Am höchsten bewertete positive Rezension
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5,0 von 5 SternenEin absolutes Highlight
VonC. F.am 13. Januar 2017
Mit einem perfekten Timing direkt nach dem Gewinn von 7 Golden Globes startet "La La Land" von Damien Chazelle in den deutschen Kinos, und er hat für mich direkt alle möglichen Zweifel an diesen Lobpreisungen weggefegt. Was Chazelle nach seinem meisterhaften "Whiplash" hier auf die Leinwand bringt, ist einfach - man entschuldige das Wortspiel - ganz großes Kino und hat sich jegliche kommende Preise, inklusive eines möglichen Oscars sowie den unmittelbaren Status als modernen Klassiker verdient.
"La La Land" erzählt die Geschichte von Sebastian (Ryan Gosling) und Mia (Emma Stone), die beide ihren großen Traum des Musikers bzw. der Schauspielerin in Los Angeles, "City of Stars", wahrwerden zu lassen versuchen. Während sie damit kämpfen, dass das alles nicht so recht gelingen möchte, kreuzen sich ihre Wege vermehrt und schließlich finden sie zueinander. Was im Folgenden mit den beiden passiert und wie sich ihre Träume aufrecht erhalten lassen, erzählt der Film über knapp 2 Stunden.
Auf dem Papier ist La La Land ein Musical. Bereits die erste Szene des Films macht das mit einer großen Tanz- und Gesangsnummer deutlich und auch weiterhin wird immer mal wieder ein Lied hier und ein Tanz dort eingestreut. Jedem, der sich davon abgeschreckt fühlt, sei aber gesagt: Zum Einen hält sich der musikalische Anteil am sonst "klassischen" Film stark in Grenzen; zum Anderen sind die Lieder so schön - allen voran der Ohrwurm "City of Stars" -, die Tänze so gut inszeniert, die Übergänge zwischen Dialog und Gesang so geschmeidig und die Gesangsleistung von Ryan Gosling und Emma Stone definitiv hinreichend, dass man sich nicht an den Lieder stört - ich habe mich persönlich vielmehr immer drauf gefreut, wenn mal wieder gesungen wurde!
Davon abgesehen ist La La Land einfach ein ganz hervorragender Film. Die Ausstattung, die Kamera, Schnitt und Szenerien sind erstklassig und zeugen von Chazelles Liebe für das Genre und seiner Kreativität, die er beide in den Film einfließen lässt. Das beginnt bei besagter Anfangsszene, die minutenlang ohne sichtbaren Schnitt auskommt und mündet in eine fantastische Sequenz zum Ende des Films, die so bittersüß den ganzen Film zusammenfasst, dass man nur staunend und bewundernd da sitzt. "La La Land" ist kein klassischer Feelgood-Film, dafür sind einige Szenen zu ernst, die Thematik zwar verträumt, aber eben auch mit einem Fuß auf dem Boden der Realität. Im Ausgleich legt Chazelle den Figuren so herrliche Dialoge in den Mund und wirft so absurd komische Situationen ein, dass man nicht daran vorbeikommt, immer mal wieder laut aufzulachen. Es ist ein schöner, leiser Humor, dem durch Goslings und Stones hervorragendes Spiel und Miteinander Leben eingehaucht wird. Überhaupt sind die beiden nicht zu unrecht mit jeweils einem Golden Globe ausgezeichnet worden und gelten derzeit als das neue Hollywood-Leinwandtraumpaar. Ihr gemeinsames Spiel ist absolut natürlich und wunderbar anzusehen, darüber hinaus meistern beide ihre durchaus zwiegespaltenen Charaktere auch in ihren Solo-Szenen bravourös. Es ist ein locker-leichtes Spiel in den entsprechend fröhlichen Szenen, aber durchaus nuanciert genug in den komplexeren. Ohne zuviel zu spoilern möchte ich hier die erste und die letzte Casting-Szene nennen sowie die Szene auf der Poolparty. Einfach toll.
Fazit: "La La Land" hat mich einfach umgehauen, das merkt man vermutlich beim Lesen. Hier stimmt einfach alles, und dabei mag ich Musicals per se gar nicht mal allzu sehr. Ich hatte Chazelle nach seinem Durchbruchsfilm "Whiplash", der mich ähnlich beeindruckt hatte, ehrlich gesagt nicht noch so ein Werk zugetraut, aber ich bin umso begeisterter, was er uns da anbietet. Alles, was den Film als Medium ausmacht, abseits der auf dem Papier eher schwachen Story, fließt hier perfekt ineinander. Ich kann keinen Vergleich zu alten Musicalfilmen ziehen, da ich sie nie gesehen habe, aber dieser Film steht definitiv auf eigenen Füßen. Er fühlt sich nicht wie eine Kopie von irgendetwas an, sondern wie ein Herzensprojekt eines vernarrten Autors und Regisseurs, und diese Euphorie überträgt sich auf den Zuschauer. Großen Respekt dafür und hoffentlich erhält er den verdienten Erfolg.