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5,0 von 5 SternenMit reichlich Wortwitz und dem Charme des viktorianischen Londons kehrt die Legende zurück zu ihren Wurzeln
VonFlorian Hillebergam 25. März 2016
Laut des Booklets sollen die Dreharbeiten für die vierte Staffel im Frühjahr 2016 beginnen, so dass die Filme erst 2017 erscheinen werden. Bis dahin hat man also Gelegenheit sich eingehend mit dem Special „Die Braut des Grauens“ zu beschäftigen und das hat genug liebevoll Details zu bieten, dass man es sich getrost mehrmals anschauen kann. Langweilig wird es so schnell jedenfalls nicht. Man bedenke nur, was die Macher für einen Aufwand betrieben haben, um einen Vormittag lang in der Baker Street des viktorianischen Londons zu drehen. Sämtliche Anwohner, Laden- und Lokalbesitzer wurden um ihre Mithilfe gebeten und welcher gestandene Londoner würde sie verweigern, wenn es darum geht eine Legende zum Leben zu erwecken?
Es ist sicherlich ein Stück weit Schwärmerei, zu behaupten, dass den Machern mit diesem Special ein weiterer Geniestreich gelungen ist, aber diese Schwärmerei ist keine Übertreibung und trifft den Nagel auf den Kopf.
Allein die Idee, das Erfolgsduo Cumberbatch und Freeman zurück in das Jahr 1895 zu katapultieren, ist sensationell, obwohl der gefeierter Sherlock-Darsteller zunächst alles anderes als angetan war von der Idee. Doch wer hat sich noch nicht gefragt, wie die beiden Schauspieler ihre Rollen in alter Tradition verkörpern würden?
Wie es den Verantwortlichen, allein voran Mark Gatiss und Steven Moffat, gelungen ist, trotzdem den Bogen zur eigentlichen Serie zu spannen, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Außerdem ist der Film vollgepackt mit Anspielungen und Huldigungen an das Original von Sir Arthur Conan Doyle. Angefangen bei der ersten Szene von „Eine Studie in Scharlachrot“, in der sich Holmes und Watson kennen lernen, bis hin zu den fünf Orangekernen und dem denkwürdigen Kampf zwischen Holmes und Moriarty an den Reichenbachfällen. Aber auch im Detail findet man immer wieder Verweise auf das großartige Werk Doyles. So wird dem Zuschauer hier ein beleibter Mycroft gezeigt, wie er auch in den Geschichten beschrieben wird. Von den fünf Orangenkernen und Watsons Hinweis auf die Schluderigkeit seines Hausmädchens ganz zu schweigen.
Verblüffend sind auch die Schlussfolgerungen von Sherlock und wie er den Fall letztendlich aufklärt, obwohl es zum Ende hin schon sehr surreal und verwirrend zugeht. Nichtsdestotrotz wird dem Zuschauer keine Sekunde langweilig, denn allein durch den genialen Wortwitz, der auch in der deutschen Synchronisation nichts von seinem Charme einbüßt, besitzt der Film einen hohen Unterhaltungswert. Auch die Situationskomik lockert die enorm spannende Handlung immer wieder gekonnt auf. Insbesondere die Szene im Diogenes Club, in der sich Holmes und Watson in Gebärdensprache mit dem Diener unterhalten, zeigt wie gut Cumberbatch und Freeman miteinander harmonieren.
Darüber hinaus gibt es aber keinen aus dem Cast, der keinen Gastauftritt im Special erhalten hat. Una Stubbs darf als Mrs. Hudson erneut ihre Empörung kundtun und Rupert Graves sieht mit seinem Backenbart zum Schießen aus. Louise Brealey (Hooper), Amanda Abbington (Mary) und Andrew Scott sind ebenfalls wieder mit von der Partie.
Immerhin haben sich die Macher nicht lumpen lassen und noch einmal gut eineinhalb Stunden Bonusmaterial dazugepackt, so dass man am Ende genau weiß, was sich wer bei welcher Szene eigentlich gedacht hat, und wie es überhaupt möglich war Sherlock über hundert Jahre in die Vergangenheit zu transportieren. Ein zwölfseitiges Booklet macht das Päckchen vollständig, das für jeden SHERLOCKianer eine wahre Offenbarung ist.