Smart-Home 2021: Ein Round-Up

Das schlaue Zuhause ist den Kinderschuhen entwachsen. Doch was bedeutet das für alle, die jetzt damit beginnen möchten, ihr Heim smarter zu machen?

Von sämtlichen Ausprägungen der Digitalisierung ist das smarte Zuhause eine vergleichsweise junge Erscheinung: Erst Anfang der 2000er entstanden die ersten Entwicklungen und Musterhäuser, die nach heutigem Verständnis smart waren; erste Endanwenderprodukte kamen sogar erst Mitte der 2010er heraus.

Doch obwohl nur wenige Jahre vergangen sind, genügte die Zeit völlig, um das vernetzte Zuhause von einer netten Idee zu einer fähigen, beliebten und äußerst vielfältigen Option zu machen. Doch wo steht smarte Haustechnik der frühen 2020er und was müssen Interessenten wissen?

1. Funkstandards sind immer noch vielfältig

Funkverbindungen bleiben der wichtigste Kern im Smart-Home – jedoch gibt es weiterhin viele unterschiedliche Protokolle. (unsplash.com © Sebastian Scholz (Nuki))

 

Prinzipiell ist es zwar möglich, smarte Haustechnik zu verdrahten, typischerweise werden jedoch schlaue Haustechniken via Funk integriert. Allerdings: Nach wie vor existieren hier mehrere Funkstandards nebeneinander. Die wichtigsten Vertreter sind:

–   Bluetooth Low Energy (BLE)

–   EnOcean

–   KNX-RF

–   WLAN

–   ZigBee

–   Z-Wave

 

Unlängst kam zudem mit Thread ein weiterer Standard hinzu, der sofort eine steile Erfolgskurve einschlug – und neben diesen sieben Protokollen existieren auch noch weitere.

Der Grund für diese Vielfalt ist hauptsächlich, dass jeder Standard andere Schwerpunkte setzt, konkret beim Energieverbrauch, der Datenrate und Signalreichweite. Das sorgt gerade bei Anfängern für Verwirrung – muss es allerdings nicht.

Denn jeder Hersteller bzw. jeder Funkstandard kann im Internet eingesehen werden. Hier finden sich sämtliche Informationen über Interkonnektivität. Zudem ist es auch nicht nötig, sein Smart-Home „aus einem Guss“ mit nur einem Funkprotokoll zu erstellen – schließlich sind schon heute viele Standards miteinander kompatibel, wodurch Herstellerbindungen immer mehr ein Relikt der Vergangenheit sind.

Hier kommt zudem zum Tragen, dass der Trend von smarten Hausanwendungen derzeit immer stärker zu Plug-and-Play geht. Dafür soll der sich derzeit in Entwicklung befindliche neue Standard Connected Home over IP stehen, der als lizenzfreies Modell bald eine Art übergeordnete Instanz schaffen soll.

2. Sicherheit wird immer größer

Smarte Überwachungskameras mit mechanischer Schließblende. Derartige mechanische Zusatzsicherungen halten derzeit bei vielen schlauen Haustechniken Einzug. (unsplash.com © Agence Olloweb)

 

Was vernetzt ist, ist theoretisch angreifbar. Hier hatten in der Vergangenheit sowohl echte Hacks wie unbegründete Ängste und teilweise vermeidbare Sicherheitslücken dafür gesorgt, dass smarte Haustechnik sich nicht so entwickeln konnte, wie es möglich gewesen wäre – dafür ist das Thema Datenschutz einfach zu stark präsent.

Auch hier reagierten die Hersteller und geben aktuell dem Besitzer immer stärker zusätzliche physische Sicherheitstools in die Hand, die über starke Passwörter hinausgehen. So finden sich beispielsweise auf immer mehr smarten Überwachungskameras mechanische Abdecklinsen; Mikrofone können per physischem Schalter „richtig“ ausgeschaltet werden.

Zusammen mit den Best Practices der Absicherung smarter Haustechnik ergibt dies immer sicherere Anwendungen:

–   Grundsätzlich nicht nur die Zugangspasswörter absichern, sondern auch die der Geräte selbst – hier gibt es oft ein ähnlich zweischichtiges System wie beim WLAN und dem Zugang zum Router. Werden für beides unterschiedliche, aber gleichstarke Passwörter verwendet, herrscht sehr hoher Schutz.

–   WLAN-Anwendungen nicht über das normale WLAN, sondern einen gesonderten Gastzugang laufen lassen.

–   Zur Steuerung verwendete Handys grundsätzlich mit Gesichtserkennung oder Fingerabdruck vor Fremdnutzung schützen.

–  Die Sicherheits- und Firmware der Geräte regelmäßig aktualisieren – dies vergessen leider viele Verbraucher.

Sofern es möglich ist, sollten besonders sicherheitsrelevante Elemente auch ausschließlich über Touch Panels betrieben werden, die niemals das Haus verlassen.

3. Schlaue Küchen mit rasanten Zuwächsen

Selbst in sehr smarten Haushalten ist die Küche oft ausnehmend analog. Das ändert sich derzeit mit schnellen Schritten. (unsplash.com © Rune Enstad)

 

Dass das Smart-Home verschiedenste Anwendungsgebiete offeriert, ist seit Jahren bekannt. In der Vergangenheit gab es jedoch deutlich sichtbare Unterschiede in den einzelnen Sparten – mit Beleuchtung, Alarmanlagen, Video-Überwachung und Heizungssteuerungen als meistfavorisierte Nutzungsvarianten.

Doch auch hierbei tut sich aktuell viel. Nachdem Sicherheit, sparsame Heizungen und Beleuchtungskomfort abgehakt sind, verlagert sich das Interesse in die Küche. Jüngst stehen deshalb viele Anwendungen im Raum der Genüsse bereit. Vor allem Hersteller Bosch ist hier mit seinem System Home Connect sehr umtriebig.

Neben den beliebten Rauchwarnmeldern etabliert sich hier derzeit der vernetzte Backofen: Er muss nur noch mit dem Gericht bestückt werden, Temperatur und Garzeit liefert ihm die verbundene App, die (auch) vom Benutzer frei bestückt werden kann; teilweise sind die Geräte auch schon mit KI versehen, lernen somit Garzeiten immer präziser kennen. Gleichsam arbeiten Kochfelder und Dunstabzugshauben zusammen, sodass Gerüche automatisch neutralisiert werden.

Hinzu kommen vernetzte Waschmaschinen und Trockner, sowie der Kühlschrank – er ist in den jüngsten Ausprägungen nicht mehr mit unnötig komplexen Fähigkeiten überfrachtet, sondern ganz pragmatisch mit zwei Kameras ausgestattet, die beim Einkauf einen schnellen Blick auf die Bestände erlauben.

4. Immer mehr vernetzte Fitnessgeräte

In Zeiten geschlossener Studios legen sich immer mehr Privatleute eigene, vernetzte Trainingsgeräte zu und trainieren damit zuhause ähnlich wie im Profi-Kurs. (unsplash.com © Sven Mieke)

 

Dass dieser Trend derzeit Rekorde bricht, ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass es vielerorts über lange Wochen nicht möglich war und stellenweise immer noch ist, Sport im Fitnessstudio zu betreiben.

Punkten konnten vor allem Hersteller wie beispielsweise Peloton oder Sportstech. Sie offerieren Laufbänder, Ergometer und ähnliche Geräte für ein vernetztes Training.

Basis-Standard ist die Anbindung von Mobilgeräten, Smartwatches und beispielsweise auch Pulssensoren, um eine Konnektivität zur einer auf dem Gerät installierten App herzustellen. Der große Gewinner dabei ist die eigene Fitness. Sie lässt sich auf diese Weise nicht nur auf beinahe wissenschaftlichem Niveau überwachen, sondern bekommt von den schlauen Helfern auf die eigenen Schwerpunkte, Stärken und Schwächen abgestimmte Trainingseinheiten serviert.

Noch weiter geht vor allem Peloton. Der Hersteller, der von der Krise so sehr profitierte, offeriert ein breites Bukett von Live- und On-Demand-Trainingseinheiten, wodurch sich auch im eigenen Zuhause rasch das Gefühl eines gutbesuchten Kurses im Studio einstellt.

5.Immer mehr Autonomie

Viele bisherige smarte Systeme sind „nur“ smart. Das heißt, sie erlauben es „lediglich“, auf komfortablen Wegen oder über Sensoren gesteuert zu werden. Falsch ist daran nichts und diese Vorgehensweise wird auch noch sehr lange „Brot und Butter“ der digitalisierten Haussteuerung bleiben.

Allerdings zeigen bereits die oben erwähnten Backöfen mit KI, wohin die Reise allmählich geht: hin zu Haustechniken, die nach aller Definition wirklich intelligent bzw. selbstdenkend sind.

Der Grund dafür ist, dass in den vergangenen Jahren KI enorme Leistungssprünge erlebte und gleichzeitig immer kostengünstiger in Produkten für den Endverbraucher appliziert werden konnte. Heute stehen wir deshalb an der Schwelle zu einer Haustechnik, die ihre Besitzer immer besser kennenlernt.

Die Beleuchtung geht dann beispielsweise nicht einfach nur an, wenn jemand den Raum betritt; sie weiß recht schnell auch, welche Laune derjenige angesichts der Tageszeit hat und wechselt dementsprechend den Farbton – eine völlig neue Definition von „Stimmungslicht“.

Die kommenden Zeiten werden noch viele solcher Entwicklungen sehen – bis zu Haustechnik, die nach einer gewissen Einarbeitungs- bzw. Kennenlernphase gar keine Interaktion durch den Besitzer mehr erfordert; womit sich dann auch das manchmal kritisierte Problem neutralisiert, wonach die Besitzer verschiedenster Anwendungen oft recht viele unterschiedliche Steuerungs-Apps auf dem Handy installieren müssen.

5.Smart-Home für Einsteiger: Tipps zur Vorgehensweise

Wichtigstes Kaufkriterium für smarte Haustechnik sollte das sein, was man sich wirklich gern verbessern lassen möchte – nur so wird es auch gern und häufig genutzt. (unsplash.com © Patrick Campanale)

 

Auch wenn das Smart-Home in aller Munde ist, so ist es doch noch längst nicht in aller Wohnungen. Doch wie fängt man an, wenn die einzigen Kontakte mit dieser Welt sich vielleicht auf ein paar WLAN-Leuchtmittel und den omnipräsenten Sprachassistenten auf dem Handy beschränken?

Ganz einfach:

–   Zunächst ist es nötig, eine zumindest grobe Marktsondierung zu betreiben. Mittlerweile gibt es für fast alles im Haushalt eine irgendwie geartete smarte Lösung.

–   Mit dem Wissen dieser Marktsondierung sollte nun geklärt werden, was im eigenen Zuhause wirklich sinnvoll ist – Ziel ist ja, dass das Smart-Home vor allem erleichtern soll. Dementsprechend sollte hier überlegt werden, was einen besonders stört. Wer beispielsweise immer wieder den Einkaufszettel vergisst, wäre ein guter Kandidat für den Kamera-Kühlschrank. Und wer sich einfach nicht die Lage der Lichtschalter merken kann, wäre mit sensor- und/oder sprachgestützten Systemen gut beraten.

–   Wenn klar ist, welche Anwendungen es sein sollten, folgt idealerweise eine fachmännische Beratung. Dabei geht es vor allem um die richtige Leistungsfähigkeit für den angepeilten Nutzen sowie eine mögliche bzw. nötige Konnektivität mit anderen gewünschten sowie etwaigen zukünftigen Anwendungen.

Der Rest ist buchstäblich „aufstellen und verbinden“. Die allermeisten funkgestützten Systeme sind für den Endverbraucher konzipiert. Wer ein Smartphone einrichten und bedienen kann, hat keine Probleme, auch umfangreiche Smart-Home-Geräte und -Anwendungen in Betrieb zu nehmen.

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