CARS
Working Papers
# 019
Der neue Unwille
zu trauern
Kritische Theorie und
Antisemitismus nach dem
7. Oktober
Karin Stögner
2024
Vorabdruck mit freundlicher Genehmigung
der Zeitschrift für kritische Theorie
Abstract
Die Autorin
Die Kritik des Antisemitismus und die Erkenntnis
der gesellschaftlichen Bedingungen seiner Möglichkeit waren die treibende Kraft der Entwicklung der Kritischen Theorie nach 1945. Das
schloss eine prinzipielle Solidarität mit Israel als
dem Staat der Holocaustüberlebenden und ihrer
Nachkommen ein. Kritische Theorie war indes nie
ein homogenes Theoriegebäude. Nach dem 7.
Oktober, der tödlichsten Attacke auf jüdisches
Leben seit dem Holocaust, trat in den Reihen kritischer Theoretiker:innen ein Bruch entlang der
„Israelfrage“ zutage: Verharmlosungen des misogyn-antisemitischen Hamas-Terrors und Delegitimierungen des Staates Israel werden lautstark
vorgetragen, von anderer Seite gibt es Gegenwehr. Dieser Beitrag rekonstruiert die zunehmende Ausblendung der Antisemitismuskritik als
treibende Kraft kritischer Theorie und veranschaulicht das anhand der Allianzen zwischen
Fraktionen „kritischer“ Theorie und Islamismus,
die bereits seit 9/11 zu beobachten sind.
Karin Stögner ist Professorin für Soziologie an
der Universität Passau und Gründungsmitglied
und Sprecherin des Arbeitskreises Antisemitismus in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
(DGS). Sie ist Autorin von „Antisemitismus und
Sexismus. Historisch-gesellschaftliche Konstellationen“ (Nomos 2014) und hat gemeinsam mit
Alexandra Colligs den Band „Kritische Theorie
und Feminismus“ (Suhrkamp 2022) herausgegeben.
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Der neue Unwille zu trauern
Kritische Theorie und Antisemitismus nach dem 7. Oktober
► Print-Erstveröffentlichung im Herbst 2024 in Zeitschrift für kritische Theorie, Heft 58-59 ◄
Von Karin Stögner
Im westlichen Wissenschafts- und Kulturbetrieb
setzte das aktive Verdrängen des Hamas-Massakers vom 7. Oktober unmittelbar am 7. Oktober
ein. Israel hatte noch nicht zu einem Gegenschlag in Gaza angesetzt, sondern war mit der
Niederringung der Tausenden Hamas-Terroristen beschäftigt, die mordend, vergewaltigend
und verstümmelnd durch den Süden Israels marodierten, mit nicht wenigen Zivilisten aus Gaza
im Schlepptau, die sich an den Plünderungen beteiligten. Es waren noch nicht mal alle Toten
identifiziert, da wurden an zahlreichen Universitäten in Europa und den USA in aller Eile Solidaritätserklärungen verfasst, die von tausenden
Universitätsangehörigen unterschrieben wurden.
Die Solidarität galt weniger den 1200 toten
Israelis und auch nicht den 240 nach Gaza verschleppten Geiseln. Von ihnen war in solchen Erklärungen nur selten die Rede, und wenn sie
überhaupt Erwähnung fanden, dann in abstrakten Floskeln des Bedauerns.1 Im Vordergrund
stand das Bestreben, den barbarischen Akt der
Hamas in eine Widerstandshandlung umzudeuten und Israel zu beschuldigen, einen Genozid in
Gaza als Reaktion darauf zu planen. Den israelischen Opfern von Mord, Vergewaltigung und
Folter wurde kein Verweilen bei ihrem Leid, keine
Empathie zugestanden. Die Trauer blieb aus.
Judith Butler etwa schrieb über eine tagelange
Übelkeit beim Anblick der Gewalt und darüber,
dass die Taten der Hamas uneingeschränkt abzulehnen seien, man dabei aber nicht in einer
„antiintellektuellen und präsentistischen“ Position moralischer Empörung verharren solle
(Butler 2023). Notwendig sei eine Kontextualisierung der Hamas-Gewalt in einem Kontinuum von
Gewalt und Gegengewalt, für das Butler Israel als
vorgeblichen Siedlerkolonialstaat verantwortlich
machte (ebd.) Der Antisemitismus der Hamas
blieb den gesamten Text hindurch unerwähnt.
Während Butler das Mitgefühl mit den israelischen Opfern als subjektive Reaktion und moralische Empörung rahmte, wurde die größere,
scheinbar objektive, erklärende Sicht auf die
Dinge in eine Opfer-Täter-Umkehr gekleidet.
In den folgenden Monaten trieb Butler die Wahrnehmungsabwehr und Derealisierung der israelischen Opfer noch weiter, bis hin zum offenen Anzweifeln der Vergewaltigungen der Hamas an israelischen Frauen im März 2024. Die
unzähligen Belege waren inzwischen selbst von
der ohnehin nur sehr zögerlich reagierenden UN
Women Organization anerkannt worden (vgl.
U.N. 2024). Für Butler waren sie jedoch offensichtlich nicht ausreichend: „OK, if there is documentation [skeptical grimace] then we deplore
that, […] but we want to see that documentation,
and we want to know that it is right,“ sagte die
internationale Stimme des Queer-Feminismus,
die 2012 trotz schon damals heftiger Kritik mit
dem Adorno-Preis ausgezeichnet wurde, bei einer Veranstaltung in Paris (Paroles D’Honneur
2024). Die skeptische Miene, die Butler dabei
Der österreichische Autor Doron Rabinovici
sprach deshalb von einem „Prozess der Irrealisierung. Was den Opfern widerfuhr, wird nicht anerkannt. Das ist die zweite Auslöschung ihrer
Existenz.“ (Rabinovici 2024: 21). Diese Irrealisierung fand auf unterschiedliche Weise statt.
Z.B. Philosophy for Palestine, 01.11.2023: „Civilian deaths, regardless of nationality, are tragic and unacceptable.
Yet to act as though the history of violence began with Hamas’s attacks on October 7, 2023 is to display a reckless
indifference of history as well as to both Palestinian and Israeli lives.“
1
3
aufsetzte, verstärkte noch einmal den performativen Charakter der Rede. Diese zweifelnde Haltung steht nicht nur im krassen Widerspruch zur
ansonsten breit akzeptierten Definitionsmacht
von Vergewaltigungsopfern, sondern ignoriert,
dass es sich bei den Vergewaltigungen der Hamas um eines der meistdokumentierten Verbrechen in der Geschichte handelt. Die Bilder von
offensichtlich vergewaltigten Frauen wurden von
den Tätern selbst noch am 7. Oktober verbreitet.
Reaktion im Angesicht antisemitischer Gräuel.
Adorno nannte sie Schuldabwehrantisemitismus,
also einen Antisemitismus, der sich daraus nährt,
dass seine Träger:innen die eigene Schuld an der
nationalsozialistischen Judenvernichtung oder
die Schuld der Vorfahren vehement verleugnen,
dabei eine Opfer-Täter-Umkehr vornehmen und
die Opfer der Shoah derealisieren (Adorno
1997a). Eine seiner berühmten Formulierungen
lautet: „Das Unmaß des Verübten schlägt diesem
noch zur Rechtfertigung an: so etwas, tröstet sich
das schlaffe Bewußtsein, könne doch nicht geschehen sein, wenn die Opfer nicht irgendwelche
Veranlassung gegeben hätten, und dies vage
‚irgendwelche‘ mag dann nach Belieben fortwuchern. Verblendung setzt sich hinweg über das
schreiende Mißverhältnis zwischen höchst fiktiver Schuld und höchst realer Strafe.“ (Adorno
1997b: 557). Das ist heute angesichts der einseitigen „Kontextualisierungen“ des 7. Oktober, der
Täter-Opfer-Umkehr und der blanken Verleugnung der Aggression gegen Israel von einer ungeheuren Aktualität. Es liegt nahe, die ausbleibende Solidarität seitens maßgeblicher internationaler linker und feministischer Communities
mit den israelischen Opfern zuweilen als eine
neue Manifestation des alten Schuldabwehrantisemitismus zu interpretieren.
In derselben Veranstaltung leugnete Butler zudem den antisemitischen Charakter der Tat. Ein
„commitment to a phantasy of Jewish suffering“
würde die ganze Geschichte von Macht überblenden: „It is not a terrorist attack and it is not
an antisemitic attack, it was an attack against
Israelis“ – womit sowohl die jüdische Identität
der Mehrzahl der Attackierten als auch die antisemitische Ideologie der Hamas, bestens belegt
in deren eigener Charta,2 für irrelevant erklärt
wird, anstatt darin einen wesentlichen Kontext zu
erkennen. Eva Illouz brachte es auf den Punkt:
„Die Tatsache, dass Judith Butler als Jüdin und
Frau geboren wurde, sollte uns nicht davon abhalten, hier zwei Formen der Leugnung zu erkennen: die Leugnung der Abschlachtung von
Frauen und die Leugnung der moralischen
Schuld an der Abschlachtung von Juden.“ (Illouz
2024a)
Die Verhältnisse der postnazistischen Gesellschaft sind nicht auf die unmittelbaren Nachfolgestaaten des Nationalsozialismus beschränkt,
wie auch der Antisemitismus ein globales Phänomen ist. Es geht nach wie vor um die Abwehr der
Erinnerung an die Schuld am nationalsozialistischen Judenmord, aber nicht, wie im Slogan
„Free Palestine from German Guilt“ insinuiert, auf
Seiten derer, die reflektiert Solidarität mit Israel
zeigen, sondern seitens derjenigen, die in der
Kritische Theorie des Antisemitismus
An Butlers Reaktionen wird deutlich, wie eine
einseitige Kontextualisierung der Hamas-Gräuel,
die letztlich den Opfern die Schuld an der Gewalt, die sie erfuhren, zuschrieb, sich zu einer
Derealisierung der Opfer steigerte. Das ist eine
aus der postnazistischen Gesellschaft bekannte
2
Hamas Covenant: The Covenant of the Islamic Resistance Movement, 18 August 1988. Vgl. auch Jeffrey Herf (2023).
In dieser Charta wird deutlich, dass es der Hamas nicht um die israelische Siedlungspolitik in der Westbank geht,
sondern um die Existenz Israels per se. Der jüdische Staat soll in der Region nicht existieren – völlig unabhängig
davon, wie sich seine jeweilige Regierung verhält. Was mit den dort lebenden Juden und Jüdinnen geschehen soll,
belegt die Hamas in ihrer Charta: sie beruft sich auf genau diejenigen Hadithe und Koransuren, die den Juden mit
Vernichtung drohen und sparen jene aus, die die Möglichkeit einer Versöhnung zwischen Muslimen und Juden
andeuten (Küntzel 2023: 82). Insofern ist eine Kritik der israelischen Siedlungspolitik in der Westbank zwar notwendig und wird gerade in Israel selbst massiv vorgebracht, ändert jedoch nichts an der antisemitischen Ideologie und
exterminatorischen Intention der Hamas. Das zeigt sich auch daran, dass die Hamas am 7. Oktober keine rechten
Siedler:innen angriff, sondern in erster Linie linke und auf Frieden mit den Palästinenser:innen ausgerichtete Israelis.
Der Antisemitismus ist nicht Folge des Konflikts im Nahen Osten, sondern eine seiner wesentlichen Ursachen. Vgl.
dazu die differenzierte Darstellung von José Brunner (2023).
4
ohnehin sehr brüchigen deutschen Erinnerungskultur einen von „selbsternannten Hohepriestern“ gesteuerten „Katechismus der Deutschen“
(Moses 2021) herbeifantasieren. Die Wahrheit
über das tiefe Bedürfnis nach Erlösung von der
Schuld verrät ein weiterer propalästinensischdeutscher Demoslogan: „Palestine will set us
free“, gesehen kürzlich auf einer Demonstration
in Hamburg. Stephan Grigat sieht darin einen
„Erlösungsantizionismus“ (Grigat 2023a): Die
Welt wird erst frei sein, wenn der zionistische Judenstaat zerstört ist.3
Israel dem Schutz der Juden und Jüdinnen weltweit dient, wurde von antiisraelischen Akteuren
wie Butler schon vor dem 7. Oktober in Abrede
gestellt. Israel, nicht die Hamas, trage Schuld am
steigenden Antisemitismus. Damit wird Israels
Schutzfunktion selbst derealisiert. Unter den Opfern der Hamas waren hauptsächlich linke, feministische, queere, friedensbewegte Israelis. Seit
dem tödlichen Angriff auf sie steigt der Antisemitismus global in eklatantem Ausmaß und trifft
Jüdinnen und Juden jeglicher politischen Couleur. Die Erfahrung des Antisemitismus steigert
das Gefühl der politischen Einsamkeit und die
globale Linke hat für viele aufgehört, politische
Heimat zu sein (Illouz 2024b), da die meisten ihrer Fraktionen den Antisemitismus in den eigenen Reihen ebenso wie bei der Hamas, dem Islamischen Jihad, der Hisbollah und dem MullahRegime im Iran konsequent ignorieren.
Einst stand die Kritik des Antisemitismus im
Zentrum der Kritischen Theorie und die Erkenntnis der Bedingungen seiner Möglichkeit indizierte zugleich die Erkenntnis der modernen Gesellschaft. Am Antisemitismus exemplifizierten
Horkheimer und Adorno die Dialektik der Aufklärung und wiesen deren Grenzen auf (Horkheimer/Adorno 1997). Adornos gesamtes soziologisches und philosophisches Denken nach der
Shoah kreiste stetig – mal explizit, mal implizit –
um die Aufarbeitung und Bekämpfung des Antisemitismus. Das fand Ausdruck in der Formulierung eines „neuen kategorischen Imperativs“,
den „Hitler den Menschen im Stande ihrer Unfreiheit“ aufgezwungen hat: „ihr Denken und
Handeln so einzurichten, daß Auschwitz sich
nicht wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.“
(Adorno 1997c: 358). Der kategorische Imperativ
befiehlt allen mit Vernunft begabten Wesen, ihre
Handlungen zu prüfen und zu beurteilen, ob sie
mit der Maxime übereinstimmen, die universell
und jederzeit gültig ist, solange die Bedingungen
unverändert bleiben – das heißt, solange die
Menschen „im Stande ihrer Unfreiheit“ verharren. Solange der globale Antisemitismus fortbesteht, verringert der jüdische Staat Israel als potenzieller Zufluchtsort für alle Juden und Jüdinnen weltweit das Risiko, dass etwas Ähnliches
wie die nationalsozialistische Gewalt gegen Juden und Jüdinnen geschehen kann (Grigat
2023b). Diese Hoffnung auf Sicherheit hat die
Hamas am 7. Oktober massiv beschädigt. Dass
Kritische Theorie ohne Antisemitismuskritik
Seit langem schon hat die kritische Theorie im
internationalen Rahmen aufgehört, ein Kraftfeld
für antisemitismuskritische linke Reflexion zu
sein (Hogh 2023). Nur noch wenige halten an der
Kritik des Antisemitismus fest und nehmen seine
jeweiligen Erscheinungsformen zum Ausgangspunkt einer aktualisierten kritischen Theorie (vgl.
Stögner 2024; Grigat 2014; Rensmann 2027;
Salzborn 2018; Fine/Spencer 2018; Seymour
2007; Jacobs 2015; Ziege 2009). Demgegenüber
nehmen seit dem 7. Oktober einige kritische
Theoretiker:innen in Erklärungen und offenen
Briefen „Kontextualisierungen“ der Hamas-Massaker vor, die den Antisemitismus als wesentlichen ideologischen Motor der Hamas ebenso
ausblenden wie ihre Ideologie der Geschlechterapartheit (vgl. Philosophy for Palestine 2023;
Brief aus Berlin 2023; Deutschlands Reaktionen
auf den Israel-Gaza-Krieg entsprechen nicht seinen eigenen Prinzipien 2024). Dass man von Antisemitismus und Nahostkonflikt und offensichtlich auch von der genozidal-antisemitischen
Charta der Hamas glaubt, nicht viel wissen zu
3
In der bereits zitierten Veranstaltung bei Paroles d’Honneur spielt Judith Butler mit Worten: Sie wolle Israel als
jüdischen Staat nicht „zerstören“ (destruction), sondern „demontieren“ (dismantling) und „restrukturieren“. Angela
Davis erklärt ihrerseits in derselben Veranstaltung Palästina zum „Zentrum der Welt“.
5
müssen, um ein eindeutig israelfeindliches Urteil
zu fällen, gibt Nancy Fraser, Erstunterzeichnerin
von „Philosophy for Palestine“, ganz unverhohlen zu: Für die Palästinasolidarität sei keine gesonderte Expertise notwendig, sondern Philosoph:innen sprächen als Staatsbürger:innen
(Pohl 2023) – eine Bankrotterklärung der Philosophie, welche die Maßstäbe und Grundlagen ihres Urteilens ungefiltert aus einer von Desinformation und Fake News durchtränkten (Gegen-)
Öffentlichkeit glaubt ziehen zu können. Als Seyla
Benhabib (Benhabib 2023) historische Fakten
des Nahostkonflikts gegen die simplifizierende
und ideologisch verzerrte Sicht von „Philosophy
for Palestine“ einforderte und auf den Nihilismus
der Hamas hinwies, welche die palästinensische
Zivilbevölkerung als Schutzschild benutzt, zeigte
Nancy Fraser sich von ihr „enttäuscht“ (Pohl
2023). Palästinasolidarität wird damit zum
Schlagwort antiwestlicher Selbstgerechtigkeit,
die sich um die Freiheit und Sicherheit der Palästinenser:innen nur vordergründig bekümmert
(Café Critique 2009). Demgegenüber forderten
Nicole Deitelhoff, Rainer Forst, Klaus Günther
und Jürgen Habermas im Namen des Forschungszentrums Normative Orders an der
Frankfurter Goethe-Universität mit einer klaren
Stellungnahme über „Grundsätze der Solidarität“
evidenzbasierte Differenzierung ein: „Bei aller
Sorge um das Schicksal der palästinensischen
Bevölkerung verrutschen die Maßstäbe der Beurteilung jedoch vollends, wenn dem israelischen Vorgehen genozidale Absichten zugeschrieben werden.“ (Deitelhoff et al. 2023). Das
Beharren auf evidenzbasierten Maßstäben der
Beurteilung brachte ihnen von Nancy Fraser,
Robin Celikates, Daniel Loick und mehr als hundert anderen, wieder in Form eines offenen Briefes, den Vorwurf ein, „den Raum für Debatten
und Reflexionen zu verkleinern“ (A Response
to „Principles of Solidarity. A Statement” 2023).
Wenn auch kritische Theorie nie ein monolithischer Theorieblock war, so zeigen sich die Risse
gerade entlang der „Israelfrage“ besonders deutlich.
4
Kritische Theorie und Islamismus
Nicht erst seit dem 7. Oktober wird im Namen
der kritischen Theorie der Antisemitismus ausgeblendet, um ungehindert Allianzen mit dem Islamismus gegen Israel schmieden zu können.
Schon 2006 bezeichnete Judith Butler in einer
Diskussionsveranstaltung an der University of
California at Berkeley die islamofaschistischen
Terrororganisationen Hamas und Hisbollah als
progressive soziale Bewegungen, die als Teil der
globalen Linken anerkannt werden sollten (Salzborn 2018: 109 ff.). Es war dies auch die Zeit, in
der die Boycott Divestment Sanctions-Kampagne,
welche die Zerstörung des Staates Israel als jüdischen Staat fordert, global an Einfluss gewann
und sukzessive intersektionale und queere feministische Bewegungen dazu brachte, die Forderung nach nationaler Selbstbestimmung Palästinas über die Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung aller Frauen, also auch der Palästinenser:innen, zu stellen (Schulman 2012, Davis 2016,
Stögner 2023).
Eine weitere Vorreiterin einer „links-islamistischen Einheitsfront“ (Rickenbacher 2020: 89) auf
globaler Ebene war Susan Buck-Morss. In ihrem
2003 zuerst erschienenen Buch Thinking Past
Terror schrieb sie einleitend: „Die zentrale These
des Buches ist, dass der Islamismus als politischer Diskurs zusammen mit der Kritischen
Theorie als Kritik der Moderne in ihrer westlich
entwickelten Form betrachtet werden kann.“
(Buck-Morss 2006: 12).4 Sie berief sich dabei namentlich auf Sayyid Qutb, Vordenker der Muslimbruderschaft, rabiater Antisemit und eine Figur, auf die sich der globale islamistische Terror
bezieht. Nach 9/11 sah Buck-Morss die westliche
Kritik der Moderne in der Krise und hoffte auf
Schützenhilfe seitens der Islamisten. Denn das
Problem sei, dass „westliche kritische Theoretiker
so tun, als bräuchten sie nur auf ihre eigenen bestehenden Modelle und Traditionen zurückzugreifen, um einen neuen Zustand der Welt zu definieren.“ (ebd.: 13) Anschlusspunkte zwischen
Adorno und Qutb verortete sie zentral im Konzept der immanenten Kritik:
Hier und im Folgenden eigene Übersetzung.
6
„Interessanterweise war es der Islamismus, der im
Nahen Osten eine eigenständige Tradition der immanenten Kritik begründete. Der einflussreiche
ägyptische Schriftsteller Sayyid Qutb, ein Zeitgenosse der Theoretiker der Frankfurter Schule, kritisierte die islamischen Regime als Wiederkehr des
Zustands der Unwissenheit – der ‚Jahiliyyah‘ der
vorislamischen Zeit. Die heutige islamische Gesellschaft (Ägypten) sei daher unislamisch. Diese Strategie entsprach genau dem Argument von Adorno
und Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung,
dass die aus dem Mythos hervorgegangene westliche Vernunft selbst wieder zum Mythos geworden
sei.“ (Ebd.: 98)
zipation und Freiheit können dabei nur die Individuen sein, kein Volk und keine Religion. Fällt
diese Wendung zu Emanzipation und Freiheit
aus, kann immanente Kritik formalistisch und
grotesk auch in Qutbs Islamismus erblickt werden, dem gemäß Souveränität nicht von den
Menschen, sondern allein von Gott ausgehe und
Demokratie folglich Blasphemie sei (Kepel 1985:
46 ff.). Ebenso wie Hitler sah auch Qutb sich und
seine Gefolgschaft als Avantgarde gegen die Dekadenz der Moderne.
Qutb in einem Atemzug mit Horkheimer und
Adorno zu nennen erfordert zudem die komplette Ausblendung seines rabiaten Antisemitismus. In seinem zuerst 1950 erschienenen und
häufig nachgedruckten Text „Unser Kampf mit
den Juden“ (Qutb 1987, vgl. Kiefer 2023) entwarf
er krude antisemitische Verschwörungsmythen
und huldigte schließlich Hitler als einem von Gott
Gesandtem: „Allah ließ Hitler über sie [die Juden]
herrschen. Und auch heute sind die Juden zum
Bösen zurückgekehrt, in Gestalt von ‚Israel‘, das
den Arabern, den Besitzern des Landes, Kummer
und Leid bereitet. Möge Allah Menschen auf die
Juden herabsenden, die die schlimmste Strafe
über sie verhängen werden.” (zitiert nach Herf
2009: 259)5.
Qutb war Vordenker der islamofaschistischen
Muslimbruderschaft; tatsächlich ähnelt seine
repressive Kritik der von ihm als dekadent abgelehnten zeitgenössischen Gesellschaft Ägyptens
in keiner Weise der Dialektik der Aufklärung, sondern steht im Gegenteil der nationalsozialistischen Modernekritik nahe. Konsequenterweise
unterstützten die Nationalsozialisten die Muslimbruderschaft sowohl materiell wie ideell (Herf
2009). Anders als bei Horkheimer und Adorno
war Qutbs Stoßrichtung keine emanzipatorische,
sondern er trachtete die islamische Gesellschaft
von allem vorgeblich Unislamischen zu reinigen
durch eine konsequente, notfalls gewaltvolle
Durchsetzung einer besonders repressiv interpretierten Scharia – eine antimoderne Kritik der
Moderne, die sich nach einem reinen islamischen
Urzustand sehnt. Ähnlich sehnte Hitler sich nach
der Ausmerzung einer jeden modernen Vermittlung. Die Modernekritik Horkheimers und
Adornos hingegen war radikal modern und aufklärerisch und wendete sich gerade gegen die
Sehnsucht nach Authentizität. Sie versuchte genau das an der Aufklärung zu retten, was Qutb
rückgängig machen wollte: die Idee individueller
Freiheit und individuellen Glücks. Seine Kritik an
Jahiliyya (Unwissenheit) hat nichts mit Vernunft
und Denken zu tun, sondern bezieht sich allein
auf Allah. Immanente Kritik als Methode der Gesellschaftskritik macht nur dann Sinn, wenn sie
mit Emanzipation und Freiheit als Fluchtpunkt
der Kritik verbunden ist. Träger:innen von Eman-
5
Die von Buck-Morss und Butler geforderte linksislamistische Allianz, in Frankreich als Islamogauchisme diskutiert, erfordert jedoch nicht nur
die Ausblendung des Antisemitismus, sondern
auch des Antifeminismus. Das geschieht über
das Framing von Autonomie in postkolonialen
Kontexten als Autonomie von „Westoxification“
(Buck-Morss 2006: 22) und von Freiheit als Befreiung von westlicher Hegemonie: „Es geht nicht
um Freiheit, sondern um Würde. Und Würde ist
wichtig in einem postkolonialen Kontext. Besser
gesagt: Würde ist Freiheit in einem anderen Sinn,
dem der Befreiung von westlicher Hegemonie.“
(Ebd.: 53). Diese Sichtweise erinnert an ein manichäisches Weltbild, das den Westen monolithisch und ausschließlich repressiv gegen den
Globalen Süden setzt, der seinerseits als idealisierte Projektionsfläche antiwestlicher Ressenti-
Eigene Übersetzung aus dem Englischen.
7
ments von jedem inneren Widerspruch reingehalten wird. Das wird in Buck-Morss’ Darstellung
des Verhältnisses von Frauen und Freiheit im Islam deutlich: „Nichts, so sagt uns der hegemoniale westliche Diskurs, unterscheidet ‚uns‘ so sehr
von ‚denen‘ wie die mangelnde Freiheit der
Frauen in islamischen Gesellschaften.“ (Ebd.: 27).
Tatsächlich aber würden die strikten islamischen
Verhaltensregeln „auf dem Respekt für Frauen
basieren (im Gegensatz zur ‚westlichen‘ Kommodifizierung und Herabwürdigung zum Sexobjekt)“ (ebd.). Ähnlich wie Butler im islamistischen
Schleier der Frau eine „Übung in Bescheidenheit
und Stolz“ sieht, „hinter dem und durch den die
weibliche Handlungsfähigkeit wirken kann“ (Butler 2005: 168), verortet auch Buck-Morss darin
eine Kraft der Negation, die in der Lage sei, der
„westlichen Moderne“ wirksam etwas entgegenzusetzen, „und gleichzeitig ihre eigene feministische Kritik an der kulturindustriellen Verdinglichung weiblicher Körper zu üben.“ (Buck-Morss
2006: 55). Westliche Freiheit für Frauen wird reduziert auf die Freiheit zum Konsum und zur Vermarktung des weiblichen Körpers, und davor
müssten nicht-westliche Frauen geschützt werden. Was Butler und Buck-Morss freilich verschweigen, ist, dass auch gerade für sie beide
westliche Freiheit doch viel mehr zu bieten hat,
nicht zuletzt demokratische Partizipation, die unzensierte Teilnahme am öffentlichen Diskurs,
Gleichberechtigung und individuelle Rechte auf
sexuelle Selbstbestimmung.
damit falsche Alternativen vorschwindeln. Islamische Geschlechterverhältnisse werden idealistisch verklärt, wenn im Gebot der Verhüllung des
weiblichen Körpers nicht ebenso eine patriarchale Herrschaftsstrategie erkannt wird, die auf
eine andere Art als die westliche Moderne Frauenkörper objektifiziert (Mernissi 1987; Moghissi
1999). Kritik muss genau darauf zielen. Demgegenüber leisten Butler und Buck-Morss eine rein
begriffliche Auflösung der inneren Widersprüche
sowohl westlicher Freiheit als auch nicht-westlicher Herrschaftsverhältnisse, wodurch der Stand
der Unfreiheit noch einmal vertieft und die Hoffnung auf Emanzipation preisgegeben wird.
Nihilismus (nicht nur) der Begriffe
Was ist passiert, dass selbst kritische Theoretiker:innen den Islamismus als Alternative zur
westlichen Moderne sehen, die Hamas als „bewaffneten Widerstand“ legitimieren und dabei
sowohl den Antisemitismus als auch den Antifeminismus ignorieren? Von 9/11 zu 10/7 lässt sich
eine sukzessive Einübung identitätspolitischer
Empathielosigkeit gegenüber den – auch muslimischen – Opfern des globalen Islamismus beobachten. Antisemitismus und Antifeminismus
werden ausgeblendet oder gar als oppositioneller Aufschrei der Unterdrückten gegen „westlichen Kulturimperialismus“ gedeutet. Solche demonstrative Begriffsaushebelung ist das westlich-nihilistische Gegenstück zum Todeskult der
Hamas. Dem dialektischen Begriff geht es virtuell
so an den Kragen wie real den Juden und Jüdinnen in den Händen der Hamas. Sie werden zermalmt als die Zeichen, die den Widerspruch der
Emanzipation verkörpern, ohne die Rettung bei
der Hand zu haben.
Gegenüber solcher falschen Vereindeutigung
des Begriffs der Freiheit wird im dialektischen Begriff ihre Einschränkung im Stand der Unfreiheit
zwar deutlich kritisiert, aber gleichzeitig ist in ihm
auch das Streben und die Sehnsucht nach Glück,
Autonomie und Emanzipation aufgehoben. Der
Begriff benennt sowohl die reale Beschränkung
als auch das Versprechen, das im Stande der Unfreiheit uneingelöst ist. Buck-Morss und Butler
nehmen eine Entdialektisierung vor, wenn sie der
Freiheit ohne Würde eine Würde ohne Freiheit
entgegensetzen, gegen eine unvollständige Freiheit eine noch unvollständigere aufbieten und
Kulturindustrie überschlägt sich selbst, wenn
Jonathan Glazer, Regisseur des rezenten, mit
dem Oscar ausgezeichneten Auschwitzfilms The
Zone of Interest, in der Preisrede an die vermeintliche Dehumanisierung der Palästinenser:innen durch die Israelis erinnert und sich dagegen verwehrt, dass der Holocaust für die
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„Besatzung“ vereinnahmt wird (Madman Films
2024).6 Sein Film zeigt die Barbarei des Holocaust indirekt, hinter den Mauern von Auschwitz,
die visuell nicht überschritten werden. Das wird
von der Kritik gelobt, denn Auschwitz direkt zeigen geht nicht. Zum Problem wird es aber, wenn,
wie in Glazers Film, der Antisemitismus nicht
deutlich benannt wird. Denn das belässt das
Grauen des Holocaust andeutungsweise hinter
der Mauer und es erscheint irgendwie (in der Geräuschkulisse etwa), und aus diesem Irgendwie
erscheint es vergleichbar mit irgendetwas anderem – etwa mit der Besatzung der West Bank
oder dem Verteidigungskrieg Israels gegen die
Hamas. Glazer gehe es in seinem Film nicht um
den Holocaust, sondern um „etwas Dauerhafteres und Allgegenwärtiges: die menschliche Fähigkeit, mit dem Holocaust und anderen Gräueltaten zu leben“, schreibt die kanadische Globalisierungskritikerin und Vorreiterin von BDS,
Naomi Klein, um daran in wild gewordener Assoziation anzuschließen, woran die Zuschauer:innen des Films bei der Premiere in Cannes vor
dem 7. Oktober wohl gedacht haben mögen:
„vielleicht dachten sie an die Privatjets, mit denen sie nach Frankreich geflogen waren, und daran, wie diese Flüge mit dem Verschwinden von
Nahrungsquellen für arme Menschen in fernen
Ländern, dem Aussterben von Arten oder dem
möglichen Verschwinden ganzer Nationen zusammenhingen.“ (Klein 2024) Wie der „Antisemitismus das Gerücht über die Juden“ (Adorno
1997d: 123) ist, wird Auschwitz hier zum Gerücht
hinter der Mauer. Wollte der Film die Besonderheit von Auschwitz darstellen, so resultierten
viele Reaktionen paradox in der Aushöhlung der
Singularität der Shoah.
halts, gibt die Phänomene preis, anstatt einen
Rahmen zu ihrer Artikulation und Kritik zu bieten.
Die Leerstelle von verbindlichen Begriffen zeigt
sich in den Debatten um den 7. Oktober: Ohne
einen fundierten Begriff von Antisemitismus
entgeht sein Gehalt und seine Bedeutung, und er
wird nicht als wesentlicher Kontext erkannt, in
den das Vorgehen der Hamas eingebettet ist.
„Mit dem Ende des Nationalsozialismus schien
auch der Antisemitismus als Referenzpunkt zunehmend unwichtiger“, kritisiert Philip Hogh den
„philosophischen Mainstream der kritischen
Theorie“ (Hogh 2023), der in der Analyse des Kapitalismus auf jene des Antisemitismus glaubt
verzichten zu können. Wohin Kritik des Kapitalismus bei gleichzeitiger Ausblendung des Antisemitismus führen kann, haben Horkheimer und
Adorno in den „Elementen des Antisemitismus“
ebenso eindrucksvoll dargestellt wie später
Moishe Postone in seinem einflussreichen Aufsatz „Nationalsozialismus und Antisemitismus“
von 1980 (Postone 1980). Heute führt die Musealisierung des Antisemitismus dazu, dass er
selbst dort nicht erkannt wird, wo er einem als
offener Israelhass ins Gesicht starrt. Wie einst in
der Personalisierung der negativen Seiten des
Kapitalismus in der Figur des Juden, äußert sich
heute der Antisemitismus in der Projektion des
Kolonialismus und Imperialismus auf Israel.
Beide Male maskiert sich der Antisemitismus als
Aufschrei der Ausgebeuteten und Unterdrückten.
Es ist notwendig, die Aktualisierung der kritischen Theorie des Antisemitismus weiter voranzutreiben und auch empirisch in den Blick zu
nehmen, wie seine aktuellste Form sich im rabiaten Israelhass manifestiert. Der Hass auf Israel ist
die derzeit wirksamste „antisemitische Integrationsideologie“ (Salzborn 2018), auf die sich
Akteur:innen aus einander entgegengesetzten
politischen Lagern – rechtsextreme und islamofaschistische ebenso wie linke, feministische,
queere und klimaaktivistische – verständigen
Ein solch immenser Verlust an historischer und
politischer Unterscheidungs- und Urteilsfähigkeit geht mit der Aushöhlung von Begriffen einher. Denn mit den Begriffen geht die Erinnerung
an die unter sie gefassten Phänomene verloren.
Die radikale Dekonstruktion von Begriffen, im
Sinn der Auflösung ihres allgemeingültigen Ge-
6
Inzwischen haben sich mehr als tausend jüdische Filmemacher:innen, Schauspieler:innen und Hollywood-Professionals in einem offenen Brief dagegen verwehrt, dass ihre jüdische Identität für die Verharmlosung des Holocaust
instrumentalisiert wird (Siegel 2024).
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Brief aus Berlin – kritische Wissenschaftler*innen an die
deutsche Politik und Öffentlichkeit (2023): Offener Brief von
Wissenschaftlern, 28.10.2023, [online] https://docs.google.
com/forms/d/e/1FAIpQLSdQexuMBpgFM3PK0DJUtRwYd1Z
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können. Der auf Israel fixierte Antisemitismus ist
universell in dem Sinn, dass er Juden und Jüdinnen weltweit betrifft, nicht nur jene, die in Israel
leben. Notwendig ist die Stärkung eines antisemitismuskritischen Urteilsvermögens, das den
Antisemitismus als intersektionale Ideologie erkennt und so seine Überschneidungen mit Sexismus, Antifeminismus und Homophobie ebenso
wie mit Rassismus und Nationalismus kritisch reflektiert. Davon ausgehend kann der Weg zu einem Universalismus gefunden werden, der vom
Partikularen ausgehend Solidarität im Streben
nach Emanzipation ermöglicht. Das wäre ein
wichtiges Signal sowohl für die israelischen Opfer des Hamas-Terrors als auch für die Palästinenser:innen, die frei von islamofaschistischem
Terror leben möchten.
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IMPRESSUM
Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS)
an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen
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Kontakt
Telefon +49 241 60003-8020
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Herausgabe und Redaktion
V.i.S.d.P.: Martin Spetsmann-Kunkel
Herausgeber: Stephan Grigat, Martin Spetsmann-Kunkel
Redaktion: Bianca Gabrielli
Kenndaten
ISSN: 2748-2146
DOI: https://doi.org/10.17883/4704
Zitiervorschlag
Stögner, Karin (2024): Der neue Unwille zu trauern. Kritische
Theorie und Antisemitismus nach dem 7. Oktober, Centrum
für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, CARS Working
Papers 19, Aachen, DOI: https://doi.org/10.17883/4704
Lizenz
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