östlich des [[Römerlager Am Goldstein|Lagers am Goldstein]].


== Forschungesgeschichte ==
== Forschungsgeschichte ==
Das Lager wurde 1960 von einem Arzt beim Bau einer Schule entdeckt und zwischen 1961 und 1966 sowie 1973 durch Mitarbeiter des [[Saalburgmuseum]]s großflächig ergraben.
Das Lager wurde 1960 von einem Arzt beim Bau einer Schule entdeckt und von 1961 bis 1966 sowie 1973 durch Mitarbeiter des [[Saalburgmuseum]]s großflächig ergraben.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Aufgrund der Münz- und Keramikfunde gehört das Lager in den [[Römerlager Oberaden|Oberaden]]horizont (besser Oberaden-Rödgen-Horizont) mit einem Gründungsdatum um 10&nbsp;v.&nbsp;Chr. Damit muss Rödgen im Zusammenhang der [[Drusus]]feldzüge gegen die [[Chatten]] gesehen werden. Die [[Wetterau]] war ein idealer Verfügungsraum für die Drususoffensive gegen [[Germania Magna|Germanien]]. Hier konnten Truppen gesammelt und die Versorgung der nach Norden ([[Römerlager Hedemünden|Hedemünden]]) orientierten Legionen organisiert werden.
Aufgrund der Münz- und Keramikfunde gehört das Lager in den [[Römerlager Oberaden|Oberadenhorizont]] (besser Oberaden-Rödgen-Horizont) mit einem Gründungsdatum um 10 v.&nbsp;Chr. Damit muss Rödgen im Zusammenhang der [[Drusus-Feldzüge]] (12 bis 8 v.&nbsp;Chr.) gesehen werden. Die [[Wetterau]] war ein idealer Verfügungsraum für die Drususoffensive gegen [[Germania magna|Germanien]]. Hier konnten Truppen gesammelt und die Versorgung der nach Norden ([[Römerlager Hedemünden|Hedemünden]]) orientierten Legionen organisiert werden.


Das Lager liegt auf einer Anhöhe und nimmt eine Fläche von 3,3&nbsp;Hektar ein und war von einer 3&nbsp;Meter breiten Holz-Erde-Mauer mit vorgelagertem Doppelgraben umgeben.
Das Lager liegt auf einer Anhöhe und nimmt eine Fläche von 3,3&nbsp;Hektar ein und war von einer 3&nbsp;Meter breiten [[Holz-Erde-Mauer]] mit vorgelagertem Doppelgraben umgeben.


Bei der Innenbebauung fallen die drei großen ''[[Horreum|horrea]]'' (Lagerhäuser) auf, die für ein Versorgungs- und Nachschublager in der Etappe sprechen. Das Lager bot einer etwa 1000 Mann starken Besatzung Platz. Bislang konnte jedoch nicht festgestellt werden, zu welcher Legion das Versorgungslager gehörte.
Bei der Innenbebauung fallen die drei großen ''[[Horreum|horrea]]'' (Lagerhäuser) auf, die für ein Versorgungs- und Nachschublager in der Etappe sprechen. Das Lager bot einer etwa 1000 Mann starken Besatzung Platz. Bislang konnte jedoch nicht festgestellt werden, zu welcher Legion das Versorgungslager gehörte.
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Ein prominenter Fund aus Rödgen ist ein ''[[strigilis]]'' (Abstreifblech zum Zwecke der Hautreinigung) mit verziertem Kopfteil und Stempel (PRIMI).
Ein prominenter Fund aus Rödgen ist ein ''[[strigilis]]'' (Abstreifblech zum Zwecke der Hautreinigung) mit verziertem Kopfteil und Stempel (PRIMI).


Nach Beendigung des Feldzuges wurde das Lager durch die Römer selbst planmäßig durch Brand niedergelegt. [[Germanicus]] errichtete bei seinem Feldzug zwei Jahrzehnte später ein Militärlager auf dem Burgberg von [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]], etwa 3&nbsp;km südlich von Rödgen, welches dann bis 260&nbsp;n.&nbsp;Chr der römische Stützpunkt in dieser Region war.
Nach Beendigung des Feldzuges wurde das Lager durch die Römer selbst planmäßig durch Brand niedergelegt. [[Germanicus]] errichtete bei seinem Feldzug zwei Jahrzehnte später ein Militärlager auf dem Burgberg von [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]], etwa 3&nbsp;km südlich von Rödgen, welches dann bis 260 n.&nbsp;Chr. der römische Stützpunkt in dieser Region war.


== Denkmalschutz ==
== Denkmalschutz ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Römerlager Rödgen''. Mann, Berlin 1976, ISBN 3-7861-1067-0 (Limesforschungen, Band 15). Darin:
* ''Römerlager Rödgen'' (Limesforschungen, Band 15). Mann, Berlin 1976, ISBN 3-7861-1067-0. Darin:
** [[Hans Schönberger]]: ''Das augusteische Römerlager Rödgen''. S. 11ff.
** [[Hans Schönberger]]: ''Das augusteische Römerlager Rödgen''. S. 11–50.
** Hans-Günther Simon: ''Die Funde aus den frühkaiserzeitlichen Lagern Rödgen, Friedberg und Bad Nauheim''. S. 51ff.
** [[Hans-Günther Simon]]: ''Die Funde aus den frühkaiserzeitlichen Lagern Rödgen, Friedberg und Bad Nauheim''. S. 51–264.


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Bodendenkmal in Hessen]]
[[Kategorie:Bodendenkmal in Hessen]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Bad Nauheim]]
[[Kategorie:Bauwerk in Bad Nauheim|Romerlager Rodgen]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Europa]]

Aktuelle Version vom 18. September 2023, 18:39 Uhr

Rödgen in der Germania von Augustus

Das Römerlager Rödgen[1] ist ein römisches Militärversorgungslager im Ortsteil Rödgen von Bad Nauheim im Wetteraukreis in Hessen. Es liegt etwa 700 Meter östlich des Lagers am Goldstein.

Forschungsgeschichte

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Das Lager wurde 1960 von einem Arzt beim Bau einer Schule entdeckt und von 1961 bis 1966 sowie 1973 durch Mitarbeiter des Saalburgmuseums großflächig ergraben.

Aufgrund der Münz- und Keramikfunde gehört das Lager in den Oberadenhorizont (besser Oberaden-Rödgen-Horizont) mit einem Gründungsdatum um 10 v. Chr. Damit muss Rödgen im Zusammenhang der Drusus-Feldzüge (12 bis 8 v. Chr.) gesehen werden. Die Wetterau war ein idealer Verfügungsraum für die Drususoffensive gegen Germanien. Hier konnten Truppen gesammelt und die Versorgung der nach Norden (Hedemünden) orientierten Legionen organisiert werden.

Das Lager liegt auf einer Anhöhe und nimmt eine Fläche von 3,3 Hektar ein und war von einer 3 Meter breiten Holz-Erde-Mauer mit vorgelagertem Doppelgraben umgeben.

Bei der Innenbebauung fallen die drei großen horrea (Lagerhäuser) auf, die für ein Versorgungs- und Nachschublager in der Etappe sprechen. Das Lager bot einer etwa 1000 Mann starken Besatzung Platz. Bislang konnte jedoch nicht festgestellt werden, zu welcher Legion das Versorgungslager gehörte.

Ein prominenter Fund aus Rödgen ist ein strigilis (Abstreifblech zum Zwecke der Hautreinigung) mit verziertem Kopfteil und Stempel (PRIMI).

Nach Beendigung des Feldzuges wurde das Lager durch die Römer selbst planmäßig durch Brand niedergelegt. Germanicus errichtete bei seinem Feldzug zwei Jahrzehnte später ein Militärlager auf dem Burgberg von Friedberg, etwa 3 km südlich von Rödgen, welches dann bis 260 n. Chr. der römische Stützpunkt in dieser Region war.

Der Bereich des Lagers ist ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

  • Römerlager Rödgen (Limesforschungen, Band 15). Mann, Berlin 1976, ISBN 3-7861-1067-0. Darin:
    • Hans Schönberger: Das augusteische Römerlager Rödgen. S. 11–50.
    • Hans-Günther Simon: Die Funde aus den frühkaiserzeitlichen Lagern Rödgen, Friedberg und Bad Nauheim. S. 51–264.

Einzelnachweise

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  1. Römerlager Rödgen

Koordinaten: 50° 22′ 15,6″ N, 8° 45′ 59,4″ O