Tradition als Gegenargument überzeuge nicht

Bischof Feige: Priesterweihe für Frauen wird kommen

Veröffentlicht am 12.02.2019 um 13:35 Uhr – Lesedauer: 

Magdeburg ‐ Die Priesterweihe von Frauen rigoros abzulehnen und lediglich mit der Tradition zu argumentieren, überzeuge nicht: Magdeburgs Bischof Gerhard Feige sagt, warum er die Frauenordination weiterhin für möglich hält – und weshalb verheiratete Priester denkbar sind.

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Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hält die Frage einer Priesterweihe von Frauen für weiterhin offen. "Dies rigoros abzulehnen und lediglich mit der Tradition zu argumentieren, überzeugt nicht mehr", sagte Feige am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Zugleich betonte er, momentan halte er die Möglichkeit, Frauen zu Priestern zu weihen, noch für unwahrscheinlich, da dies von zahlreichen Katholiken nicht mitgetragen und die Einheit der Kirche daran zerbrechen würde. "Andererseits aber wird dies kommen", setzte Feige hinzu. "Vor einiger Zeit hätte ich das so noch nicht denken können."

Unter Berufung auf Papst Franziskus erklärte der Bischof, die Lehre der Kirche sei nicht zu bewahren, ohne ihre Entwicklung zuzulassen. Im Laufe der zwei Jahrtausende habe sich vieles nicht nur in Kleinigkeiten verändert. "Könnte der Geist Gottes uns nicht auch heute zu neuen Erkenntnissen und Entscheidungen führen?", fragte Feige.

Papst Johannes Paul II. hatte in seinem Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" von 1994 eine Priesterweihe von Frauen explizit ausgeschlossen. Damals erklärte er, "dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben". Im Mai 2018 bekräftigte die Glaubenskongregation das kirchliche Nein zur Frauenordination.

Zölibat sei "nicht göttlichen Rechts"

Der Magdeburger Bischof äußerte sich auch zum Zölibat. Die freiwillige Verpflichtung zur Ehelosigkeit könne für manchen Priester "im Laufe des Lebens belastend werden", räumte er ein. Der Zölibat sei aber "nicht göttlichen Rechts", betonte Feige. Darum seien verheiratete Priester "durchaus denkbar, und es gibt sie ja auch - nicht weniger würdig und sakramental - in den katholischen Ostkirchen". Die Frage sei nur, wie darüber in der römisch-katholischen Weltkirche eine Entscheidung zustande komme.

Feige sprach sich zudem für ein verändertes priesterliches Profil aus. Es müsse stärker "in den Blick kommen, was für Priester wir überhaupt brauchen und wie deren Berufung in geeigneter Weise gefördert werden kann". Auf jeden Fall sollten sie "weniger archaisch-bürgerlich als dynamisch-alternativ sein".

Gerade in Sachsen-Anhalt, wo mehr als 80 Prozent der Bevölkerung keiner Konfession angehören, sei es wichtig, neue Wege zu suchen, um weiterhin "lebensfähig und lebendig" zu sein, so Feige. "Hier begegnen uns Menschen, die - nicht christlich sozialisiert - vielleicht noch keine enttäuschenden Erfahrungen mit Kirche gemacht haben und eher unvoreingenommen sind. In einer solchen säkularen Gesellschaft bemühen wir uns, niemanden von oben herab zu belehren oder zu disziplinieren, sondern wirklich zu dienen." (tmg/KNA)