www.fgks.org   »   [go: up one dir, main page]

Zum Inhalt springen

Kommunikation unter Elefanten Tschüsselchen mit Küsselchen aufs Rüsselchen

Elefanten begrüßen einander unterschiedlich. Ob es ein Ohrenschlackern oder Rüsselstupser wird, hängt auch davon ab, ob das Gegenüber hinschaut.
Afrikanische Elefanten: Grummeln und Ohrenwackeln gehört für viele zum Begrüßungsritual

Afrikanische Elefanten: Grummeln und Ohrenwackeln gehört für viele zum Begrüßungsritual

Foto: Manoj Shah / Getty Images

Ohren abspreizen? Grummeln? Schwanz heben? Afrikanische Elefanten wählen ihre Begrüßung, je nachdem, ob das Gegenüber hinschaut oder nicht. Das geht aus einer Studie in der Zeitschrift »Communications Biology«  hervor.

Schon länger beschäftigen sich Forschende mit den Begrüßungsritualen von Elefanten. Längst ist bekannt, dass Elefanten mit stärkerer sozialer Bindung ein aufwendigeres Begrüßungsverhalten zeigen als andere. Zudem haben die Tiere neben einem »Törööö« eine Reihe anderer Laute und verschiedene Gesten im Angebot. So steht es unter anderem im Elefanten-Ethogramm  – eine Art Wörterbuch für das Verhalten Afrikanischer Elefanten (Loxodonta africana).

DER SPIEGEL

Bislang war jedoch unklar, ob sich die Tiere abhängig von der Situation und ihrem tierischen Gegenüber unterschiedlich verhalten. Auch war fraglich, inwiefern sie Gesten und Lautäußerungen kombinieren.

Rund 90 Elefanten-Begrüßungen ausgewertet

Um Antworten zu finden, hat ein Team um die Verhaltensbiologinnen Angela Stöger  und Vesta Eleuteri  von der Universität Wien Elefanten im Jafuta-Reservat in Simbabwe studiert. Zwischen November und Dezember 2021 beobachtete die Gruppe von einer erhöhten Beobachtungsplattform aus neun Tiere, die dort in Halbgefangenschaft leben.

Insgesamt werteten die Forscherinnen und Forscher 89 Begrüßungsereignisse aus. Und damit mehr als 1200 Gesten und Laute, wobei die Elefanten deutlich öfter gestikulierten.

Die Begrüßungen fanden stets nahe einem Wasserloch statt, sodass die Forschenden auch aus 200 Meter Entfernung freie Sicht auf die Tiere hatten. »Um das Grüßen zu fördern, verwendeten wir ein Trennung-Wiedervereinigung-Verfahren«, heißt es in der Studie.

Weibchen setzen auf Grummeln und Ohrenwackeln

Dafür führten Pfleger je zwei Elefanten mehr als 200 Meter voneinander entfernt ins Gebüsch, sodass sie nicht mehr zu sehen waren. Nach etwa zehn Minuten geleiteten die Menschen die Tiere wieder heraus und ließen sie frei aufeinander zulaufen. Damit es für die Dickhäuter nicht allzu stressig wurde, trennte man sie nur ein Mal täglich.

Das Ergebnis: Die Elefanten begrüßten einander mit bestimmten Kombinationen von Lauten und Gesten. Am häufigsten war eine Kombi aus Grummeln und Ohrenwackeln – unter Elefantenkühen noch öfter als unter Bullen.

Hinzu kamen weitere, laut den Forschenden scheinbar weniger absichtliche körperliche Bewegungen wie Schwanzheben und Schwanzwackeln. Und in den meisten Fällen urinierten oder koteten die Tiere oder sonderten Sekrete aus der Schläfendrüse ab. Das deute darauf hin, dass der Geruch beim »Hallo« eine wichtige Rolle spielt, schreibt das Team.

Begrüßungsstupser

Ob es Blickkontakt gab, beeinflusste das Verhalten zusätzlich. Elefanten spreizten zum Beispiel die Ohren ab oder schwangen den Rüssel, wenn das Gegenüber sie ansah. Ansonsten setzten sie eher auf Geräusche, also klatschten etwa mit den Ohren gegen den Hals – oder berührten den anderen kurz mit dem Rüssel, falls dieser wegschaute. Laut Angela Stöger spielte sogar die Tagesverfassung eine Rolle.

Ob sie ein Begrüßungsritual besonders beeindruckt habe? »Ich finde jedes auf seine Art spannend und einzigartig, weil die Tiere ihr Repertoire so flexibel einsetzen können«, sagt sie.

»Unsere Ergebnisse stimmen mit früheren Beschreibungen des Begrüßungsverhaltens von verwandten oder eng verbundenen weiblichen Elefanten in freier Wildbahn und von verwandten weiblichen Zooelefanten überein, die sich nach Jahren der Trennung wieder treffen«, schreibt das Autorenteam. Die Begrüßung der männlichen Elefanten habe sich jedoch von denen in freier Wildbahn unterschieden.

Kleine Stichprobe

Wilde Männchen richten ihre Rüssel nach jetziger Kenntnis in der Regel nur auf duftende Stellen oder grummeln. Die Bullen im Reservat aber grüßten sowohl einander als auch die Weibchen ebenso ausführlich wie eng aneinander gebundene weibliche Elefanten.

»Die Stichprobe ist natürlich relativ klein«, sagt Stöger. Aber es sei sehr viel Videomaterial ausgewertet worden, mithilfe von Methoden, die wilde Interpretationen ausschließen sollen – und die Arbeit sei als Start zu noch mehr Forschung zu verstehen.

Die läuft bereits. Stögers Doktorandin Eleuteri hat die vergangenen Monate im Addo-Elefanten-Nationalpark in Südafrika verbracht und eine Elefantenpopulation von rund 8000 Tieren beobachtet. Neue Erkenntnisse sind also nur eine Frage der Zeit.

alw