Am höchsten bewertete positive Rezension
7 von 8 Personen haben dies hilfreich gefunden.
4,0 von 5 Sternenmit Geduld: eine durchaus positive Überraschung
VonSeilerSeiteam 22. Dezember 2015
Ewiges Leben ist schon nicht übel. Da allerdings nicht jeder gerne einfach auf das warten möchte, was nach dem Tod kommt, sichert man sich lieber ab. Besonders wenn es mithilfe von reichlich Geld und modernster Wissenschaft halbwegs kontrollierbar ist und einem darüber hinaus noch einen athletischen jungen Körper beschert. Tarsem Singhs neuer Film beweist, dass so etwas auf der Leinwand durchaus funktionieren kann. Das Endprodukt überrascht aber vor allem an unerwarteten Stellen.
SciFi-Light, ein bisschen Geballer und am Ende wird alles gut? Trailer und Handlungsübersicht legen diesen Schluss nahe, aber ganz so einfach macht es dieser Film dem Zuschauer nicht. Regisseur Singh, der bisher vor allem mit hervorragender Bildinszenierung geglänzt hat, macht aus diesem Streifen mehr als den üblichen Actionfilm für zwischendurch. Sei es der regelrecht ruhige Beginn (bis zur ersten Schießerei vergeht eine gute halbe Stunde) die Leistung der Darsteller oder die exquisiten Bilder - man kann diesen Film wirklich genießen. Wer etwas flotteres erwartet, wird sich vielleicht ein wenig gedulden müssen. Die Actionszenen sind vorhanden und spannend inszeniert, nehmen aber nicht den Hauptteil der Geschichte ein. Im Herzen scheint Self/Less eher ein Drama zu sein, das sich mit dem Wunsch nach der Unsterblichkeit, dem Jugendwahn und den daraus folgenden Konsequenzen auseinandersetzt. Diese nicht unbedingt den angekündigten Erwartungen entsprechende Eigenschaft hat wahrscheinlich auch für die insgesamt eher durchwachsenen Kritiken gesorgt.
Es stimmt schon, man braucht Zeit für diesen Film. Die Lauflänge von knapp zwei Stunden ist großzügig bemessen, man erzählt ausführlich und löst alle Handlungsstränge zufriedenstellend auf. Ryan Reynolds zunächst etwas sparsames Spiel muss nicht an begrenzten Fähigkeiten liegen, sein Charakter muss sich in dem neuen Körper erst einmal zurechtfinden und später wird es ja noch besser. Dazu sollte man allerdings gewillt sein, dem Film eine Chance zu geben. Ben Kingsley ist der übliche Fels in der Brandung und passt in seine Rolle, auch wenn er gerade einmal fünfzehn Minuten lang zu sehen ist. Der übrige Cast überzeugt mit soliden Leistungen, lediglich von Natalie Martinez hätte ich ein bisschen mehr als die panische Mutter mit dem ewig gleichen erschrockenen Gesicht erwartet. Dafür wird man an anderen Stellen wieder positiv überrascht, vor allem durch die schick gemachte Action und den gelegentlich experimentellen rhythmischen Schnitt, der (in positiver Hinsicht) an ein Musikvideo erinnert.
Die zur Sichtung vorliegenden DVD bringt den Film mit klaren Farben und druckvollem Sound ins Heimkino. Nur am Bonusmaterial wurde etwas gespart, lediglich zwei Featurettes erklären Dinge, die eigentlich im Film selbst schon hinreichend beschrieben wurden.
Originaltitel: Self/less
Darsteller: Ryan Reynolds, Ben Kingsley, Matthew Goode, Natalie Martinez, Michelle Dockery, Derek Luke uvm.
Regie: Tarsem Singh
Jahr: 2015
Label: Concorde Home Entertainment
Laufzeit: 112 min
FSK: ab 12 Jahren