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5,0 von 5 SternenGefühlvoller und erstklassig visualisierter Animationsfilm.
Von2getherasoneam 4. Juni 2017
"Vaiana" (im Original: "Moana") repräsentiert die 56. Spielfilm-Produktion der Walt Disney Animation Studios und bedient sich konzeptionell teilweise ähnlicher Versatzstücke wie "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren", dem mit einem Einspielergebnis von deutlich über eine Milliarde US-Dollar bislang umsatzstärksten Trickfilm aller Zeiten. Das weltbekannte und mehrfach ausgezeichnete Animatoren- und Zeichentrickfilmregisseur-Gespann Ron Clements und John Musker ("Basil, der große Mäusedetektiv", "Arielle, die Meerjungfrau", "Küss den Frosch") nahm sich des 150 Millionen US-Dollar teuren High-End-Blockbusters an, der unter ihren Fittichen - als frühere Vertreter handgezeichneter Produktionen - erstmals nahezu ausschließlich am Computer hergestellt wurde. Die emotional berührende, sehr humorvolle und gleichermaßen spannende Geschichte um ein polynesisches Mädchen, das gemeinsam mit dem Halbgott Māui (im Original übrigens von Dwayne Johnson gesprochen, im Deutschen von Andreas Bourani) und dem Meer das einst gestohlene Herz der Göttin Te Fiti zurückzubringen versucht, um ihre Heimatinsel vor dem Sterben zu bewahren, bedient sich zu gewissen Teilen der polynesischen Mythologie und bildet in Ansätzen die dortige Kultur ab.
Die stilsichere, sowohl klassisch märchenhafte und dennoch gleichermaßen sehr moderne Mixtur aus Musical und Abenteuergeschichte mit mystischen Elementen, für die sich in diesem Fall zusätzlich zu den beiden Regisseuren noch fünf weitere, hochkarätige Drehbuchautoren verantwortlich zeigen, wurde im 2.39:1-Bildformat umgesetzt. Insbesondere die fein und differenziert gezeichneten Charaktere, der exzellente Soundtrack und die herausragende visuelle Gestaltung des rund 100 Minuten langen Films verdienen eine besondere Erwähnung. Die unzähligen Animationsfragmente wurden mit viel Präzision und einem unverkennbar professionellen Auge für kleinste Details bearbeitet und die liebevollen und ausdrucksstarken Figuren, die sicherlich nicht von jeglichem Kalkül freizusprechen sind, erscheinen trotz ihres optisch eher etwas stereotypen Erscheinungsbildes erfreulich unaufdringlich und agieren auf Gefühlsebene sehr fascettenreich. Disney vermeidet diesbezüglich glücklicherweise zunehmend häufiger simplifizierte Schwarz-Weiß-Zeichnungen, wodurch die zentralen Botschaften des Films, die sich unter anderem um Identität und Selbstfindung oder auch Vergänglichkeit und Beständigkeit und familiären Zusammenhalt drehen, für Kinder nicht nur zugänglich werden, sondern in ihrem Dualismus zudem pädagogischen Prinzipien folgen.
- - - Fazit: "Vaiana" zählt zu den uneingeschränkt empfehlenswerten Produktionen aus dem Hause Disney. Der Film, dessen komplexer und zeitintensiver Entwicklungsprozess bereits 2011 mit ersten Recherchen begann, ist allerdings eher nicht für Kinder unter sechs Jahren geeignet, da doch einige für jüngere Geschöpfe bedrohlich erscheinende und emotional aufwühlende Sequenzen enthalten sind. Randnotiz: Der tongaische Kulturanthropologe Tevita O. Ka’ili warf den Produzenten eine 'Disneyfizierung polynesischer Sagen' vor, bei dem kulturelle Wahrzeichen 'ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt und simplifiziert würden'. Man sollte diesbezüglich jedoch die Kirche im Dorf lassen: Das vorliegende Werk ist ein Kunstobjekt, das selbstverständlich auch von seinem immanenten Recht Gebrauch machen darf, sich von jeglicher Realität komplett oder teilweise loszusagen und die Wirklichkeit ganz nach Bedarf zu abstrahieren. Schließlich handelt es sich bei diesem generationsübergreifenden Abenteuer um keine Reportage oder Dokumentation, sondern um ein Feel-Good-Movie mit einer starken Heldin, die eine tolle Identifikationsmöglichkeit für junge Mädchen darstellt. Anbei: Die animierten Tätowierungen von Māui stellen das einzige, in diesem Fall durch Eric Goldberg von Hand gezeichnete Element des Films dar - und sind dabei außergewöhnlich charmant.