Schlangenöl

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Alte Werbung für Snake Oil
Der Darsteller Ross Nelson als Schlangenölverkäufer "Professor Thaddeus Schmidlap".

Schlangenöl (aus dem Englischen snake oil) ist die Bezeichnung für ein Produkt, das wenig oder keine echte Funktion hat, aber als Wundermittel zur Lösung vieler Probleme vermarktet wird.

Der Begriff „Schlangenöl“ entstammt der Mythologie des amerikanischen Wilden Westens, wo selbsternannte Wunderheiler auf Medicine Shows „Schlangenöl“ als Heilmittel für Gebrechen aller Art verkauften. Im angloamerikanischen Sprachraum wird der Begriff „snake oil“ heute hauptsächlich als Synonym für „Quacksalber“-Medizin verwendet. Die Eindeutschung zu „Schlangenöl“ wurde erst für die übertragene Verwendung bezüglich zweifelhafter Software-Produkte gängig.

Schlangenöl-Software findet man häufig in Softwarebereichen, deren technischer Hintergrund für Laien nur schwer verständlich ist oder viel Einarbeitung erfordert. Hier finden windige Geschäftemacher leicht Kunden, indem sie ihr Produkt mit vielen wichtig klingenden, aber nichtssagenden technischen Begriffen bewerben. Die meisten Beispiele für Schlangenöl-Software stammen daher aus den Bereichen der Kryptographie, der Netzwerk-Sicherheit oder der Performance-Steigerung.

Insbesondere die Hersteller von Antivirenprogrammen werden von IT-Sicherheitsexperten häufig kritisiert, da deren Software nicht die Kunden schütze, sondern diese noch mehr Gefahren aussetze, da die immer wieder Sicherheitslücken aufwiesen, die dadurch, dass solche Programme meist mit erweiterten Rechten laufen und Systemzugriffe für andere Programme unsichtbar umlenken, besonders kritisch sind.[1]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen Syncronys Softcorp verkaufte 1995 ein Produkt namens SoftRAM 95, das laut Werbeaussagen durch Kompression den unter Windows verwendbaren Arbeitsspeicher verdoppeln und zusätzlich das Computersystem immens beschleunigen sollte. Die Zeitschrift c’t stellte durch Disassemblieren des Programms fest, dass es aus der Luft gegriffene Statistiken anzeigte und ansonsten keine weiteren Funktionen erfüllte.[2]

Im April 2014 wurde bekannt, dass eines der beliebtesten AntivirenprogrammeVirus Shield von Deviant Solutions – für Android absolut nutzlos war. Das einzige, was es konnte, war ein Icon beim Antippen zu ändern. Trotzdem war Virus Shield tausendfach installiert worden und stand sogar an der Spitze der Bezahl-Apps bei Google Play. Google erstattete anschließend allen Käufern den Kaufpreis und entschuldigte sich bei den Kunden.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Revalenta arabica: ein „Stärkungsmittel“, das im 19. Jahrhundert in Europa verbreitet war und dessen Wirkungslosigkeit später bekannt wurde.
  • Kurpfuscher

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Schlangenöl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Antivirensoftware: Die Schlangenöl-Branche - Golem.de. (golem.de [abgerufen am 21. Dezember 2016]).
  2. „Placebo forte!“, Was wirklich hinter SoftRAM 95 steckt. In: c’t Magazin für Computertechnik. Nr. 12, 1995, S. 100 (heise.de [abgerufen am 24. September 2012]).
  3. Google entschädigt Käufer von nutzlosem Virenscanner, abgerufen am 29. April 2014