Drei-Tage-Fieber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Drei-Tage-Fieber (Begriffsklärung) aufgeführt.
Klassifikation nach ICD-10
B08.2 Exanthema subitum (Sechste Krankheit)
ICD-10 online (WHO-Version 2016)

Das Drei-Tage-Fieber (andere Schreibweisen: 3-Tage-Fieber resp. Dreitagefieber; auch bekannt als Exanthema subitum, Roseola infantum oder Sechste Krankheit) ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die durch zwei verschiedene Arten humaner Herpesviren verursacht wird. Das Drei-Tage-Fieber zählt zu den Kinderkrankheiten. Auf ein meist dreitägiges Fieber folgt ein plötzlich auftretender Hautausschlag. Komplikationen sind selten, weshalb sich die Behandlung auf symptomatische Maßnahmen beschränkt. Eine Impfung gibt es nicht.

Erreger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Humanes Herpesvirus 6 (HHV-6)

Das Drei-Tage-Fieber wird durch das Humane Herpesvirus 6 (HHV-6) oder 7 (HHV-7) ausgelöst. HHV-6 und HHV-7 sind behüllte, doppelsträngige DNA-Viren und mit dem Cytomegalievirus (CMV, HHV-5) eng verwandt. Von HHV-6 existieren zwei Serotypen (6A vornehmlich in Afrika und 6B vornehmlich in den westlichen Ländern). In Europa erkranken Kinder praktisch nur an Typ 6B. Nach Abklingen der akuten Infektion überdauert (persistiert) das Virus im Wirtsorganismus und kann bei schwerster Immunsuppression (beispielsweise Knochenmarktransplantation) reaktivieren.

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typischer Hautausschlag bei Drei-Tage-Fieber

Das Drei-Tage-Fieber ist eine Erkrankung des Säuglings- oder frühen Kleinkindalters. Bis zum Alter von drei Jahren hatten fast alle Kinder Kontakt zu Erregern (nahezu 100%ige Seropositivität). Ältere Kinder und Erwachsene erkranken daher praktisch nie am Drei-Tage-Fieber. Die Inkubationszeit der frischen Infektion beträgt 5 bis 15 Tage. Bei typischem Verlauf kommt es drei (sehr selten maximal acht) Tage lang zu anhaltende hohem Fieber. Es gibt Hinweise dafür, dass ein Drei-Tage-Fieber häufiger mit einem Fieberkrampf einhergeht als sonstige Infektionskrankheiten.[1] Bei Entfieberung tritt rasch ein Hautausschlag mit feinen, manchmal auch leicht erhabenen Flecken auf, der typischerweise am Rumpf und im Nacken lokalisiert ist. Die Flecken können zusammenfließen und sich auf das Gesicht ausbreiten.

Epidemiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Humane Herpesviren 6 und 7 kommen auf der ganzen Welt vor. Erregerreservoir ist nur der Mensch. Die Übertragung erfolgt überwiegend durch Speichel, möglicherweise auch durch Tröpfcheninfektion. Gesunde HHV-6/7-seropositive Kinder und Erwachsene können die Viren intermittierend im Speichel ausscheiden, ohne das dies einen Krankheitswert besitzt. Dadurch stellen diese Personen Ausscheider dar.

Komplikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den häufigsten Komplikationen durch die HHV-6 und 7 gehören Durchfall und Erbrechen, Schwellung der Augenlider, Papeln auf dem weichen Gaumen und am Zäpfchen, Husten, Schwellung der Halslymphknoten, vorgewölbte und gespannte Fontanelle sowie Fieberkrämpfe. Letztere scheinen bei HHV-7 etwas häufiger aufzutreten als bei HHV-6.

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei typischem Krankheitsbild mit Auftreten des Hautausschlags nach Entfieberung wird die Diagnose klinisch gestellt, es ist also keine Laboruntersuchung notwendig. Gegebenenfalls findet sich im Blutbild eine Leukopenie und eine relative Lymphozytose. Prinzipiell kann eine vermutete Primärinfektion durch den Nachweis von HHV-6-DNA im Serum oder Plasma virologisch bewiesen werden. Humane Herpesviren selbst können in Blut, Speichel und Liquor, HHV-7 auch in Muttermilch nachgewiesen werden. Diese Untersuchungen haben aber keine praktische sondern ausschließlich wissenschaftliche Bedeutung. Die differentialdiagnostische Abgrenzung anderer Kinderkrankheiten mit Hautausschlag wie Masern, Röteln, Ringelröteln (Erythema infectiosum) oder Scharlach ist durch den typischen Verlauf in der Regel nicht schwierig.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Infektionen erfordern keine Therapie. Bei hohem Fieber erfolgt eine symptomatische Fiebersenkung. Fieberkrämpfe müssen durch eine spezifische krampflösende Medikation behandelt werden. Eine virusspezifische Therapie gibt es nicht.

Prophylaxe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Isolierung von Kindern mit akuter HHV-Infektion ist nicht erforderlich. Eine Impfung existiert nicht. Über die prophylaktische Wirkung von Immunglobulinen liegen bisher keine Erkenntnisse vor.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sadao Suga et al.: Clinical characteristics of febrile convulsions during primary HHV-6 infection. In: Arch. Dis. Child. Bd. 82, Nr. 1, 2000, ISSN 0003-9888, S. 62–66, doi:10.1136/adc.82.1.62, PMID 10630916, PMC 1718177 (freier Volltext) – (englisch).
Gesundheitshinweis Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu diese Hinweise zu Gesundheitsthemen beachten!