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10 of 16 people found this helpful
3.0 out of 5 starsWeitgehend amüsante Gesinnungserziehung
ByJohann Öttlon 20 February 2016
Timur Vermes' gleichnamige Romanvorlage habe ich bereits kurz nach Erscheinen mit Vergnügen gelesen. Gespannt war ich daher auch auf diese Verfilmung. Diese zeigt sich allerdings recht frei. Wie andere Rezensenten bereits angemerkt haben, abgesehen von der Grundidee und einzelnen Szenen hat die Verfilmung wenig mit der Vorlage gemein. Das wäre an sich nicht unbedingt tragisch, denn dem Medium Film müssen auch gewisse Zugeständnisse gemacht werden. Weitaus problematischer finde ich allerdings, dass der Film eine klare politische Botschaft vermitteln soll.
Das Buch ist eine Mediensatire und Posse, mit durchaus geistreichem Witz, wobei dem Autor auch eine tiefere Recherche und Kenntnisse der Materie zugesprochen werden können. Diese Verfilmung übernimmt davon nur einzelne Motive. Über einzelne Fehler, wie die falsche Augenfarbe und Körpergröße, sowie falsche Aussagen Hitlers möchte ich mich gar nicht weiter mokieren, das wäre wohl übertrieben. Anders als im Buch, wo dieser als nachdenklicher, ja fast schon poetischer Charismatiker beschrieben wird, erscheint er im Film erneut nur wieder wie eine Karikatur seiner selbst. Anders als Vermes, hatte man wohl auch kein Interesse daran, Elemente aus Hitlers "Tischgesprächen" oder "Monologen" oder den Memoiren von Traudl Junge miteinzubeziehen. Dies hätte wohl nicht zur beabsichtigten Botschaft gepasst.
Gerade die erste Hälfte des Filmes unterhält gut mit zahlreichen amüsanten Szenen, vor allem jenen, die sich näher an die Buchvorlage halten. Zwischendurch zeigt der Film immer wieder Szenen, die den "Führer" in Gesprächen und Provokationen in der Öffentlichkeit zeigen. Wie bei vergleichbaren Filmen, etwa den Werken von Sacha Baron Cohen, bleibt aber auch hier die Frage, was davon tatsächlich authentische Reaktionen und Dialoge sind. Diese Szenen und Provokationen dienen dann vor allem dazu, Passanten und Gesprächspartner zu "politisch unkorrekten" Aussagen zu verleiten, wohl um zu zeigen, wie sehr "schlimme rechte" Ansichten in der Bevölkerung vertreten sind. So wollen eben Darsteller und Regisseur aus den Gesprächspartnern die Aussagen herauskitzeln, die ihnen genehm sind. Beim Gespräch mit dem AfD-Politiker Peterka, der sich nicht zu unklugen Äußerungen hinreißen lässt, schläft der "Führer" ein. Auf den Leim gegangen sind sie dabei aber wohl dem NPD-Politiker Richter, der ihnen bewusst die Aussage lieferte, die sie wollten.
Der Film ist insgesamt also plumbe Volkspädagogik, gemäß dem vorherrschenden linken Zeitgeist, die gerade zum Ende hin schon ins Hetzerische gerät. Da werden Pegida-Demonstranten mit gewaltätigen Linksextremisten zusammen geschnitten, was Hitler zufrieden kommentiert, damit könne man arbeiten. Somit sollen also entsprechende Zusammenhänge konstruiert werden. Wer den herrschenden Zeitgeist, mit Multikulti, Selbstauflösung und dem Zerfall nationaler Identität kritisiert, kann also nur ein Nazi sein, der sich das "Vierte Reich" herbeisehnt.
Diese Holzhammer-Methode ist zwar leicht durchschaubar, hinterlässt aber dennoch einen faden Beigeschmack.