"Das Männerbündische muss aufgebrochen werden"

Ackermann und Wilmer kritisieren Machtmissbrauch in Kirche

Veröffentlicht am 20.02.2019 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt/Hannover ‐ Kurz vor dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan haben die Bischöfe Stephan Ackermann und Heiner Wilmer Machtstrukturen und Machtmissbrauch in der Kirche kritisiert. Auch die Macht, die im Priesteramt verdichtet sei, dürfe man nicht "spirituell wegreden".

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Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, sieht "Machtmissbrauch" als wesentlichen Grund für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche an. Dies sei aus seiner Sicht "der Knackpunkt", wenn man nach "systemischen Ursachen" frage, sagte der Bischof am Dienstagabend bei einem Podiumsgespräch in Frankfurt am Main. Bislang gebe es in der Kirche "keine wirkliche Gewaltenteilung". Ackermann forderte: "Macht muss kontrolliert und geteilt werden."

Ackermann betonte bei der Veranstaltung in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen weiter, dass man auch nicht die Macht, die im Priesteramt verdichtet sei, "spirituell wegreden" dürfe, indem man zum Beispiel nur von "priesterlichem Dienst" spreche.

Wilmer: Müssen über Wege der Zulassung zum Priestertum diskutieren

Ähnlich äußerte sich auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. Die Machtstrukturen in der Kirche müssten als Reaktion auf die Missbrauchsfälle verändert werden. "Wir müssen den Binnen-Zirkel der Kirche, das Männerbündische aufbrechen, um gemeinsam das Evangelium zu bezeugen in Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit", sagte er am Dienstag in Hannover. Wilmer äußerte sich bei einem Gesprächsabend in der Basilika Sankt Clemens vor mehr als 300 Gläubigen seiner Diözese. Für seine Aussagen erhielt er viel Applaus.

Angesprochen auf eine mögliche Aufhebung des Zölibats und eine Weihe von Priesterinnen sagte Wilmer: "Ich glaube, dass wir ernsthaft über die Wege der Zulassung zum Priestertum diskutieren müssen." Er werde sich persönlich dafür einsetzen. Allerdings gelte es zu berücksichtigen, dass es diesbezüglich in anderen Regionen der Weltkirche andere Auffassungen gebe. "Ein Zerfallen der Kirche wäre schade", so der Geistliche. Die Veranstaltung in Hannover bildete den Auftakt der Reihe "Im Dialog", bei der der Bischof in den kommenden Wochen bei mehreren Terminen mit den Katholiken seiner Diözese ins Gespräch kommen will. (stz/KNA)