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Deutsche Ausgabe "Huffington Post" startet mit Unions-Bloggern

Die "Huffington Post" gilt in den USA als linksliberales Gegengewicht zu Medien wie "Fox News". Die am Donnerstag gestartete deutsche Ausgabe zeichnet sich bislang eher durch eine gewisse Nähe zur Union aus.

München - Die deutsche Ausgabe der Onlinepublikation "Huffington Post"  ist am Donnerstag gestartet. Die Mutter-Website stammt aus den USA und wurde im Jahr 2005 gegründet, längst gibt es jedoch auch Ausgaben auf Spanisch, Französisch, Italienisch und Japanisch. Nun soll die deutschsprachige Ausgabe für Deutschland, Österreich und die Schweiz ein Nachrichtenportal und eine Plattform für Meinungsbeiträge werden, angedockt an das Angebot von "Focus Online". Das Internetunternehmen AOL hatte die "Huffington Post" 2011 für 315 Millionen Dollar übernommen.

Zu den Gastautoren, die unentgeltlich Meinungsbeiträge für die deutsche "Huffington Post" schreiben sollen, gehören zum Start der scheidende Telekom-Chef René Obermann und Kasper Rorsted, der Vorstandsvorsitzende der Henkel AG, der Karstadt-Investor Nicolas Berggruen und der Unternehmer und Metro-Aufsichtsratsvorsitzende Franz Haniel.

Boris Becker über seinen Twitter-Streit mit Oliver Pocher

Außerdem sollen die Schauspielerinnen Miriam Pielhau, Jutta Speidel und Uschi Glas für die "Huffington Post" schreiben, ebenso wie Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Robert Zollitsch, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz. Auch einige Politiker konnten Markengründerin Arianna Huffington, "Huffington Post"-Mitbesitzer Hubert Burda, der designierte Chefredakteur Sebastian Matthes und der "Anchorman" Cherno Jobatey als Gastblogger gewinnen: die Unionspolitikerinnen Ursula von der Leyen, derzeit Arbeitsministerin, und die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär.

Zollitsch begrüßt die Leser der Startausgabe anlässlich des internationalen Tages gegen die Todesstrafe mit einem Eintrag zum Thema "Todesstrafe kann auch Mord sein", und auch der EKD-Ratsvorsitzende Schneider befasst sich mit diesem Thema. Unterhalb des Seitenaufmachers findet sich dazu auch ein Bericht, in dem das Schicksals eines US-Häftlings in der Todeszelle geschildert wird.

"Perspektiven der jüngeren Generation in den Mittelpunkt stellen"

Dorothee Bär (CSU) wendet sich an die "Netzgemeinde" und fordert sie auf, in ihren Bemühungen um gute Netzpolitik nicht nachzulassen. Ex-Tennisspieler Boris Becker berichtet über die Reaktionen auf seine Autobiografie ("Ich habe gehörig auf die Ohren bekommen"), lästert dabei ein bisschen über deutsche Medienschaffende und nimmt Stellung zum Twitter-Gekabbel mit Oliver Pocher ("Eine bessere PR hätten wir für unser Buch doch gar nicht bekommen können").

Redaktionell steigt die "Huffington Post" mit einer eigens in Auftrag gegebenen Umfrage in die Seite ein, derzufolge "immer mehr Deutsche genug vom Koalitionspoker" haben. Einzige politische Stimme zum Thema ist Michael Grosse-Broemer, der Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag. Gastautorin Ursula von der Leyen (CDU) wird von einer "Focus"-Korrespondentin im Video zum "journalistischen Konzept der 'Huffington Post'" befragt, der Nordrhein-Westfälische CDU-Vorsitzendende Armin Laschet zu den Koalitionsverhandlungen.

Während die Mutter-Plattform aus den USA ursprünglich als explizit linksliberales Gegengewicht zu Medien wie "Fox News" angetreten war, zeichnet sich die deutsche "Huffington Post" in ihrer Startausgabe also eher durch eine gewisse Nähe zu den Unionsparteien aus.

Der künftige Chefredakteur Matthes - sei bisheriger Arbeitgeber lässt ihn noch nicht gehen, deshalb firmiert er noch als "designierter Chefredakteur" - betont in seinem Gruß an die Leser, die "Huffington Post" stehe "allen offen: Cineasten, Wissenschaftlern, Schauspielern, Schriftstellern, Technik-Apologeten, Köchen, Sportlern, Müttern und Vätern". Explizit wolle man "immer wieder auch die Perspektiven der jüngeren Generation in den Mittelpunkt stellen". Das kann ja noch werden.