Am höchsten bewertete kritische Rezension
267 Personen fanden diese Informationen hilfreich
3,0 von 5 SternenKeine Offenbarung - leider!
VonMr. Whiteam 25. Februar 2014
Diese Rezension ist spoilerfrei!
Eines vorweg: Man könnte versuchen, Robocop 2014 unvoreingenommen zu beurteilen und versuchen, den Film nur für sich sprechen zu lassen. Ich persönlich kann das nicht, schließlich ist der einzige Grund für die Existenz dieses Films das Original von 1987. Daher möchte ich zunächst ein paar Worte zum Original verlieren:
Ein interessantes Science-Fiction Setting und der Ruf, einer der brutalsten Filme seiner Zeit zu sein, brachten Robocop ab 1987 viele Zuschauer und ein langes Leben in den Videotheken. Doch warum konnte Robocop, im Gegensatz zu vielen anderen Filmen seiner Zeit die wir längst alle vergessen haben, sich über Jahre eine große Fangemeinde erhalten?
Robocop traf mit seinem Zynismus, seiner Satire auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Reagan-Ära und seinem pessimistischem Blick auf die Zukunft voll den Zeitgeist von 1987. Robocop ist ein Sci-Fi Action Film, kein Drama bei dem die Charakterzeichnung im Mittelpunkt steht. Dennoch vollbrachte Regisseur Paul Verhoeven das Kunststück, daß der Zuschauer mit allen Charakteren eine emotionale Verbindung aufbauen kann. Wir leiden mit Alex Murphy mit, dem Polizisten, der nach seiner grausamen Hinrichtung durch die Bande des Kriminellen Clarence Boddiker zu Robocop transformiert wird. Die "Bösewichter" im Film sind weder flache Abziehbilder noch sind sie "cool". Sie sind einfach Abschaum und wir freuen uns, wenn Ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Dieser Film unterhält und läßt einen gleichzeitig nicht kalt.
Es mag kitschig klingen, aber das Original hat einfach Charakter und eine Seele. Sollte ich "als Filmkritiker" eine Liste der 10 besten und kulturell wertvollsten Filme aller Zeiten aufstellen, Robocop wäre sicherlich nicht dabei. Würde man mich aber zwingen, auf alle meine Filme bis auf drei Exemplare zu verzichten, so wäre einer der Filme die ich behalten würde: Robocop.
Kommen wir nun zum Remake von 2014:
Es dürfte nur wenige Remakes geben, die bereits im Vorfeld derart verdammt wurden wie Robocop 2014. Berichte von Problemen bei den Dreharbeiten und eine kindertaugliche Altersfreigabe ließen Filmfans das Schlimmste befürchten. Robocop 1987 war ein Film der fast keine Kompromisse einging. Robocop 2014 ist ein Film, der ganz offensichtlich von vorneherein auf Massentauglichkeit getrimmt ist. Ich bin ins Kino gegangen und erwartete das Schlimmste.
Mein Fazit, nachdem ich ein paar Tage darüber schlafen konnte?
Die befürchtete Katastrophe ist ausgeblieben. Nicht nur das, Der Film hat mich in einer Hinsicht wirklich positiv überrascht. Was das Szenario und die Geschichte angeht, haben die Drehbuchautoren von Robocop 2014 einen wirklich guten Job geleistet! Sehen wir einer Tatsache ins Auge: Das Drehbuch von Robocop 1987 würde in unserer Gegenwart so einfach nicht mehr funktionieren. Totalüberwachung, (teil-)privatisierte Kriege und Drohnen, die heute halbautomatisch (und in Zukunft vollautomatisch) Kriege führen sind Realität! Was sollen wir da mit einem Mann in einem Roboteranzug?
Die Geschichte wurde gelungen in unsere nahe Zukunft transplantiert. Der Grund für die Konstruktion von Robocop ist nachvollziehbar. Die Handlungen der Protagonisten sind in sich schlüssig. Im Unterschied zum Original wurden einige Handlungsstränge stark abgeändert und die Familie von Alex Murphy spielt nun eine aktive Rolle in der Geschichte, anstatt nur in Rückblenden aufzutauchen.
Mir haben die Änderungen gut gefallen.
Nach dem Zuckerbrot für das Drehbuch muß ich nun aber leider die Peitsche rausholen und die Schwächen des Remakes erwähnen:
Eine Stärke des Originals, die emotionale Bindung zu den Charakteren, sei sie positiv oder negativ, erreicht das Remake nicht einmal ansatzweise. Das zumindest war meine persönliche Empfindung. Bis auf den Charakter von Gary Oldman, der immerhin einen soliden Job macht, bleiben alle anderen Figuren blaß. Michael Keaton? Nett. Samuel L. Jackson? Spielt Samuel L. Jackson. Und unser Hauptdarsteller der Alex Murphy/Robocop spielt? Ich habe mir einen Namen nicht gemerkt. Er hatte für mich nicht die allergeringste Ausstrahlung.
Die Actionszenen? Dynamisch und recht gut geschnitten, so wie es heute "Standard" ist. Die Filmmusik? Ist mit zu keinem Zeitpunkt positiv aufgefallen, sieht man von den wenigen Sekunden ab in der die Melodie des Original Themas erklingt.
Vom prinzipiell gelungenen Drehbuch mal abgesehen: Robocop 2014 schafft es leider zu keinem Zeitpunkt, Zeichen zu setzen. Auch wenn - bis auf die Gewaltdarstellung - alle Elemente des Originals sich in der einen oder anderen Form im Remake wiederfinden: Keins dieser Elemente ist so gut ausgearbeitet, so kompromisslos ausgelegt wie früher.
Fazit: Robocop 2014 ist ein netter, solider Sci-Fi Action Film mit einem überraschend gutem Drehbuch, aber ohne irgendwelche herausragenden Stärken die haften bleiben. In 10 Jahren ist dieser Film aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt, während das Original immer noch eine treue Fangemeinde haben wird.
Mein Tipp:
Ruhig als VoD oder im Fernsehen mal anschauen. Der Kauf einer DVD/Blu-Ray lohnt meiner Meinung nach nicht.