Denkpause im Spekulationssturm
Von Martin Hoffmann
München - Der Mann, der es am besten wissen muss, verliert langsam den Überblick.
In der "Bild" vom Dienstag wurde ihm noch versichert: " Neapel oder Florenz - Hauptsache Italien..."
Auf keinen Fall Italien, meldet dagegen nun die "Stuttgarter Zeitung": "Vielmehr führt die Spur nach England, wo er die Wahl zwischen zwei Topadressen hat: Manchester City oder FC Chelsea."
Während die zeitgleich veröffentlichte "Sport Bild" den Kompromiss sucht: "Das Rennen wird Stand jetzt zwischen dem FC Chelsea und dem AC Florenz entschieden, der SSC Neapel und Atletico Madrid sind aus dem Rennen."
Eine Auswahl, die Uli Ferber, der Berater von Mario Gomez, auch langsam über den Kopf wächst. "Wenn ich mit denen allen gesprochen hätte, wäre ich ja nur noch unterwegs", erklärt er im Gespräch mit SPORT1.
Entscheidung Ende der Woche
Ferber sagt damit nicht, dass er mit keinem gesprochen hätte. Er mag inzwischen gar nichts mehr sagen zu dem Wirrwarr der potenziellen Ziele des Bayern-Stürmers.
"Ich kommentiere gar keine Vereine mehr", stellt Ferber fest, das habe auch mit "Respekt" zu tun.
Nur so viel: "Wir werden uns Ende der Woche positionieren. Wir haben keine Eile, wir werden keinen Schnellschuss machen in irgendeiner Form. Wir nehmen uns zwei, drei Tage Zeit und vorher wird auch nichts passieren."
Im Auge des Spekulationssturms versucht Gomez also eine Entscheidung in Ruhe zu treffen - die er dann den Bayern mitteilen will.
Austausch mit Berater
Am Dienstag gab es ein Gespräch zwischen ihm und seinem Berater. "Wir haben uns ausgetauscht und die Saison erörtert", berichtet Ferber.
Zum Schluss, dass alles super gelaufen ist, werden die beiden dabei kaum gekommen sein.
Was stattdessen passiert, ist bekannt: Gomez hat seinen Stammplatz an Mario Mandzukic verloren - und Aussicht auf Besserung besteht eher nicht, wenn die Bayern für die kommende Spielzeit noch Robert Lewandowski von Dortmund loseisen können.
Schlechte Signale aus der Führung
Trotz allem hat Gomez bis vor kurzem noch den Willen ausgedrückt, zu bleiben und zu kämpfen.
Sein Klub hat ihm laut "Sport Bild" aber inzwischen signalisiert, dass seine persönlichen Erfolgsaussichten unter Neu-Coach Pep Guardiola nicht die besten sind.
Gomez dürfte die Signale hören und einen Wechsel ins Ausland anvisieren - vor allem mit Blick auf seine Nationalmannschaftskarriere, die vor der WM 2014 nicht auch noch einen Knick bekommen soll.
Noch diese Woche, so Ferber, wolle man sich "festlegen und sagen, in welche Richtung es geht".
England lockt mehr
Richtung Italien? Dafür spricht das Beispiel von Nationalsturmkollege Miroslav Klose, der die Bayern unter ähnlichen Umständen verließ und dort sein Glück fand.
Dagegen sprechen die größeren Verlockungen in der Premier League: Gomez könnte dort bei einem reichen Vorzeige-Klub wie Chelsea oder ManCity unterkommen - würde sich aber damit auch dessen Launen ausliefern.
Ob Jose Mourinho mit Gomez nicht ebenso wenig anfangen kann wie Guardiola? Ob City - das laut "Stuttgarter Zeitung" der Favorit ist - nicht nach zwei torlosen Spielen den nächsten 30-Millionen-Transfer präsentiert?
Neapels Vorzüge
Mehr Sicherheit hätte er bei Neapel, das neben 6,5 Sonnenstunden täglich auch - wie Chelsea und City - die sichere Champions-League-Teilnahme bietet.
Das Interesse beim SSC scheint auch am weitesten gediehen, von einem sicheren oder sicher nahenden Transfer war deshalb schon die Rede. Ferber allerdings hat Verhandlungen mit dem SSC mehrmals ausdrücklich bestritten.
Die sind laut FIFA-Statuten offiziell auch gar nicht erlaubt, da Gomez' Vertrag noch bis 2016 läuft.
Der letzte große Vertrag
Einen Langzeitkontrakt will Gomez auch von seinem möglichen neuen Arbeitgeber - wenn der Deutsch-Spanier trotz aller Widrigkeiten nicht doch noch unter Guardiola sein Glück versucht.
Mit seinen bald 28 Jahren geht es für ihn ja auch schon um das, was der Fachmann den letzten großen Vertrag nennt.
Gomez hat seine Gründe, weshalb er noch ein paar Tage über seine Zukunft brüten will.